Duisburg.. Seit zehn Jahren profitieren Ruhrorter Gesamtschüler von Unterstützung durch das Aletta-Haniel-Programm. Haniel-Stiftung engagiert sich weiter.


Am langen Holztisch im Obergeschoss des Firmenmuseums auf dem Ruhrorter Haniel-Campus blieb am Dienstagmorgen kein Platz frei. In historischer Umgebung begrüßte Dr. Rupert Antes, Geschäftsführer der Haniel-Stiftung, 34 Schüler der Aletta-Haniel-Gesamtschule zur Aufnahme in das Aletta-Haniel-Programm. Das blickt nun auf das erste Jahrzehnt seines Bestehens zurück.

„Deine Chance für die Zukunft“ lautet das Motto für das Programm, bei dem sich die Stiftung mit ihrem finanziellen Engagement als „Chancengeber“ für die Jugendlichen der Schule sieht, die den Namen der Mutter des Unternehmensgründers trägt. Dr. Rupert Antes, Geschäftsführer der Stiftung, erinnerte am Dienstag dran, dass Aletta Haniel „nicht nur auf das Geld geachtet hat, sondern auch darauf, dass es den Mitarbeitern gut geht.“

Klassenlehrer empfehlen Schüler für die Teilnahme

Zum ersten runden Geburtstag hat das Programm die Zahl der aufgenommenen Achtklässler von 25 auf 34 erhöht. „Der Andrang war in diesem Jahr sehr groß“, berichten Schewa van Uden und Tirapong Schier. Die beiden Mitarbeiter des Kommunalen Integrationszentrums (KI) koordinieren die Zusammenarbeit zwischen Programm und Schule.

Dort empfehlen die Klassenlehrer ihre Schüler für die Teilnahme. „Sie sind es, die sie am besten kennen“, erklärt Jörg Meyer, der kommissarische Schulleiter. Aufgenommen werden Jugendliche, deren Abschluss gegenwärtig in Gefahr ist.

Möglichkeiten für Praktika bei Duisburger Unternehmen

Die Zwischenbilanz nach zehn Jahren kann sich sehen lassen: Von 266 Mädchen und Jungen, die das Programm durchlaufen haben, strebten am Ende 50 Prozent eine Ausbildung an. Davon fanden 65, also gut die Hälfte, unmittelbar nach der Schule einen Ausbildungsplatz. Dazu trägt auch ein dichtes Netz von kooperierenden Duisburger Unternehmen bei – mehr als 60 bieten den Schülern Möglichkeiten für Praktika. Oft sei es nur die notwendige Unterstützung, Motivation und Rückhalt, die den Absolventen in ihren Familien und im Umfeld fehle, um ihre Talente zu nutzen, sagt Schewa van Uden. Wie jenen Jugendlichen, die erst vor drei Jahren nach Deutschland kamen, mittlerweile die Regelklassen in Ruhrort besuchen und nun die ersten Geflüchteten im Programm sind.

Erster Meilenstein für alle ist die Berufsorientierung, am 19. September folgt die zweite Ausbildungsmesse in der Gesamtschule, die im zweijährigen Rhythmus stattfindet. Ihr Engagement wird die Haniel-Stiftung fortsetzen, diese Zusage gilt bis zum Jahr 2023. Der achte Jahrgang wird im Juni verabschiedet, für die Neulinge geht’s nun los: „Ihr habt zwei wichtige Jahre vor euch, macht etwas daraus“, hörten sie von Dr. Rupert Antes.

>>> Zur Person: Die Kauffrau Aletta Haniel

Aletta Haniel (1742 bis 1815), zweites von neun Kindern eines Zollbeamten, zog kurz nach ihrer Geburt in Orsoy nach Ruhrort, wo sie 1761 den Kaufmann Jacob Wilhelm Haniel heiratete. Der übernahm 1772 das Packhaus seines Schwiegervaters in Ruhrort.

Nach dem Tod ihres Mannes 1782 führte Aletta Haniel die Spedition und den Weinhandel mit ihren Söhnen weiter. Sie wurde Teilhaberin einer Kohlen-Handelsgesellschaft und erschloss mit Kohlen und Eisenwaren Handelswege gen Westen. Sie gilt als Wegbereiterin für den Aufstieg ihres Sohnes Franz zu einem bedeutenden Industriepionier.