Duisburg. Mehr als 200 Anwohner der Husemannstraße in Homberg müssen ihre Häuser sofort verlassen. Die Stadt spricht von eklatanten Brandschutzmängeln.
Die Menschen, die auf der Grünanlage vor den beiden elfgeschossigen Wohntürmen in Hochheide stehen, tragen entweder Uniform oder haben Koffer bei sich. Die einen gehören zu Feuerwehr, Ordnungsamt oder Polizei, die anderen sind quasi obdachlos, zumindest ihre eigenen vier Wände dürfen sie vorerst nicht mehr bewohnen. Wegen „eklatanter Brandschutzmängel“ mussten Donnerstagnachmittag mehr als 200 Anwohner der Häuser an der Husemannstraße 1 und 3 sofort ihre Häuser verlassen.
Nach einer Begehung der Gebäude (Baujahr: 1968) durch Feuerwehr und Bauordnungsamt habe man die Nutzung mit sofortiger Wirkung untersagt, erklärte der zuständige Beigeordnete Andree Haack: „Es stellte sich heraus, dass die Mängel so gravierend sind, dass die beiden Häuser ab sofort nicht mehr genutzt werden können.“ Zur Erklärung: Die Rauchschächte seien miteinander verbunden, das heißt, breche etwa im Keller ein Feuer aus, ziehe der Rauch über Schächte in alle Etagen und Wohnungen. „Es besteht Lebensgefahr, wir mussten reagieren“, so Haack.
Wohnungen wohl monatelang dicht
Er geht davon aus, dass die Bewohner monatelang nicht in ihre Wohnungen zurückkehren können. Die Arbeiten seien aufwändig, sämtliche Schächte müssten entsprechend abgedichtet werden. Mit dem Vermieter, zwei Fondsgesellschaften aus Wien („Esmor Realitätenhandel“ und „Bewe Immobiliengesellschaft“) sei man in Kontakt, könne dazu allerdings aktuell nicht mehr sagen. Die Räumung der 140 Wohnungen dauerte bis in die späten Abendstunden, man wolle die Menschen nicht drängen aber zwingend sicherstellen, dass niemand mehr in den Gebäuden übernachtet, erklärte der Beigeordnete.
Der Schock bei den Bewohnern sitzt tief. „Ich hatte einen Anruf, eine Freundin sagte , dass 50 Mann vom Ordnungsamt vor dem Haus stehen würden“, sagte eine junge Frau, die Tüten und einen Wäschekorb zu ihrem Auto schleppte. „Was für ein Schreck, ich bin erst vor zwei Tagen hier eingezogen. Ich komme vorerst bei meinem Bruder und meiner Mutter unter.“
Bewohner werden in Flüchtlingsunterkunft einquartiert
Wieviele der 200 Bewohner niemanden haben, bei dem sie kurzfristig unterschlüpfen können, war bis Donnerstagabend noch nicht klar. „Die Menschen kommen vorerst in der Flüchtlingsunterkunft Memelstraße in Neudorf unter“, so Stadt-Sprecherin Gabi Priem. Für wie lange, ist ebenso noch unklar, die Sprecherin: „In der Pflicht steht der Vermieter, er muss seinen Mietern unverzüglich entsprechenden Ersatzwohnraum zur Verfügung stellen. Kommt er dem nicht nach, hilft die Fachstelle für Wohnungsnotfälle des Amtes für Soziales und Wohnen. Die Kosten für die Unterbringung muss dann der Eigentümer tragen.“
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Damit niemand unbefugt zurück in das gesperrte Haus kommt, sind bereits Schlösser der Eingangstüren ausgetauscht worden. Über Nacht dreht dort der stadteigene Wachschutz Octeo seine Runden. „Die Menschen müssen nicht an einem Nachmittag all ihre notwendigen Sachen mitnehmen. Es besteht auch in den kommenden Tagen die Möglichkeit, in die Wohnung zu gehen, um Dinge zu holen“, erklärt Gabi Priem.
Diese schnelle Räumung war nicht die erste dieser Art in der Stadt. Vor einigen Wochen mussten bereits zahlreiche Hochfelder ihrer Wohnungen plötzlich verlassen, weil es Brandschutzmängel gab.