Beim dreitägigen Fest kam die St. Sebastianus Schützenbruderschaft von 1420 ganz schön ins Schwitzen. Der neue König heißt Helma Meier.

Der Wettergott meinte es in diesem Jahr gut mit den 1420ern. Vielleicht ein wenig zu gut. Jedenfalls lässt sich mit Fug und Recht sagen: Das Schützenfest der St. Sebastianus Schützenbruderschaft von 1420 in Wanheimerort war eine heiße Sache. Und wenn es eine Handbewegung gibt, die das lange Wochenende bestens beschreibt, dann ist es der Griff zum Taschentuch, mit dem sich die Schützen über das Gesicht wischten.

Erfrischend war nur der Fassanstich durch Bürgermeister Erkan Köcalar. Der versuchte so lange vergeblich, den Zapfhahn ins Fässchen zu schlagen, bis es sich schwallartig auf ihn und den Fußboden entlud. Mit Wasser wäre das noch erfrischender gewesen. Das wurde beim Schützenfest übrigens mindestens genau so oft bestellt wie Gerstensaft.

Der neue Hofstaat: König Helma Meier (2. v. l.), ihr Begleiter Lothar Bargel (Mitte(, das Marschallpaar Rolf und Renate Lauten (rechts) sowie Adjutant Karsten Vogt (1. v.l.)
Der neue Hofstaat: König Helma Meier (2. v. l.), ihr Begleiter Lothar Bargel (Mitte(, das Marschallpaar Rolf und Renate Lauten (rechts) sowie Adjutant Karsten Vogt (1. v.l.) © Foto: Fabian Strauch

Lothar Bargel ließ den Schweiß irgendwann einfach laufen. Schließlich ist er als 1. Brudermeister nicht nur für alles verantwortlich, er ist auch so etwas wie Mädchen für alles im Verein: So hatte er nicht nur einen großen Teil der dreitägigen Festivität organisiert, begrüßte Gäste, übergab Ehrungen und Auszeichnungen. Der 76-Jährige packte auch überall mit an: beim Versetzen von Bierwagen, dem Heranrollen neuer Fässer oder dem Auf- Und Abbau von Pavillons. „Ich habe ja nur ein halbes Dutzend Helfer“, so der gestresste Bargel. Kaum eine Minute, in der mal nicht jemand irgendwas von ihm wissen wollte.

Ach ja: Die hölzernen Vögel, die am ersten Tag beim Königs- und Bürgervogelschießen vor der Scania-Arena an der Margaretenstraße zerschossen wurden, hat der 1. Brudermeister auch selbst gebaut. Aus Fichte, 50 Millimeter stark.

Helma Meier schoss den Vogel ab

Lothar Bargels größte Sorge bewahrheitete sich allerdings nicht. Auch im 600. Jahr des Bestehens der Bruderschaft gibt es einen Schützenkönig. Helma Maier holte den Rumpf des zerfledderten Vogels mit dem 88. Schuss von der Stange und wurde dafür von ihren Vereinskollegen auf Schultern getragen. „Ich hatte es schon letztes Jahr versucht“, so die 64-jährige Rentnerin, die erst die zweite Frau mit Königswürde bei den 1420ern ist. „Ich freue mich, dass es nun geklappt hat.“

Das Wappen der St. Sebastianus Schützenbruderschaft von 1420 
Das Wappen der St. Sebastianus Schützenbruderschaft von 1420 

Als Begleiter, in anderen Vereinen auch etwas schwülstig Prinzgemahl genannt, wird in den kommenden 12 Monaten übrigens Lothar Bargel im Einsatz sein. Ehefrau Gerda kommentierte den Umstand, dass ihr ehrenamtlich höchst aktiver Gatte aufgrund der Verpflichtungen des Hofstaates noch öfter unterwegs sein wird, mit einem Grinsen: „Da bin ich ihn halt mal wieder los.“

Im und rund ums Gemeindehaus St. Michael wurde gefeiert

Am zweiten und dritten Tag des Schützenfestes verlagerte sich das Geschehen ins Gemeindehaus St. Michael an der Markusstraße. Dort wurde am Samstagabend Abschied vom letztjährigen Königspaar genommen. „Es war eine schöne Zeit, da werden wir noch lange von sprechen“, waren sich König Dieter Horstkamp und Elke Momber einig. „Und ich bleibe ja König“, grinste Horstkamp verschmitzt. Denn im April schoss er beim 1. Duisburger Stadtschützenfest den Vogel ab und darf sich bis zum nächsten Schützentreffen Stadtkönig nennen.

Von der Königskette der Sebastianer musste er sich aber trennen. Sie wanderte schnurstracks weiter an den Hals der hoch erfreuten Helma Maier. Vor dem Krönungsball waren die Schützen und Delegationen einiger befreundeter Vereine zum traditionellen Zapfenstreich aufmarschiert. Angesichts von 35 Grad im Schatten verzichtete man schlauerweise auf Rock und Hut. So mancher mag nicht nur das traditionelle Outfit vermisst haben, sondern auch an glorreichere Tage gedacht haben, als für den Aufmarsch noch der gesamte Michaelsplatz gesperrt werden musste. Am Sonntagabend reichte den Schützen der kleine Platz vor der Kirche an der Erlenstraße.