Duisburg. Das Stadtmuseum erinnert zum 450. Geburtstag von Mercators Weltkarte mit einer Ausstellung an sagenumwobene Orte. Suche nach Gold und Glück.

Gerhard Mercator muss schon ziemlich sicher gewesen sein, dass es so etwas wie den Nordpol und einen fünften Kontinent auf der Erde gibt. Jedenfalls hat er sie auf seiner berühmten Weltkarte, die in diesem Jahr 450 Jahre alt wird, eingezeichnet. Was er nicht wissen konnte war, ob es sich beim Nordpol tatsächlich um einen Magnetberg handelte, vor dem alle Schiffe sinken mussten, weil die Nägel aus den Rümpfen flogen, oder wie die „Terra Australis incognita“ aussah. Da war er auf die Berichte von Seefahrern angewiesen – oder glaubte dem, was seine Zeitgenossen von diesen unbekannten Orten annahmen: Menschenfresser und Seeungeheuer zeichnete Mercator ja auch ein.

Tatsächliche und fantastische Orte

Mit der Ausstellung „Sagenumwoben – Goldstädte, Paradiesorte und ferne Welten“ erinnert das Kultur- und Stadthistorische Museum an die Vorstellungen, Erwartungen und Hoffnungen, die die Menschen auch noch lange nach Mercator mit tatsächlichen oder fantastischen Orten verbanden. Und bis heute verbinden, denn auch in Zeiten von Globalisierung und Tourismus hoffen Glücksritter immer noch auf Reichtum oder Reisende auf ein Stückchen Paradies.

Im irdischen Paradies beginnt die Ausstellung, die Museumsvolontärin Frauke Berndt kuratiert hat. Das nach Rubens vergrößerte Paradiesbild zeigt eine Szene mit Adam und Eva beim Apfelpflücken, mit noch friedlich vereinten Raub- und Beutetieren. „Ich wollte für jeden Kontinent einen sagenhaften Ort vorstellen“, sagt Frauke Berndt, die mit rund 90 Exponaten aus dem eigenen Bestand und Leihgaben aus Köln, Bonn, Münster und Gotha neun Themen behandelt. Die spannende, aber ungefährliche Entdeckungsreise im Museum führt aus dem biblischen Paradies nach El Dorado, der Legende von der Goldstadt in Südamerika, auf die man tatsächlich Hinweise in Kolumbien gefunden hat, wie die präkolumbianischen Goldobjekte in einer Vitrine zeigen, die aber vor allem zu einer rücksichtslosen Ausbeutung der indigenen Kulturen geführt hat.

Timbuktus Schätze lagen in Bibliotheken

Gold lockte die Europäer auch ins afrikanische Timbuktu, bis der Deutsche Heinrich Barth 1853 beschrieb, dass es die legendäre Goldstadt nicht gab. Ihre Schätze waren wertvolle alte Handschriften, die in den Bibliotheken der islamischen Universitätsstadt gehütet wurden.

Der Ort „Shambhala“ im Himalaya, übersetzt „Quelle des Glücks“, der in die hinduistisch-buddhistische Vorstellungswelt als Hort der Weisheit gehört, zog nicht nur im 19. Jahrhundert europäische Esoteriker an, sondern in der Nazi-Zeit auch deutsche Rassenforscher, die in Tibet den Ursprung der „Arier“ entdecken wollten.

Tahiti, das die Entdecker noch für einen Teil von Terra Australis hielten, gilt bis heute als Südseeparadies. Letzte Station der Ausstellung ist der Mond, den vor 50 Jahren erstmals Menschen betrat. Er erwies sich als öde und unbewohnbar.

Das Eröffnungsprogramm

Die Ausstellung wird am Sonntag, 16. Juni, um 12 Uhr eröffnet. Monika Steffens hält den Einführungsvortrag „Nirgendwo, Irgendwie, Irgendwann. Utopien in der europäischen Geistesgeschichte“. Die musikalische Gestaltung übernimmt Harfenistin Valeska Gleser. Bis zum 26. Januar wird die Ausstellung am Johannes-Corputius-Platz von einem umfangreichen Programm begleitet.