Duisburg. Zum zweiten Mal hat die Deutsche Oper am Rhein ins Duisburger Theater eingeladen. Beim Mitsingkonzert versagt manchen Kindern die Stimme.
Beim Besuch des Opernhauses darf das Publikum normalerweise nur zuhören, muss aber den Mund halten. Bei „Sing Together“ ist das anders, denn da ist Mitsingen Pflicht. Zum zweiten Mal ging das innovative Konzertformat jetzt über die Bühne des Stadttheaters. Zwei Stunden musizierten die Duisburger Philharmoniker sowie Opernchor und Kinderchor der der Deutschen Oper am Rhein gemeinsam mit dem Publikum, das aus Duisburg, Oberhausen, Rheinberg, Mülheim und Düsseldorf gekommen war. Die Schüler waren bereits im Unterricht auf den Abend vorbereitet worden.
Zum Einsingen gibt es Lockerungsübungen und wird gejault
Sabina López Miguez, die den Kinderchor der Rheinoper leitet, startet mit einigen Auflockerungsübungen, zum Einsingen jault der ganze Saal abwärtsgleitende Töne oder singt Dreiklänge auf das Wort „Blau“. Moderator Malte Arkona gibt auch den Animateur und fragt nach, wer im Saal den Liedtitel „Supercalifragilisticexpialigetisch“ aus „Mary Poppins“ aussprechen kann. Da gehen die Finger gleich reihenweise in die Höhe. Als der „Mary Poppins“-Block mit „Ein Löffelchen voll Zucker“ beginnt, werden die Kinder aber geradezu von der Musik überrumpelt: Zwar stehen Sabina López Miguez und Patrick Francis Chestnut im Saal und geben dem Publikum Einsätze, aber das Vorspiel, das Gerhard Michalski am Pult der im Orchestergraben sitzenden Philharmoniker dirigiert, ist so kurz, dass viele Kinder noch gar nicht wissen, dass sie schon dran sind. Erst bei dem Lied mit dem langen und komplizierten Wort scheint das Eis zu brechen und der ganze Saal singt begeistert mit.
Das Publikum schwankt zwischen reserviert und voll dabei
Auf Malte Arkonas Frage, ob die Kinder denn Volkslieder kennen würden, gibt es anfangs ratlose Gesichter, ein Junge meint sogar: „Dafür sind wir doch viel zu jung!“ Ein anderer Schüler traut sich dann aber das türkische Volkslied „Üskudara“ mit frischer Stimme ins Mikrophon zu singen, und auch der große Chor des Publikums stimmt das wehmütige Stück mit viel Gefühl an. Die Resonanz auf die einzelnen Lieder ist sehr unterschiedlich: Einige Kinder bleiben, trotz intensiver Vorbereitung durch ihre Lehrer, in ihrer reservierten Publikumshaltung und singen nicht mit. In einigen Ecken des Saales wird dauernd geredet, während die Jugendlichen bei Lieder wie „Es führt über den Main“ oder „Die Gedanken sind frei“ voll dabei sind.
Musiker bleiben im Orchestergraben leider unsichtbar
Manchmal wirken die vollen Chorarrangements, die von der Bühne in den Saal schallen, einschüchternd. Viele Kinder kennen nur die Melodie eines Liedes, und wenn dann der Opernchor oder der Kinderchor komplizierte Gegenstimmen singen, erkennen viele Kinder die oft geprobten Stücke gar nicht mehr wieder. Schade ist, dass die Duisburger Philharmoniker, die mit vielen originellen Instrumenten aufspielen, im Orchestergraben sitzen. Bei solch einem Konzert für das junge Publikum, das bisher wenig Berührung mit klassischer Musik hat, hätte man sich gewünscht, dass die Kinder auch sehen, wie Musik gemacht wird.