Duisburg. . Die Mehrheit der Menschen will zuhause sterben, für die meisten ist es doch das Krankenhaus. Hilfe bietet das Palliative Care Team in Duisburg.
76 Prozent der Deutschen wollen einer Umfrage zufolge in ihrem vertrauten Zuhause sterben. Tatsächlich sind es aber nur 20 Prozent, die ihre letzte Lebenszeit in den eigenen vier Wänden verbringen, fast die Hälfte stirbt in Krankenhäusern, 31 Prozent sind es in Pflegeheimen. Ganz anders die Aufteilung bei Patienten, die in Duisburg vom „Palliative Care Team“ betreut werden: „Von unseren Patienten sterben 90 Prozent zuhause“, berichtete Dr. Michael Huhn-Gathmann, ärztlicher Leiter des Teams beim WAZ-Medizinforum am Johanniter-Krankenhaus zum Thema Palliativmedizin.
Was ist SAPV, die spezialisierte ambulante Palliativversorgung, die das Duisburger Team, das genossenschaftlich organisiert ist und mit einem Netzwerk aus Ärzten, Pflegediensten, Apotheken, Physiotherapeuten, Hospizdiensten und ehrenamtlichen Helfern arbeitet, seit 2010 anbietet?
Für aktuell rund 150 schwerstkranke Patienten
Für aktuell rund 150 schwerstkranke Patienten organisiert und sichert das palliative Netzwerk die Betreuung rund um die Uhr. Mal sind es nur wenige Tage, mal Wochen oder Monate, in denen das Team Patienten und auch ihren Angehörigen zur Seite stehen. „SAPV ist das Krankenhaus zuhause“, so der ärztliche Leiter auf dem WAZMedizinforum am Mittwochabend. Die Pflegekoordinatorin Malgorzata Szajkowska ergänzt: „Unsere Betreuung setzt dann ein, wenn die normale Palliativversorgung nicht mehr ausreicht.“ Der Hausarzt, der Facharzt oder der Klinikarzt kann die spezialisierte ambulante Palliativversorgung verordnen, wenn die entsprechenden medizinischen Erfordernisse erfüllt sind. Dann ist die Betreuung eine Leistung aller gesetzlichen Krankenkassen.
„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“: Das ist die Losung der heutigen Palliativmedizin, zitierte Dr. Sebastian Balleisen, Chefarzt der Klinik Hämatologie und Onkologie am Johanniter-Krankenhaus den Leitsatz. Er leitet auch die Palliativstation in dem Rheinhauser Krankenhaus. Dort wie in der ambulanten Betreuung stehe die Erhaltung der Autonomie und der Würde des Patienten im Vordergrund. Seine Bedürfnisse geben die Betreuung vor. „Palliativmedizin ist auch Bejahung des Lebens“, so Balleisen. Nicht um Diagnose und Heilungsplan für den todkranken Patienten geht es, sondern um die Kontrolle und Linderung der Symptome, der Schmerzen etwa, der Luftnot, auch der Ängste.
Netzwerk für die Zeit zuhause
„Es gibt keinen Fachbereich, bei dem sich so viele Disziplinen um die Menschen kümmern“, so Balleisen, vom Arzt über den Psychologen, den Physiotherapeuten bis zum Seelsorger. Mal sind es Schmerzmittel, die helfen, mal die Entspannungsübung, mal die Kunsttherapie. Und ein Rat des Arztes: „Palliativmedizin setzt nicht erst in den letzten Stunden ein, sondern sollte früh beginnen und sich steigern.“
>>INFOS ZUM PALLIATIVE CARE TEAM
Acht Ärzte und 35 Pflegekräfte kümmern sich beim Palliative Care Team ambulant um die Menschen, aktuell sind es 153. Seit der Gründung 2011 wurden über 1000 Patienten betreut, ausschließlich schwerstkranke Patienten.
Zu 90 Prozent der Fälle gelingt es der ambulanten Versorgung, dass die Menschen zuhause sterben. Nähere Informationen zu der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung gibt es auf www.palliative-care-duisburg.de, 02065/89 094-63.