Duisburg. . Das Festival der Künste unter der Überschrift „Zwischenzeit“ bietet in Duisburg große Produktionen im Landschaftspark – und ein Schülerprojekt.

Musiktheater, Performance, Tanz und Konzerte im Landschaftspark – dazu als Schulprojekt ein „Sicherer Raum“ für Hochfeld: Die Ruhrtriennale hat auch 2019 ein wichtiges Standbein in Duisburg. „Zwischenzeit“ hat Stephanie Carp im zweiten Jahr ihrer Intendanz über das Programm geschrieben, das in den globalen Süden schaut und dabei nach der eigenen privilegierten Existenz in Europa fragt. Eines Europa, das seine Demokratie verteidigen muss.

Erinnern und Vergessen

Gleich mit zwei Premieren erreicht das Programm am 28. August den Landschaftspark. „Dido and Aenaes, Remembered“ nennt David Marton sein Musiktheaterprojekt, das er als „Collage des Erinnerns und Vergessens“ inszeniert und in der Kraftzentrale aufgeführt wird. Marton fügt den Ursprungstext von Vergil, die Kompositionen Kalle Kalimas, den Gesang von Erika Stucky zu „Echos der Oper von Henry Purcell“ zusammen: Aeneas flieht vor den Griechen, die Troja zerstört haben. Er begegnet in Karthago Dido, die als Geflüchtete aus dem syrischen Tyrus eintraf und inzwischen als Königin herrscht. Sie entbrennen in Liebe. Als Aenas von den Göttern ermahnt wird, Rom zu gründen und Dido verlässt, tötet sie sich aus Schmerz.

Der Kongo wurde erfunden

In der Gebläsehalle ist am gleichen Abend die Performance „Congo“ zu erleben. Der gefeierte kongolesische Choreograph Faustin Linyekula hat Eric Vuillars Erzählung „Kongo“ für sein neues Stück verwendet. Der französische Autor schreibt, dass es den Kongo nicht gebe, sondern er 1884 erfunden worden sei für den belgischen König Leopold – ein Staat als private Aktiengesellschaft. Mit Linyekula auf der Bühne agieren zwei Schauspieler zu Songs und Geräuschen des Landes. Die Performance will die Folgen von Jahrzehnten der Kriege und Gewalt aufspüren.

Neue Kreation von Bruno Beltrao

Der brasilianische Choreograph Bruno Beltrao, der schon 2013 für „Crackz“ bei der Ruhrtriennale gefeiert wurde, bringt am 6. September seine neue Kreation mit der Grupo de Rua in der Gebläsehalle heraus. Darin fragt er nicht nur mit dem Blick auf die Entwicklung in Brasilien: „Wie in Bewegung bleiben, wenn die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage sich wie ein zäher, giftiger Nebel über das eigene Land legt, wenn Hetze und Hass alles zu lähmen, zu ersticken und zu spalten drohen – Freiheit und Solidarität, Gleichberechtigung und Demokratie eingeschlossen?“ Tänzerisch bewegen sich Beltraos Choreographien zwischen Hip-Hop und zeitgenössischem Tanz, sind von großer Energie und Virtuosität.

„Unsere Odyssee“

Die brasilianische Regisseurin Christiane Jatahy beschäftigt sich in ihrem Projekt „Unsere Odyssee“ mit dem Heimkommen, dem Verirren und dem Verschwinden. Sie hat Filmmaterial an fünf Orten (Brasilien, Griechenland, Palästina, Südafrika und Libanon) gesammelt und vermischt es mit dem, was die Akteure live am Abend aufzeichnen und erzählen. Die Mitwirkenden stammen jeweils aus dem Ort, an dem die Inszenierung gezeigt wird. Zu sehen am 19., 20. und 21. September in der Gebläsehalle.

Bloß keine Angst

Als Junge-Triennale-Projekt #nofear (keine Angst) entsteht in Hochfeld der „safe space“, also sicherer Raum. In Zusammenarbeit mit drei Schulen, darunter die Globus-Gesamtschule am Dellplatz, sollen Kinder und Jugendliche einen Ort gestalten, an dem sie sich kreativ ausleben können – nach ihren Vorstellungen und Regeln. Ob Tonstudio, Bühne für Konzerte oder Performances, das müssen die Schüler entscheiden, die von Jugendlichen unterstütz werden, die schon länger bei #nofear dabei sind. Der Ort soll zur Ruhrtriennale eingeweiht werden und über 2002 hinaus bestehen.

>>ZWEI KONZERTE IN DER GEBLÄSEHALLE

Zum Programm gehören auch zwei Konzerte in der Gebläsehalle. Am 13. September kommt die australische SongwriterinKat Frankie, die sich jüngst R’n’B und Blues zugewandt hat. Sie wird unterstützt von der Indie-Pop-Band Woods of Birnam.

„Feministischer, queerer, experimenteller und mutiger muss Deutsch-Rap werden“, so Ebru Düzgün alias Ebow. Die Wahlwienerin tritt am 22. September mit der in London aufgewachsenen Ebony Bones auf die Bühne. Konzertkarten 25, ermäßigt 15 Euro.