Saleem Ashkar hat im Duisburger Lehmbruck-Museum in acht Konzerten alle 32 Sonaten von Beethoven gespielt. Das Publikum feiert den Pianisten.
Gemeinsam mit dem Duisburger Publikum ist Saleem Ashkar einen weiten Weg gegangen. In acht Konzerten hat er in dieser und der letzten Saison im Lehmbruck-Museum alle 32 Klavier-Sonaten Ludwig van Beethovens gespielt. Den fulminanten Schlusspunkt bildete nun die „Hammerklaviersonate“, die Beethovens größtes Werk der Gattung ist und sinfonische Ausmaße besitzt.
Vor der Pause erklingen zwei eher leichtgewichtige Stücke, die der Komponist zwischen 1798 und 1802 schrieb. Die Sonate Nr. 9 E-Dur atmet noch deutlich den Geist des Rokoko, während sich der Komponist in der Sonate Nr. 18 Es-Dur schon widerborstiger gibt. Die permanenten Stimmungsumbrüche, die Ashkar nach dem Konzert als „das Kämpfende“ beschreibt, betont der Pianist besonders und steigert sich dabei zu kleinen dramatischen Ausbrüchen. Gleichzeitig hat er immer die großen Bögen im Auge. In der Sonate Nr. 18 wird das Menuetto mit großer Andacht zu einem musikalischen Gebet geformt. In den umrahmenden Sätzen des Scherzos und dem Presto con fuoco prescht Ashkar geradezu in einem galoppierenden Tempo davon.
Er spielt, als ginge es um sein Leben
Die Sonate Nr. 29 B-Dur, die „Hammerklaviersonate“, spielt Ashkar so schnell, als ginge es um sein Leben. Da staunt man, dass diese Musik überhaupt spielbar ist. Im Adagio sucht er aber auch die Ruhe und Innerlichkeit. Nach einem schmerzvollen Anfang findet die Musik zu verzückt-verzierten Passagen, die Ashkar ganz abgeklärt spielt. Beethoven scheint hier seinen Frieden mit der Welt zu machen. Im Finalsatz erzeugen die Forte-Akkorde vor den Betonwänden des Lehmbruck-Museums eine kalt-klirrende Atmosphäre. Die Fugen werden zu einem virtuosen Aufbegehren. Trotz der großen Wege und Abzweigungen, die Beethoven in seiner Musik geht, musiziert Ashkar die Sonate sinnerfüllt und mit dramaturgischer Meisterschaft.
Das Museum hat als Ort der Kunst Atmosphäre
Das Publikum feiert Saleem Ashkar mit Ovationen und vielen Bravo-Rufe, bevor der Pianist sich noch an die Zuhörer wendet. Solch ein Beethoven-Zyklus führe zu einer emotionalen Bindung mit dem lokalen Publikum, sagt er. Und mit Blick auf das Lehmbruck-Museum: „Die Akustik dieses Raumes ist nicht für Musik gemacht, aber dieser Raum ist ein Ort der Kunst und hat eine Menge Atmosphäre!“ Besonders spannend sei es immer gewesen, wenn er morgens geprobt habe und Ausstellungsbesucher überrascht wurden.