Duisburg. Das Amt für Soziales und Wohnen hat wie andere Ämter in Duisburg auch zu wenig Personal. Warum deshalb einige Schüler sitzen bleiben könnten.

Stundenlang anstehen im Straßenverkehrsamt, Reduzierung der Dienste und Öffnungszeiten im städtischen Call-Center und in den Stadtteilbibliotheken: Der Personalmangel in der Stadtverwaltung ist nicht zu übersehen und hat mitunter weitreichende Konsequenzen für die Betroffenen.

Anträge bleiben unbearbeitet

Sabine Gehring-Buchloh, Inhaberin der Nachhilfeschule „Schule gut“ in Rheinhausen, weiß das nur allzu gut. „Die Stadt kommt mit den Anträgen nicht hinterher. Bis zu einem halben Jahr dauert es teilweise“, klagt sie. Gemeint sind Anträge zur Kostenübernahme von Nachhilfestunden. Eine im Bildungs- und Teilhabepaket angebotene Leistung des Staates für Empfänger von Sozialhilfen.

Das große Problem dabei sei nicht nur, dass Gehring-Buchloh und ihre Mitbewerber lange auf ihr Geld warten müssten. Weitaus tragischer sei noch, dass es vorkomme, dass das Schulhalbjahr verstreiche, ehe die Nachhilfestunden vom Amt für Soziales und Wohnen „endlich genehmigt sind“.

„Ungefähr einem Drittel unserer Kunden geben wir derzeit Nachhilfeunterricht, ohne zu wissen, wann wir dafür bezahlt werden und ob wir das Geld überhaupt jemals sehen“, berichtet Gehring-Buchloh. Bei diesen Kindern sei die Versetzung aber hochgradig gefährdet, wenn sie keine Nachhilfe bekämen. Deshalb trete Gehring-Buchloh gewissermaßen in Vorleistung.

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Die Unternehmerin ist wütend. Die Stadt setze falsche Prioritäten, sagt sie. „Die Bildung der Kinder steht in Duisburg hinter den Interessen der Autofahrer“, bringt es Gehring-Buchloh bewusst provokativ auf den Punkt. Und meint die Aufstockung des Personals im Straßenverkehrsamt. Im Herbst und Winter versank das Duisburger Straßenverkehrsamt aufgrund der großen Personalnot an einigen Tagen im Chaos. In der Folge wurden zehn weitere Kräfte ins Straßenverkehrsamt entsandt.

Eine ähnliche Maßnahme wünscht sich Gehring-Buchloh auch für das Sozialamt. „Ich habe das Gefühl, dass die Mitarbeiter im Amt für Soziales und Wohnen hoffnungslos überfordert sind und dringend Hilfe brauchen“, berichtet Gehring-Buchloh. Diesen Eindruck hat sie in Telefonaten mit den Mitarbeitern des Amtes gewonnen, er lässt sich aber auch aus dem Schriftverkehr entnehmen, den die Rheinhauserin mit dem Amt hatte und den sie der Redaktion in Kopie hinterlassen hat.

Stadt streitet Personalnot nicht ab

Sebastian Hiedels, Sprecher der Stadt, streitet diesen Eindruck auch gar nicht ab. „Leider ist es im Fachbereich Bildung und Teilhabe im Amt für Soziales und Wohnen in der Vergangenheit zu mehreren Weggängen langjähriger, erfahrener Mitarbeiter und damit einer hohen Anzahl unbesetzter Stellen gekommen“, erklärt Hiedels.

Das sei für die Stadt so nicht immer planbar, was dazu geführt habe, „dass sich die Bearbeitungszeiten bis zur Bewilligung der Leistungen erheblich verlängert haben und die Verzögerungen in der Sachbearbeitung entstanden sind“.

Um der drängenden Personalnot zu begegnen, will die Stadtverwaltung 100 neue Mitarbeiter einstellen. Oberbürgermeister Sören Link erklärte kürzlich gegenüber den Leserbeiräten der WAZ, dass er davon ausgeht, dass die Bezirksregierung diese 100 Stellen genehmigen werde.

Ob und wie viele Stellen dann gegebenenfalls dem Sozialamt zugute kämen, ist indes noch unklar.