Duisburg. . Asbestfund nach Wasserschaden: Warum eine 89-jährige Mieterin aus Duisburg seit fünf Monaten Ärger mit der Adler-Hausverwaltung hat.
Den Morgen des 19. November 2018 wird Ilse Jansen (89) nicht so schnell vergessen. Eine Stunde lang fließt Wasser vom Badezimmer über Diele, Wohnzimmer bis zur Küchentür ihrer Mietwohnung im Dellviertel. Der Fußboden, Teppich und die Unterböden von Schränken werden in Mitleidenschaft gezogen. Wie groß der Schaden und der Ärger sein werden, weiß auch Tochter Gabi Höhmann zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Sie ist von der 89-Jährigen sofort benachrichtigt worden und versucht, während das Wasser noch läuft, die zuständige Hausverwaltung der Adler Wohnen & Service GmbH in Oberhausen zu erreichen. Ohne Erfolg. Dann wählt Gabi Höhmann die zentrale Servicenummer der Adler Real Estate, dem Mutterunternehmen in Hamburg. Ebenfalls ohne Erfolg. Nachmittags bittet sie über die Mieter-App um Hilfe. Die Antwort kommt diesmal zwar prompt, ist aber erst einmal unbefriedigend. Es heißt, dass sich eine Sanitärfirma melden werde – allerdings erst in ein paar Tagen. Am Ende ist es der frühe Abend, an dem der ersehnte Anruf doch noch kommt.
Barrierefreier Umbau des Bades
Am nächsten Tag wird die Wohnung begutachtet. Wasser war aus der Toilette und der Badewanne ausgetreten, ein losgelöster Pfropfen in einer Leitung wird als Ursache ausgemacht. Der Schaden müsse behoben werden. Ist er aber bis heute nicht.
Laut Gabi Höhmann reagiert die Hausverwaltung auf mehrere Schreiben und Anrufe entweder gar nicht oder mit erheblicher Verspätung – mal abgesehen davon, dass Ilse Jansen noch viel länger auf Infos zum geplanten barrierefreien Umbau ihres Bades wartet. Darauf geht die Adler Wohnen & Service GmbH am 19. Dezember des vergangenen Jahres in einem Schreiben ein. Die dazu ermittelten Kosten seien zu hoch, weitere Angebote müssten eingeholt werden. Zum aktuellen Wasserschaden heißt es nur, dass ein Teil über die eigene Hausratsversicherung abgewickelt werden sollte.
Mietkürzungen nach fehlender Reaktion
Gabi Höhmann vereinbart daraufhin einen Termin vor Ort wegen eines Kostenvoranschlags. Dabei gibt es ein böses Erwachen. „Es ist festgestellt worden, dass der beschädigte Boden unter dem Teppich in der Diele asbesthaltig ist und dringend ausgetauscht werden müsse.“
Daraufhin versucht Gabi Höhmann wieder, die Hausverwaltung zu kontaktieren. Wieder ohne Erfolg. „Die Mitarbeiter an der zentralen Hotline in Hamburg haben die Anfragen immer nach Oberhausen weitergeleitet und mir irgendwann wegen der fehlenden Reaktion sogar geraten, die Miete zu kürzen und einen Anwalt einzuschalten.“ Was die Duisburgerin im Auftrag ihrer Mutter im Januar dann jeweils auch tatsächlich macht. Die Miete wird zunächst um 3 Prozent, das heißt 14,82 Euro gekürzt, im Februar dann um 20 Prozent. Das sind schon knapp 100 Euro weniger.
Badumbau hat die Mieterin selbst gezahlt
Außerdem holt Gabi Höhmann einen Kostenvoranschlag in Höhe von 2100 Euro bei einer Firma für Asbestentsorgung ein und informiert darüber die Hausverwaltung. Die teilt am 31. Januar mit, also mittlerweile zweieinhalb Monate nach dem Wasserschaden, dass die Info an die Technikabteilung weitergeleitet worden sei…
Vom 7. März datiert das letzte Schreiben beziehungsweise die letzte Anfrage, wann denn nun endlich etwas passiere. Keine Reaktion.
Die WAZ hakt per Mail bei der Adler Real Estate nach. Fast zwei Wochen braucht Pressesprecher Rolf-Dieter Grass für eine Antwort: „Wir möchten uns bei der Mieterin entschuldigen, dass wir den Schadensfall nicht so behandelt haben, wie das eigentlich sein sollte. Das lag zum Teil daran, dass wir selbst krankheitsbedingt zahlreiche Personalausfälle hatten.“ Der zuständige Mitarbeiter werde sich aber jetzt umgehend um die Angelegenheit kümmern. An diesem Montag soll es einen Termin vor Ort geben. Gabi Höhmann ist gespannt. Den Badumbau hat sie am Ende übrigens mit einem Zuschuss der Krankenkasse selbst gestemmt.
>>> Kritik auch vom Mieterschutzbund
Peter Heß vom Mieterschutzbund hat immer wieder mit Beschwerden von Mietern über die Adler Real Estate zu tun.
Es fehlt laut Heß die richtige örtliche Zuständigkeit. Die Hausverwaltung in Oberhausen müsse sich immer erst mit der Zentrale in Hamburg abstimmen. Dadurch komme es zu massiven Verzögerungen. Der Mieterschutzverbund setze sich deshalb nicht umsonst für lokale Wohnungsgesellschaften ein.