Duisburg. . Carsten Butterwegge tritt in einer Ruhrorter WG auf. Der Musiker singt Lieder gegen Nazis und Oden an die Liebe, Kneipen und den Suff.
Zum Konzert bitte klingeln: Carsten Butterwegge, Gastronom, Veranstalter und Musiker ist auf Wohnzimmertour. Innerhalb von zwei Wochen ist er in verschiedenen Wohnzimmern des Ruhrgebiets zu Gast. Nach Ruhrort reist er besonders gerne. An diesem Abend tritt er bei Bernd und Bernadette Nowak auf. Sie wohnen in einer Vierer-Wohngemeinschaft und stellen ihr Wohnzimmer zur Verfügung. „Das ist ja keine Wohnung, das ist ne Bude. Früher war meine ganze Wohnung so groß“, staunt der Musiker nicht schlecht, der selbst auch WG-Erfahrung hat. Seine Zuhörer sitzen auf dem Sofa oder herbeigetragenen Stühlen, einige kauern auf dem Boden. „Euch kenn’ ich ja nur aus dem Suff“, begrüßt Carsten Butterwegge seine Fans. Er ist selbst ernannter Erfinder des Alko-Pop. Darauf ein Schluck Whiskey.
Publikum macht es sich gemütlich
„Wir hatten schonmal ein Wohnzimmerkonzert, das war eine schöne Atmosphäre. Als wir gesehen haben, dass Carsten einen Auftrittsort sucht, haben wir uns angeboten“, erzählt Bernadette Nowak. Die Wohngemeinschaft gibt’s bereits seit 30 Jahren, die Räume waren früher Büros. Bernadette Nowak ist im vergangenen Jahr eingezogen. Die meisten Bewohner sitzen nun im Wohnzimmer. „Aber eigentlich hört man durch die dicken Wände nix“, weiß Bernd Nowak. Und im Erdgeschoss ist eine Spielhalle untergebracht, da stört sich keiner an dem Konzert.
„Mach ma ein bisschen Musik“, fordert Bernadette Nowak. Butterwegge lässt sich nicht lange bitten. „Ich bin ja jetzt als Singer-Songwriter unterwegs. Da muss man ja mindestens ein Lied gegen Nazis machen und ein Liebeslied.“ Er stimmt „Zu bunt für braun“ an. René Wolf, Mitbegründer des Platzhirsch-Festivals und Sohn der Gastgeberin, trägt das passende Fan-T-Shirt.
Danach kommt der Song fürs Herz. Schmalzig wird es nicht. Butterwegge besingt Kneipen, das Nachtleben, Frauen und den letzten Schluck. Wenn’s zu Ende geht, sollte der nämlich auf gar keinen Fall Kamillentee sein, sondern ein guter Whiskey. Wenn schon Ewigkeit, dann mit einem guten Geschmack auf der Zunge... Da ist er mit vielen im Publikum einer Meinung. Butterwegges Stimme klingt rau und ehrlich, ganz so wie Duisburg. Mit der Stadt setzt er sich auch in so manchem Lied auseinander. Derzeit arbeitet er an seinem neuen Album „Auf Asche“.
„Ich bin schon vor 20 Leuten und 5000 aufgetreten. Beim Wohnzimmerkonzert ist das Schöne, dass man so direkt mit den Leuten in Kontakt kommt“, erklärt der Musiker, warum er sich für dieses Tournee-Format entschieden hat. „Brauch’ einer eine Raucherpause oder Biernachschub?“, fragt er nach einigen Songs in die Runde. Also: Kurze Unterbrechung. Nach zehn Minuten geht’s weiter. Darauf einen Schluck Whiskey.
Eigene Kneipe namens „Indies“ eröffnet
Carsten Butterwegge hat viele Jahre den High-Five-Club betrieben. Als die Location im ehemaligen Kino an der Düsseldorfer Straße allerdings nicht mehr zur Verfügung stand, sah er sich nach einem eigenen Club um.
Er baute eine ehemalige Erotik-Kneipe um und eröffnete das „Indies“ (Am Buchenbaum) in der Nähe des Hauptbahnhofs. Parallel ist er selbst als Musiker unterwegs.