Duisburg. Gefährliche Hochzeitskonvois im Straßenverkehr beschäftigen die Duisburger Polizei. Betroffene berufen sich auf ihr vermeintliches Brauchtum.

Obgleich nicht alle zugewandert, sondern viele von ihnen in Deutschland geboren und aufgewachsen sein dürften, erhitzt ein Teil der orientalischen Feier-Kultur zunehmend die Gemüter hierzulande. Die hupenden und blinkenden Autokonvois, wenn sich die Hochzeitsgesellschaften auf den Weg zum Festsaal machen, nehmen offenbar immer rücksichtloser und gefährlichere Züge an.

Am vergangenen Samstag musste die Duisburger Polizei gleich zwei Mal zu entsprechenden Einsätzen im Stadtgebiet ausrücken. Am Nachmittag sind aus einer – nach Angaben der Polizei – türkischen Hochzeitsgesellschaft heraus, mehrere Schüsse gefallen. Als die von Nachbarn alarmierten Beamten am Festsaal an der Steigerstraße in Alt-Hamborn ankamen, sammelten sie gleich auch mehr als zehn Patronenhülsen auf, die mutmaßlich aus Schreckschusspistolen abgefeuert wurden. Eine Untersuchung der Hülsen steht noch aus.

Angesprochen auf den Fund, wollte keiner der Hochzeitsgäste etwas gesehen oder gehört haben. Auf die Durchsuchungsmaßnahmen der Polizei reagierten einige der Betroffenen dann auch mit Unverständnis, wie Polizeisprecherin Jacqueline Grahl auf Nachfrage berichtet. Schließlich sei das Abfeuern von Schüssen doch Brauchtum.

Betroffene ziehen sich auf Brauchtum zurück

Auf Kultur und traditionell übliches Verhalten zog sich auch eine syrische Hochzeitsgesellschaft am Samstagabend zurück. Sie hatte den Verkehr auf der Friedenstraße in Hochfeld massiv gestört. Mehrere Fahrer – darunter einige ohne Führerschein – bremsten den Verkehr hupend aus, während sich die Mitfahrer aus den geöffneten Seitenfenstern und Schiebedächern lehnten.

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Als die syrische Hochzeitsgesellschaft die Kremerstraße erreichte, beobachteten Zivilbeamte einen grauen BMW 735i, der eine rot anzeigende Ampel missachtete, um den Anschluss an den Konvoi nicht zu verlieren. Als die Beamten den Fahrer (25) kontrollierten, stellte sich heraus, dass er nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis ist. Gegen ihn und den Beifahrer, bei dem es sich um den Halter (42) des BMW handelt, leiteten die Beamten Strafverfahren ein.

Weil drei weitere Hochzeitsgäste und Fahrer (18, 20, 24) den Polizisten ebenfalls keinen gültigen Führerschein vorzeigen konnten und der 18-Jährige zudem noch einen nicht zugelassenes und unversichertes Auto fuhr, müssen auch sie mit einer Anzeige rechnen. „Von Einsicht keine Spur: Die Beteiligten beschwerten vor Ort über den Einsatz der Polizei“, so Polizeisprecherin Grahl.

Die Duisburger Polizei, so Grahl im Gespräch mit dieser Redaktion, stellt indes in Frage, ob das Verhalten der Hochzeitsgesellschaften denn wirklich in anderen Ländern als Brauchtum gilt und in dieser Art toleriert wird. „Polizeibehörden gehen konsequent gegen Straftäter und Verkehrssünder vor - so auch in Duisburg“, fügt ihr Kollege Daniel Dabrowski hinzu.

„Das ist absolut lebensgefährlich und sinnbefreit“

Nach mehreren Vorfällen in den vergangenen Wochen hatten auch andere Polizeibehörden eindringlich vor Straßenblockaden durch Hochzeitsgesellschaften gewarnt. „Wenn es dabei zu einem Unfall kommt, werden die Verantwortlichen ihres Lebens nicht mehr froh“, sagte etwa Polizeisprecher Kim Freigang.

Zuvor hatten mehrere Autofahrer mit teuren Sportwagen die Autobahn 3 bei Düsseldorf blockiert – vermutlich um auf der Fahrbahn Hochzeitsfotos zu schießen. „Das ist absolut lebensgefährlich und sinnbefreit“, so der Polizeisprecher.

Auch wenn es sich den Namen nach um Fahrer mit Migrationshintergrund handele, könnten sich diese nicht auf kulturelle Bräuche berufen. Die Polizei ermittelt wegen Verkehrsgefährdung und Nötigung.

Polizei stoppt zu schnellen Hochzeits-Konvoi in Essen

In Essen hatte die Polizei Ende März eine Hochzeitsgesellschaft gestoppt, die durch Rasen und über Rot fahren aufgefallen war. Zwei 25 und 26 Jahre alte Fahrer mussten den Führerschein abgeben. Der Bräutigam musste mit zur Wache.

Sogar der Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags hat sich Anfang April mit den Vorfällen beschäftigen.