Duisburg. . Der Tanz auf der Vulkanstraße: Für seine Performance hat Choreograph Max Bilitza im Milieu recherchiert. Freigegeben war die Show erst ab 18.

Knapp 120 Zuschauer wohnten in der Kulturkirche Liebfrauen der Premiere von Max Bilitzas Tanzperformance „Hymne am Rande der Besinnung“ bei. Die „Suche nach den Facetten der Liebe im Zeitalter der Internetsexualität als letzte große Utopie“ war das angekündigte Thema dieses tänzerischen Beitrags zu den 40. Duisburger Akzenten.

Erotikuniform aus Spitzen-BH und Tanga

Das Zerplatzen von Kaugummiblasen hinter ihrem Rücken machte die Zuhörer aufmerksam darauf, dass die drei Tänzerinnen Phaedra Pisimisi, Camila Scholtbach und Doralisa Reinoso de Tafel schon mit der Performance begonnen hatten. Sie räkelten sich auf drei Seiten des Hintergrundes gelangweilt kaugummikauend auf hohen Barhockern, schminkten ihre Lippen nach und richteten ihre Haare. Dass der Job einer Prostituierten aus viel Warterei auf Kundschaft besteht, weiß jeder, der schon mal an den Schaufenstern des Rotlichtviertels in Amsterdam vorbeiflaniert ist. Unbeteiligte fragen sich automatisch, wie unangenehm es sein muss, den ganzen Tag im Stringtanga rumzusitzen. Die Tänzerinnen auf der Quadratbühne zeigten später beim Ausziehen ihre Erotikuniform aus Spitzen-BH und Tanga.

Bilitza hat sein choreografisches Bewegungsmaterial in Interviews „mit Spezialisten der konsumierten Liebe“ recherchiert und mit einem Pfarrer, einer Prostituierten und einer Pornodarstellerin gesprochen. Die Altersfreigabe für dieses Stück ab 18 entpuppte sich allerdings als Effekthascherei, das Dargestellte blieb harmlos. Schüler schicken sich heutzutage Heftigeres.

Zehn Bordelle in Duisburg mit rund 440 Zimmern

Zehn Bordelle gibt’s in Duisburg mit rund 440 Zimmern. Die sündige Meile schrumpft in der Performance zu ordentlich gefalteten, wasserfesten Unterlagen zusammen. Auf den ausgefalteten Plastiklaken vollzogen sie zitternd, mechanisch, sich windend zeichenhafte Akte bis hin zur angedeuteten Selbstvergewaltigung mit einem unter das Tänzerfußgewölbe geschnallten Plastikpenis.

Das getanzte Stundenhotel wurde so zum Sinnbild für die oft „prekären Arbeitsbedingungen von freischaffenden Künstlern“, wie Bilitza sie sieht. Die seien heutzutage gezwungen, sich inhaltlich zu prostituieren, um von ihrer Arbeit leben zu können. Davon zeugen in der digitalen Realität ihre werbenden Ansichten, Profile und Bilder in Zeiten des Internets. Die Zuschauenden lachten, teils echt amüsiert, teils eher verlegen. Danach kam der Applaus.