Duisburg-Alt-Hamborn. . Die Alt-Hamborner Schützen haben zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein Vogelschießen abgebrochen – und stehen jetzt ohne König da.
Katerstimmung bei den Bürgerschützen Alt-Hamborn: Zum ersten Mal in der 182-jährigen Geschichte gibt es keinen König. Die sechs Aspiranten hatten am Montagabend einen Rückzieher gemacht nach dem Motto: „Ich will ja gar nicht König werden, ich dachte Du wolltest…“ Da blieb dem Präsidenten Michael Feller letztlich nur, die Notbremse zu ziehen und das Vogelschießen abzubrechen.
Nach einer ausgelassenen Feier war den Schützen und ihren Gästen im Stadtwald Hamborn anschließend nicht zu Mute. Es blieb bei einem Absackerbier mit Gesprächen. Die kreisten immer wieder um die Fragen: „Wieso ist das passiert? Was ist falsch gelaufen? Warum wollte keiner der Aspiranten König werden?“ Fragen, die in den kommenden Tagen und Wochen zu klären sein werden.
In den 1980er Jahren gab es einen König, der zurückgetreten ist
Michael Feller und seine Truppe sind nicht wirklich glücklich ob der Situation. Schauen aber inzwischen recht gelassen nach vorne: „Ich mach’ mir keinen großen Kopp. Das ist halt der Lauf der Zeit.“
Vereinssprecher Hermann Eschenbruch hat schon von befreundeten Schützenvereinen Mut zugesprochen bekommen. Nach dem Motto: „Sowas haben wir auch schon mal gehabt.“ Derartiges passiere irgendwann einfach mal.
Eine ähnliche Pleite hatten die Hamborner übrigens schon 1984 erlebt: Da war König Horst Theis nach wenigen Tagen vom Amt zurückgetreten. Was zu einem Jahr ohne König führte. Damals hatten die Alt-Hamborner Grünröcke aus der Not eine Tugend gemacht und den Zwei-Jahres-Festrhythmus durchbrochen. Schon im Folgejahr fand das nächste Vogelschießen statt und siehe da: Es gab wieder einen König. Ob auch jetzt schon nach einem Jahr der nächste Wettbewerb folgt, ist noch offen. „Fest steht, dass es ein weiteres Schützenfest geben wird“, sagte Hermann Eschenbruch am Dienstag im Gespräch mit dieser Zeitung.
Die Hamborner werden bei anderen Festen Flagge zeigen
Auch ohne König wird der Hamborner Traditionsverein in den kommenden Wochen und Monaten – buchstäblich – Flagge zeigen. Die neue Fahne ist schließlich erst am Samstagabend beim Großen Zapfenstreich eingeweiht worden. „Wir werden große Abordnungen zu den befreundeten Vereinen schicken“, sagt Michael Feller. So werden etwa Ex-Könige und der Vorstand den 255 Mitglieder starken BSV repräsentieren, wenn es andernorts um die Königswürde geht. Auch Heinz-Jürgen Lobreyer, der mit einem Ball als König der Hamborner Schützen verabschiedet wurde, war am Montagabend sicher, dass der schwarze Tag schnell vergessen sein wird. Hermann Eschenbruch ist noch heute erfreut über Lobreyers „flammende Rede zum Wohl des Schützenwesens“.
Sören Link sichert sich die Krone mit seinem Ehrenschuss
Am Finanziellen kann es laut Eschenbruch nicht gelegen haben, dass sich alle Schießteilnehmer zurückgezogen hatten. „Anders als bei anderen Vereinen übernehmen wir als Verein alle Kosten für Musik etc.. Die Könige müssen nur mal ne Runde schmeißen.“
Erstmals seit vielen Jahren war übrigens auch der Oberbürgermeister auf dem Festplatz: Sören Link sicherte sich mit seinem Ehrenschuss die Krone.