Duisburg. Marvin K. ist wie vom Erdboden verschluckt. Vor einem Jahr verschwand der damals 13-Jährige aus einer Wohngruppe in Oer-Erkenschwick.

Es gibt keine Spur, wo der inzwischen 14-Jährige sein könnte: Marvin K. aus Duisburg ist vor genau einem Jahr verschwunden. Und seine Mutter Manuela hofft weiter, dass er irgendwann wieder auftaucht, auch wenn sie insgeheim fürchtet, dass er nicht mehr lebt. "Ich mache jeden Tag eine Kerze für meinen Sohn an."

Der Junge, den die Mutter selbst als "schwierig" bezeichnet, hatte zuletzt in einem Wohnheim in Oer-Erkenschwick gelebt, aus dem er dann am 11. Juni 2017 verschwand. "Ich gebe Marvin in Obhut und der Staat verliert mein Kind und hat mit nichts mehr was zu tun", klagt Mutter Michaela.

Suche über soziale Netzwerke in halb Europa

Sie findet es befremdlich, dass sich seither niemand aus dem Wohnheim, niemand vom Jugendamt bei ihr gemeldet habe. Sie selbst habe über soziale Netzwerke Visitenkarten mit Fotos und Infos in ganz Deutschland, Niederlande, Österreich, Schweiz, Italien, Spanien und Tschechien verteilen lassen, habe in Großstädten Obdachlosen-Einrichtungen und Drogenberatungsstellen besucht und dort nach Marvin gesucht. Bislang vergebens.

Mit Posts auf Facebook will sie die Erinnerung an ihr Kind hochhalten. Für die Familie sei das alles sehr belastend, die 13-jährige Schwester leide, "sie vermisst Marvin sehr", beschreibt die Mutter. Zum Jahrestag hat das Mädchen ihrem "bestem Bruder der Welt" einen traurigen Brief geschrieben.

Polizei bittet, Sichtungen so schnell wie möglich zu melden

Hoffnungen richten sich jetzt auf die Fernsehsendung Aktenzeichen XY, um öffentlich nach Marvin suchen zu können. "Doch das braucht einen richterlichen Beschluss", und den gebe es bislang nicht. Gut betreut fühlt sich die Mutter von einer Kripo-Beamtin, mit der sie regelmäßig Kontakt habe.

Die Polizei Duisburg hat keinerlei Kenntnis über das Schicksal von Marvin, seinen aktuellen Aufenthaltsort. Angebliche Sichtungen gibt es immer mal wieder in ganz Deutschland, auch in Duisburg - aber immer ohne Erfolg.

Um eine Chance zu haben, den Jungen zu finden, bittet die Polizei, sofort die 110 zu rufen, wenn jemand glaubt Marvin gesehen zu haben. Manche Sichtungen seien mit erheblichem Zeitverzug gemeldet worden, das sei dann nicht so hilfreich, erklärt Polizeisprecherin Stefanie Bersin.