Duisburg. Die DVG hat im September 2017 das Experiment „myBus“ gestartet. Jetzt soll das ganze Duisburger Stadtgebiet abgedeckt werden.

Die Idee passt zum Zeitgeist: Geringerer Schadstoffausstoß durch weniger und kleinere Fahrzeuge und gleichzeitig ein ÖPNV-Angebot, das sich am individuellen Bedarf des Kunden orientiert. So lässt sich „myBus“ auf den Punkt bringen – das „innovative Mobilitätsangebot“ der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG), das Ende 2016 mit der Entwicklung der Routenplaner-App seinen Anfang nahm, und seit September 2017 tatsächlich auch auf einigen Duisburger Straßen unterwegs ist. Wie unsere Redaktion erfuhr, will die DVG nun den ganz großen Wurf wagen und hat bereits entsprechende Anträge gestellt.

Bundesweit bisher einzigartig wäre die Ausweitung des Angebots auf das ganze Stadtgebiet. Statt wie bisher nur von Meiderich bis Wanheimerort und von Hochheide bis Neudorf, sollen die flexiblen Klein-Busse schon bald das ganze Duisburger Stadtgebiet abdecken. Mit einer Einschränkung: die Strecke darf nicht länger als 15 Kilometer sein. Das bestätigt DVG-Sprecher Ingo Blazejewski auf Nachfrage. Dennoch könne man so ziemliches jedes Ziel in der Stadt erreichen.

Die nötigen Anträge sind bei der Stadt schon eingereicht worden. Sobald die Genehmigung vorliegt will die DVG ihr Angebot ausweiten.

DVG will dem Bedarf der Duisburger Nachtschwärmer gerecht werden

So funktioniert myBus in Duisburg

Die Fahrzeuge (Mercedes Vito) werden laut DVG am Wochenende im Schnitt zwischen 50 und 100 Mal gebucht. Das funktioniert ausschließlich digital, über die myBus-App. Bislang seien über 60 Prozent der App-Nutzer männlich. Nutzer zwischen Mitte Zwanzig und Mitte Dreißig griffen mit über 30 Prozent am häufigsten auf das Angebot zurück.

Sowohl die Buchung des Busses als auch die Bezahlung des Tickets erfolgt ausschließlich per App. Die Fahrzeuge sind durch den myBUS-Schriftzug und durch die auffälligen, roten Diagonalflächen gut erkennbar.

„Die Straßenbahnen und das Busliniennetz bilden auch weiterhin das Rückgrat des städtischen Nahverkehrs“, versichert Blazejewski. Mit „myBus“ sei die DVG aber einen entscheidenden Schritt weitergegangen, um erstmals ein individuelles Mobilitätsangebot zu etablieren. „Gleichzeitig erkennen wir darin langfristig das Potenzial, Verkehrsemissionen zu reduzieren und den Nahverkehr in Randgebieten oder zu Schwachverkehrszeiten effizienter und kundenorientierter zu gestalten. Wenn die Nachfrage beispielsweise so niedrig ist, dass sie den Einsatz großer Linienbusse nicht rechtfertigt, kann myBUS die Chance bieten, den Duisburgern dennoch eine Lösung anzubieten, die gleichzeitig aber auch ihre ganz individuellen Bedürfnisse berücksichtigt“, unterstreicht DVG-Sprecher Blazejewski.

VRR muss Sondertarif für myBus in Duisburg genehmigen

Eine Schwachstelle hat das Konzept aber noch, die die Akzeptanz der Angebotserweiterung insgesamt gefährden könnte. Zum 1. Februar hat der VRR einen neuen Tarif für „On-Demand-Angebote“ festgelegt, der nun für alle ÖPNV-Unternehmen im Verkehrsverbund gilt. Anstelle eines Festpreises für alle Fahrten basiert der Fahrpreis nun auf der gefahrenen Entfernung. Die Maximalstrecke von 15 Kilometern kostet seither zwölf Euro und vier Euro für Mitfahrer (ohne Ermäßigungen). „Das ist sehr hoch angesetzt und macht sich auch an unseren Fahrgastzahlen bemerkbar“, gibt Pressesprecher Blazejewski zu. Deshalb will die DVG bei der Ausweitung auf das Stadtgebiet zumindest temporär einen Sonderpreis einführen. Die Maximalstrecke soll regulär 8,70 und für Mitfahrende 3 Euro kosten.

Bedenken von Duisburger Taxibetreibern, dass die DVG mit diesem Angebot zur geschäftsgefährdenden Konkurrenz wird, entgegnet Blazejewski mit dem Hinweis, dass weiterhin nur fünf myBus-Fahrzeuge im Einsatz sind und es bereits jetzt Überlegungen gebe, Taxiunternehmen mit einzubeziehen, wenn die eigenen Fahrzeuge nicht mehr reichen sollten.