Wann bekommt man schon die Gelegenheit, alle Klavier-Sonaten Ludwig van Beethovens von einem Interpreten in einem Zyklus gespielt zu bekommen? Jetzt stellte sich der israelisch-palästinensische Pianist Saleem Ashkar im ausverkauften Lehmbruck-Museum dieser Aufgabe. Das Publikum war begeistert und spendete stehende Ovationen.

Wann bekommt man schon die Gelegenheit, alle Klavier-Sonaten Ludwig van Beethovens von einem Interpreten in einem Zyklus gespielt zu bekommen? Jetzt stellte sich der israelisch-palästinensische Pianist Saleem Ashkar im ausverkauften Lehmbruck-Museum dieser Aufgabe. Das Publikum war begeistert und spendete stehende Ovationen.

Ashkar hat den Zyklus bereits in Berlin, Prag, Osnabrück und Israel gespielt. In Duisburg ist das Vorhaben auf insgesamt acht Konzerte angesetzt. An jedem Abend erklingen vier Sonaten aus verschieden Schaffensphasen. So umfassen die Werke des ersten Abends den Zeitraum von der 1790 begonnenen Sonate Nr. 1 bis zur Sonate Nr. 27 von 1814.

Die Sonate Nr. 1 f-Moll ist noch von Haydn und dem Geist des Rokoko geprägt. Die ganz große Form hat Beethoven hier noch nicht im Blick, die einzelnen Sätze sind im Vergleich zu späten Sonaten eher Miniaturen. Ashkars Spiel besticht durch seine klare rhythmische Gestaltung, manches gerät sogar kantig.

Zwischen den Glas- und Betonwänden des Museums klingen Beethovens Sonaten etwas kühler als sie von Ashkar musiziert werden, doch gelingt es ihm selbst in dieser sachlichen Architektur, das Publikum emotional gefangen zu nehmen. Auf einem Flügel der Firma Bechstein, die diesen Konzert-Zyklus auch ermöglicht hat, spielt Ashkar sein gesamtes Programm auswendig und kann sich so ganz in die Musik hineinfühlen. Nicht nur, dass er die immensen technischen Anforderungen dieser Werke beherrscht, sondern er denkt sich auch tief in Beethovens Klavier-Kosmos hinein.

So entfacht Ashkar in der Sonate Nr. 13 Es-Dur ein Wechselbad der Gefühle und zeigt, wie viel sinfonischer Geist in dieser Klaviermusik steckt. Überraschend ist, dass der Pianist die Schlussakkorde nicht richtig auskostet, so dass ein Teil der Wirkung der Finali verloren geht.

Nach der Pause folgt der Sprung zum reifen Beethoven: Die Sonaten Nr. 27 e-Moll und die berühmte Waldstein-Sonate sind mitreißende Erlebnisse. Ashkar gelingt das Kunststück, der Musik eine enorme Bandbreite an Emotionen zu entlocken. Die ruhigen Sätze beider Sonaten bekommen bei ihm etwas verklärt Meditatives, das Rondo der Waldstein-Sonate eröffnet dann aber noch einmal einen ganzen Kosmos an widerstrebenden Gefühlen.