Duisburg. In den wegen lebensgefährlichen Brandschutzmängeln geräumten Duisburger Hochhäusern hatte es schon 2016 gebrannt. Was die Feuerwehr damals sah.

Wegen akuter lebensbedrohlicher Mängel hat die Stadt Mitte Februar die Räumung der Hochhäuser an der Husemannstraße in Homberg veranlasst. Neben einigen anderen Unzulänglichkeiten betonte die Stadt immer wieder, dass die Belüftungsschächte, die vom Kellergeschoss bis in jede der 176 Wohnungen führen, im Brandfall zur tödlichen Falle werden können. Dichter Rauch könne sich ungehindert ausbreiten, Anwohner könnten ersticken und die Feuerwehr bekäme Schwierigkeiten, die Brandquelle zu finden.

Im Mai 2016 gab es einen Kellerbrand

Was in der mitunter hitzigen Debatte, die seither um die Räumung geführt wird, bisher offenbar übersehen wurde: Das Belüftungsschaftsystem hätte den Verantwortlichen von Stadt und Feuerwehr bereits seit mindestens drei Jahren bekannt sein müssen. Denn im Mai 2016 wütete im Haus an der Husemannstraße 1 ein Kellerbrand.

Als die Feuerwehr nur wenige Minuten nach ihrer Alarmierung mit einem Großaufgebot in Homberg anrückte, hatte sich Qualm bereits über die Lüftungsschächte in allen elf Etagen des Gebäudes ausgebreitet. Das war damals auch der Grund für die Entscheidung des Einsatzleiters, das Hochhaus räumen zu lassen. 42 Menschen wurden von der Feuerwehr ins Freie gerettet, schwere Verletzungen erlitt niemand.

Warum kannte die Stadt Duisburg die Lüftungsschächte nicht?

Wie kann es also sein, dass die Lüftungsschächte erst im Februar 2019 als lebensbedrohlich eingestuft wurden, so dass 200 Menschen umgehend ihre Wohnungen verlassen mussten?

Stadtsprecherin Anja Kopka erklärt auf Nachfrage: „Das Ausmaß der jüngst festgestellten Brandschutzmängel war damals nicht erkennbar. Gleichwohl muss festgestellt werden, dass nicht beim Eigentümer nachgefasst wurde, der die Mängel hätte abstellen müssen.“

Die Stadt Duisburg werde „den Vorfall“ dennoch zum Anlass nehmen, ihre internen Verfahren auf den Prüfstand zu stellen. Bauordnungsdezernent Andree Haack kündigt außerdem an, Besitzer von großen Wohneinheiten aktiv anzuschreiben, „um für das lebenswichtige Thema Brandschutz zu sensibilisieren“.

Stadt Duisburg: Räumung der Hochhäuser war alternativlos

Auch wenn die Stadt nicht eindeutig einräumen will, dass sie die Gefahr, die von den Lüftungsschächten ausgeht, vor drei Jahren nicht erkannt und nicht darauf reagiert hat, sei eines weiterhin „Fakt“: „Die aktuelle Nutzungsuntersagung für die Husemannstraße war alternativlos.“

Viele Mängel seien durch aktiv bei der Bauordnung eingegangene Hinweise überprüft worden, wofür umfangreiche Demontagen von Verkleidungen und externe Fachleute nötig gewesen seien. „Die Mängel waren so schwerwiegend und zahlreich, dass die Nutzungsuntersagung ausgesprochen werden musste“, so Stadtsprecherin Anja Kopka.

>>NOCH IMMER KEIN BRANDSCHUTZKONZEPT

Noch immer liegt der Stadt Duisburg kein Brandschutzkonzept von den Eigentümern der geräumten Häuser an der Husemannstraße vor. In der vergangenen Woche hat es ein erstes Gespräch zwischen der Eigentümerseite und der Stadt gegeben.

Der Eigentümer, bzw. sein Sachverständiger, würden aber an einem Konzept arbeiten. Die Stadt geht davon aus, dass dies noch ein paar Tage dauern wird.