Duisburg. Das ZDF zeigt in „Aktenzeichen XY“ einen Fall aus Duisburg: Vor zwei Jahren verschwand der 13-jährige Marvin und gilt seitdem als vermisst.
„Mir kommt es vor, als sei es gestern gewesen“, sagt Marvins Mutter. Dabei ist es schon zwei Jahre her, dass ihr damals 13 Jahre alter Sohn spurlos verschwand. Seither vergeht kein Tag, an dem es nicht um den vermissten Sohn geht, um die Frage, wo er sein könnte, ob er überhaupt noch lebt. Die Gedanken im Zaum zu halten und sich nicht das Schlimmste vorzustellen, ist eine der großen Herausforderungen für die Familie, die täglich Kerzen auf einem kleinen Andenkentisch anzündet.
Auf einer Facebook-Seite hält die Mutter die Erinnerung an ihr Kind lebendig, postet regelmäßig Fotos, Gedanken, teilt Erinnerungsstücke von Marvin, etwa Briefe, feiert virtuell seinen 15. Geburtstag. Zum 13. bekam Marvin seinen sehnlich erwarteten Fernseher – und hatte nicht lange Freude daran. Hunderttausende Visitenkärtchen mit den wichtigsten Eckdaten zu Marvin ließ seine Mutter in ganz Europa verteilen. Auch in den Osterferien wurden wieder etliche von Freunden der Familie verteilt.
Marvin aus Duisburg seit zwei Jahren vermisst – Aktenzeichen XY zeigt den Fall
Die Fernsehsendung Aktenzeichen XY hat sich inzwischen des Falls angenommen, wird in einer Sendung am 24. Juli den Fall aufrollen, die letzten Stunden von Marvin rekonstruieren und hofft, Zeugen zu finden, die Hinweise zum Verbleib von Marvin geben können. Ein Vertreter der Duisburger Polizei wird dann auch live im Studio sein.
Die Mutter ist froh, dass sich das ZDF-Team um ihren Sohn bemüht: „Ich habe keine Riesenhoffnung, aber eigentlich kommt bei Aktenzeichen XY ja immer irgendein Hinweis rein.“
Der Tag des Verschwindens
Zuletzt gesehen worden ist Marvin in Oer-Erkenschwick. Hier lebte er in einer Wohngruppe, die sich um „fast nicht betreubare Kinder und Jugendliche“ kümmert. Der Junge war nach dem Tod seines Vaters aus der Spur gekommen, hatte schulische Probleme und Bekanntschaft mit der Polizei gemacht. Die Einrichtung sollte ihm auf Wunsch der Mutter und des Jugendamtes helfen.
12.000 vermisste Menschen deutschlandweit
In Deutschland sind aktuell 12.000 Menschen vermisst. (Stand April 2019) Darunter sind Personen, die nur wenige Tage verschwunden waren wie auch solche, über deren Verbleib man seit über 30 Jahren nichts weiß.
Nach Angaben des Bundeskriminalamtes erledigen sich rund die Hälfte aller Vermissten-Anzeigen binnen einer Woche. In Duisburg werden regelmäßig Menschen als vermisst gemeldet, die als dement gelten und von einem Spaziergang nicht zurückkehrten. Sie werden oft schnell wieder gefunden.
Bei Kindern bis 13 Jahren, die als vermisst gemeldet werden, nennt das BKA eine Aufklärungsquote von über 97 Prozent. Von den seit 1951 erfassten Fällen vermisster Kinder sind 1995 nicht aufgeklärt.
Weitere Infos: www.bka.de
Hier verabschiedete sich Marvin am 11. Juni 2017 um 10 Uhr von seinen Erziehern, wollte sich mit Freunden auf dem Berliner Platz treffen. Eine letzte Nachricht kam um 11.37 Uhr per Whatsapp bei den Erziehern an, seither ist das Handy ausgeschaltet, ist Marvin für niemanden mehr erreichbar.
Zunächst begann die Polizei Recklinghausen mit den Ermittlungen, übergab dann wegen erster vermeintlicher Sichtungen im Heimatstadtteil Hochfeld an die Duisburger Kollegen. Neben einer Handyortung starteten sie auch schnell eine bundesweite Öffentlichkeitsfahndung.
Dank der Medienberichterstattung kamen Hinweise auf Sichtungen aus Roermond und Kärnten, dem ganzen Bundesgebiet. „Wir sind allen Spuren nachgegangen, bislang waren aber alle ohne Erfolg“, sagt Jacqueline Grahl, Pressesprecherin der Polizei Duisburg und betont: „Die Suche nach Marvin werde weiterhin als Vermisstenfall behandelt.“
Hellseher behauptete, zu wissen, wo Marvin liegt
Aufsehen erregte eine Aktion Ende Januar, als ein Hellseher behauptete, er wisse, wo der Junge begraben sei.
Polizisten einer Hundertschaft durchkämmten daraufhin zweimal ein Waldstück in der Nähe von Münster, auch Leichenspürhunde wurden eingesetzt. Gefunden wurde nichts. Die Polizei erklärte damals, sie gehe jedem Hinweis nach, und sei er noch so abwegig. Es könnten auch Täter sein, die sich unter fadenscheinigen Gründen unter die Zeugen mischen und Hinweise streuen, sagt Grahl. Verständnis wurde auch für die Familie geäußert, die jeden Strohhalm ergreife in der Hoffnung, mehr über das Schicksal des Kindes zu erfahren.
Deshalb bittet die Polizei, sie bei Hinweisen über den Verbleib von Marvin zu kontaktieren: 0203/2800