Duisburg. . „Forever Bach“ hieß es beim Klassikkonzert mit Pianist Kai Schumacher in der Duisburger Mercatorhalle. Videos schubsten dabei Bach ins Moderne.

„Forever Bach“ lautete der Titel des Konzertabends. Alleine die Wahl der englischen Sprache gab schon einen Hinweis darauf, dass es das Werk des Thomaskantors am Freitag in der Mercatorhalle nicht auf die klassische Art und Weise zu hören geben würde. Überraschend dürfte das für niemanden im Publikum gewesen sein, schließlich war Pianist Kai Schumacher Frontmann des musikalischen Ensembles, sein Hang zum Sprengen musikalischer Grenzen ist auch in Duisburg nicht erst seit gestern bekannt.

Das Visuals-Duo „Warped Type“ begleitete den ganze Abend

Trotzdem gab es als Einstieg mit Bachs Doppelkonzert C-Dur eine werktreue Darbietung, mit Kai Schumacher und dem Hamburger Pianisten Sebastian Knauer an den Flügeln und dem Barockensemble der Duisburger Philharmoniker im Hintergrund. Neben der routinierten, akustischen Aufführung gab es für die Zuschauer auf der Leinwand aber auch etwas zu sehen: Das Visuals-Duo „Warped Type“ begleitete den ganzen Abend über jedes Stück mit aufwendigen, oft abstrakt bearbeiteten Filmaufnahmen, die der alten Musik Bachs einen zusätzlichen Schubser Richtung Moderne gaben.

Die Filmaufnahmen gaben der alten Musik Bachs einen zusätzlichen Schubser Richtung Moderne.
Die Filmaufnahmen gaben der alten Musik Bachs einen zusätzlichen Schubser Richtung Moderne. © Zoltan Leskovar

Frisches Material gab es dann mit Auszügen aus Arash Safaians „ÜberBach“ zu hören. Der Münchener Komponist hat einzelne Werke des alten Meisters einem sogenannten „Recomposing“ unterzogen, also, sozusagen, umkomponiert, ohne die Klangfarbe der Originale zu verlieren. Sebastian Knauer und das Barockensemble setzten die neugedachten Werke hervorragend um, mit Pascal Schumacher am Vibrafon gab es sogar noch eine ganz außergewöhnliche Ergänzung im Instrumentarium. Die große Klasse von Safaians Komposition war von Beginn an zu hören.

Streicher muten phasenweise popmusikalisch an

Die gewohnten Kadenzen, die übliche, klare Tonsprache Bachs -- es war zweifelsohne die Musik des großen Komponisten, und doch war die künstlerische Berührung von Arash Safaian jederzeit zu hören. Die Harmonien waren offener, die Voicings moderner gesetzt, besonders die Phrasierung der Streicher mutete phasenweise popmusikalisch an, im besten Sinne. Hin und wieder schlichen sich auch neue Akkordprogressionen in „ÜberBach“, und Pascal Schumachers Vibrafon entpuppte sich als angenehmes Gegenstück zum Flügel. Eigentlicher Star des Recomposings waren aber die Streicher.

Mit dem Ensemble PTT, „PianoTubaTechno“, standen noch weitere Gäste auf der Bühne der Mercatorhalle, und begaben sich in die Welt der elektronischen Musik. Mit der ungewöhnlichen Kombination aus Tuba, Klavier und diversen Elektronika loopte und samplete das Duo die Bachschen Kompositionen und entfernte sich teilweise so weit von den Originalwerken, dass bloß noch die auffälligen Ostinatofiguren an die Ursprungskomposition erinnerten.

Mit zweiten Satz des Doppelkonzerts C-Dur endete der Abend. Der revueartige Charakter bekam dem Abend äußerst gut und sorgte dafür, dass die Zuhörer von immer neuen Ideen überrascht wurden.