Duisburg. Mehr Rock’n’Roll als Kitsch: Wie der Duisburger Musiker Carsten Butterwegge zu seinem neuen Nebenjob als Trauredner gekommen ist.

Jeder, der schon einmal auf einem Konzert von Carsten Butterwegge war, weiß: Reden kann der Mann. Der 45-Jährige hat eine Kneipe betrieben, als Musiker die Stilrichtung „Alkopop“ erfunden und reichert jedes seiner Konzerte mit allerlei unterhaltsamen Dönekes an.

Als frisch gebackener Papa lässt er es nun ein bisschen ruhiger angehen, konzentriert sich komplett auf die Musik und macht kürzere Tourneen, um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Seitdem er das „Indie“ abgegeben hat, hat er sogar Zeit für neue Projekte. Carsten Butterwegge ist neuerdings als Trauredner unterwegs, buchbar mit musikalischer Einlage oder ohne. Seine Botschaft an die Liebenden: Traut Euch.

„Romantik krieg’ ich hin“

„Ich habe tatsächlich immer mal wieder Anfragen bekommen von Leuten aus dem Bekanntenkreis, hatte aber nie Zeit. Jetzt habe ich mich mit dem Thema beschäftigt und gesagt: Ich mach das. Romantik krieg’ ich hin.“ Seitdem er Vater sei, spüre er ganz andere Emotionen. „Das ist heftig, das kannte ich gar nicht von mir.“

Dabei sei es schon immer so gewesen, dass er sich „voll für Menschen“ und deren Geschichten interessiere. „Meistens bin ich aber derjenige, der anderen ein Kotelett an die Backe labert.“

Vorgespräche zur Vorbereitung

© Herbert Höltgen

Die Paare, die ihn angefragt haben, kennen ihn von seinen Konzerten und wollen keine konventionelle Trauung. „Das muss von beiden Seiten passen.“ Im Smoking will er lieber nicht aufkreuzen müssen, stattdessen mit Hosenträger und einer schnieken Schiebermütze - das ist sein Stil. „Ich war schon auf einigen Hochzeiten, auch auf welchen mit freier Trauung.“ Da hat er sich ein paar Rituale abgeschaut.

Trauredner kann jeder werden, eine klassische Ausbildung gibt es für den Job nicht. Dabei weiß Butterwegge, wie schwierig es sein kann, deutsche Texte zu schreiben, ohne dass sie direkt kitschig klingen. Er hat ein paar Gedanken zum Thema Ehe parat, unterhält sich mit den Hochzeitswilligen über ihre Kennenlern-Geschichte oder, was sie aneinander schätzen. Diese Informationen fließen mit ein, so dass jede Rede individuell angepasst wird. Rechtlich bindende Wirkung haben seine Worte übrigens nicht. Um auch vor dem Gesetz verheiratet zu sein, müssen die Paare zuvor zum Standesamt.

Lieber keine Spielchen

Carsten Butterwegge freut sich auf die Aufgabe. Er ist sogar weniger aufgeregt als vor Konzerten. „Das ist planbarer.“ Und die Antwort sollte vorher auch schon feststehen. Brauche jemand doch noch Bedenkzeit, will er einfach ein bisschen Überbrückungsmusik spielen. Und kippt jemand um, kann er auch helfen. Vor seiner Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann hat er eine Lehre zum Krankenpfleger gemacht.

Butterwegge selbst ist (noch) nicht verheiratet, „hab’ da aber auch nichts gegen“, erzählt er lächelnd. Zuvor müsste ja erstmal ein Antrag gemacht werden. „Ich bin nicht der Teelichter-zu-Herzchen-formen-Romantiker“, versichert er.

Und auf Spielchen bei der eigenen Feier würde er gerne verzichten. „Ich bin eigentlich gegen alles, was den flüssigen Ablauf unterbricht.“ Er war mal auf einer russischen Party-Hochzeit. Die hat ihn nachhaltig beeindruckt.