Duisburg. . Die fast 30 Jahre alte Anlage muss ersetzt werden. Als erster Schritt wurden die kostbarsten Werke ausgelagert: Karten, Atlanten und Globen.
Die Mercator-Schatzkammer im Kultur- und Stadthistorischen Museum ist leer. Globen, Atlanten, Corputius-Plan – alles weg. Die Exponate, deren Wert in die Millionen geht, sind sicher ausgelagert, jetzt kann die Erneuerung der Mess-, Steuer- und Regeltechnik samt Raumluftgeräten und Klimafunktionen beginnen.
Eigentlich sollten die Arbeiten, deren Kosten mit rund 540 000 errechnet wurden, erst Anfang 2019 starten. „Aber einen weiteren Winter hätten wir es kaum noch ausgehalten“, sagt Museumschefin Susanne Sommer.
Spezielle Klimakisten
Fast 30 Jahre alt ist die Klimaanlage, die Ende der 80er Jahre im Museum, das zuvor eine Getreidemühle war, installiert wurde. Das Kältemittel durfte nicht mehr verwendet werden, für die Regeltechnik gab es keine Ersatzteile, und die etwa 20 Jahre alten Ventilatoren sowie die Befeuchter entsprachen nicht mehr den Hygienestandards.
Schon 2016 gab es Ausfälle, an den heißen Tagen im April diesen Jahres musste die Heizung angedreht werden, während im Winter Zähneklappern angesagt war. Unter solchen Temperaturschwankungen leiden die Mitarbeiter. Und die Exponate. Zuletzt hätten Leihgeber Bedenken geäußert, Exponate für Sonderausstellungen nach Duisburg zu geben.
Nach der Extraschicht ausgeräumt
„Wir haben uns noch die Extraschicht mit 1700 Besuchern gegönnt“, sagt Susanne Sommer. Dann ging alles ganz schnell mit dem Ausräumen der Schatzkammer, das Restauratorin Doris Lydia Stark minutiös vorbereitet hatte.
Bücher, 16 gerahmte Karten, 14 Atlanten, darunter der erste Atlas der Welt aus dem Jahr 1595 von Gerhard Mercator, und seine beiden Globen wurden in einzelne, exakt passende Klimakisten gepackt. Die wiederum mussten sich zuvor 24 Stunden in der gut gekühlten Schatzkammer „akklimatisieren“, damit die kostbarsten Stücke der Sammlung nicht zu großen Temperaturschwankungen ausgesetzt wurden. Vor allem Papier, aber auch andere organische Materialien sind besonders empfindlich, weiß Restauratorin Helga Helbig.
In schadstofffreien Schaumstoff eingewickelt
Weil die Globen mit ihrer fragilen Aufhängung im Gestell möglichst ohne Erschütterungen transportiert werden mussten, wurden sie in schadstofffreien Schaumstoff eingewickelt und so befestigt, dass sie in der Kiste nicht schwingen konnten. „Wir Restauratoren sind wie Polizisten“, sagt Helbig. „Wir verstehen uns als Anwälte der Objekte“, so Doris Lydia Stark, die den Zustand der Objekte protokolliert und den Transport bis zur Einlagerung bei einer speziellen Spedition überwacht hat.
Nach zweieinhalb Tagen war die 2012 neu gestaltete Schatzkammer ausgeräumt, in der jetzt außer leeren Vitrinen nur noch der damals installierte Kartentisch und der Globus leuchten. Sie musste als erste geleert werden, damit die Klimaanlage abgeschaltet werden kann. Spätestens zum Jahresende sollen die Schätze wieder zurückkehren. Besser früher, möglichst zum Beginn des Herbstprogramms. „Das hat höchste Priorität. Wir wollen unsere Schätze ja wieder zeigen“, sagt Sommer.
Und wenn im kommenden Jahr die neue Klimaanlage fertig ist, wird auch der oft genutzte Vortragssaal angeschlossen sein. „Das ist“, so Sommer, „die Krönung“.