Duisburg. . Diskussion in Duisburger Gymnasium zum Thema Fridays for Future mit Politikern, Schülern und Lehrern. AfD-Politiker als „Nazi“ beschimpft.
Das Thema Klimaschutz beschäftigt die Schüler am Steinbart-Gymnasium sehr. Mit ihren Lehrern unternahmen sie in der Vergangenheit bereits Exkursionen zu den Fridays-for-Future-Demos. Am Donnerstagabend organisierte die Umwelt-AG eine Podiumsdiskussion zu der Frage „Revolution oder Blaumachen?“
Teils scharfe Wortgefechte lieferten sich Lukas Anacker, der bei Fridays for Future aktiv ist, Dieter Kunze, Lehrer am Steinbart-Gymnasium, sowie Klaus Köther von der Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE). Politische Vertreter waren Felix Banaszak (Landesvorsitzender der Grünen), Sarah Philipp (SPD-Landtagsabgeordnete), beide ehemalige Schüler des Gymnasiums, und Stadtrat Alan Imamura von der AfD.
Diskussion: „Revolution oder Blaumachen?“
Banaszak störte sich an der Formulierung der Diskussionsthese „Revolution oder Blaumachen?“: „Es muss ja noch etwas dazwischen geben. Aber die bewusste Regelverletzung ist notwendig, eine Revolution, bei der man sich an Regeln hält, wäre ja langweilig.“ Streik müsse wehtun, befand auch SPD-Kollegin Philipp. Lehrer Kunze sah das ganz anders und hob die historische Bedeutung der Schulpflicht hervor, wenngleich er die Ziele der Klimaaktivisten unterstütze.
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AfD-Politiker Imamura verglich die Bewegung mit seiner Partei, denn auch die AfD sei eine Protestpartei. „Wenn man sich nicht wehrt, machen die da oben, was sie wollen – bis es kein Zurück mehr gibt.“ An einen menschengemachten Klimawandel glaube er nicht: „Da muss man sich fragen: Was ist von Menschen gemacht und was nicht? Im Mittelalter, vor der Industrialisierung, gab es ja auch eine Eiszeit.“ Eine Aussage, die wiederum Köther nicht so stehen lassen wollte: „Sie haben ja durchaus Recht, dass das Klima immer wieder schwankt. Aber Sie lassen das so stehen und lassen außer Acht, dass der Mensch den Klimawandel beschleunigt.“
Viele kritische Fragen an AfD-Politiker
Aus dem Publikum kam die Frage, was die Politik konkret für das Klima tue, schließlich warb die AfD im Europawahlkampf damit, Dieselfahrzeuge zu erhalten. Sarah Philipp verwies auf Innovationen in der Stadtentwicklung und ein verbessertes Radwegenetz. Imamura führte an, dass ein Elektroauto nicht zwingend umweltfreundlicher sei, wenn man die Produktion bedenke. „Für Normalverdiener ist der Klimaschutz auch einfach zu teuer, Dieselautos sind nun mal billiger“, sagte er. „Der Diesel ist aber auch nur so billig, weil er subventioniert wird“, konterte Schüler Anacker. Klimaschutz müsse auch nicht teuer sein, ergänzte Banaszak. „Bahntickets haben eine Mehrwertsteuer von 19 Prozent – warum? Wir müssen steuerliche Anreize schaffen, damit die Menschen beim Einsparen von CO2 Vorteile haben.“
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Daran störte sich Imamura, der steuerliche Anreize mit Ablass-Handel verglich. „Wir brauchen wissenschaftliche Untersuchungen und keine religiösen Dogmen“, sagte er wiederholt und bekam dafür Applaus von einer kleinen Gruppe älterer Herren am rechten Rand des Saals. Fragen aus dem Publikum richteten sich zumeist an Imamura: „98 Prozent aller wissenschaftlichen Studien belegen den Klimawandel. Warum glauben Sie denn den anderen zwei Prozent?“, fragte eine Schülerin unter Applaus. Imamura räumte ein, „gar nicht so sehr im Thema“ zu sein.
Landesvorsitzender der Grünen: „Sie sind ein Nazi“
Unter den etwa 200 Zuhörern waren nicht nur Schüler, sondern auch Erwachsene. Einer von ihnen beklagte, dass ausgerechnet die Grünen zu wenig täten. „Was soll ich denn machen, wenn es keine Mehrheiten für unsere Vorschläge gibt? Ich habe mich jahrelang beschimpfen lassen müssen, als ich einen früheren Kohleausstieg gefordert habe“, echauffierte sich Banaszak. Zuletzt sei seine Partei aber zumindest vor den „Nazis“ gelandet, sagte Banaszak und beschimpfte auch Imamura als solchen.
Eventuell sei es schon zu spät, den Klimawandel aufzuhalten, wandte Köther ein. Das wollte der Grünen-Politiker nicht gelten lassen: „Was wir in den nächsten zehn Jahren tun, ist entscheidend.“