Duisburg. . Gewerkschaft, Stadtelternschaft EDuS und Lehrer fordern die NWR-Landesregierung auf zu Änderungen im Schul- und Laufbahn-Recht.
Der Note 4 minus, die der GEW-Landesverband der Schulpolitik der NRW-Landesregierung gibt, kann sich der Duisburger Stadtverband der Lehrergewerkschaft nicht anschließen. „Wir müssen tiefer greifen“, sagt ihr Vorsitzender Norbert Müller. Gemeinsam mit der Stadtelternschaft EDuS und den Schulform-Vertretern wirft er Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) vor, nichts gegen den wachsenden Lehrermangel in Duisburg und anderen Städten zu tun.
Besonders eklatant bleibt nach Berechnungen der Gewerkschaft das Problem an Grund- und Förderschulen. Allein an den 75 Grundschulen konnten demnach zuletzt nur 65 von 201 offenen Stellen besetzt werden. Die Bezirksregierung hat in ihrer Statistik sozialpädagogische Fachkräfte mitberechnet, sei auf 69 Einstellungen und eine Besetzungsquote von 44 Prozent gekommen. „Ein mieser Trick“, sagt Müller, „an die Schulen gehören gut ausgebildete Lehrer, die Besten müssen dorthin, wo der Bedarf am größten ist.“ Am stärksten treffe der Mangel die Schulen in ohnehin sozial belasteten Stadtteilen, sagt Martin Fey (Schulform-Koordinator GEW). „Für zusätzliche Förderung und Unterstützung gibt es keine Stunden mehr. Wir sind gerade noch in der Lage, den Standardunterricht zu erteilen.“
Zu wenig Sonderpädagogen in Schulen
Mit zuletzt nur 17 von 57 besetzten Stellen ist das Dilemma an den Förderschulen vergleichbar. „Alle liegen unter 80 Prozent bei der Lehrerversorgung“, beklagt Schulformsprecher Torsten Marienfeld „eine unglaublich ungerechte Verteilung der Sonderpädagogen im Land. Duisburg wird fallengelassen.“ Der Mangel an Sonderpädagogen treffe auch die Gesamtschulen bei der Umsetzung des gemeinsamen Lernens, sagt Ernst Wardemann: „Im 5. Jahrgang der Gesamtschule Mitte haben wir 17 Kinder mit Förderbedarf bekommen, aber keine Fachkräfte. Das wird explodieren.“
GEW: Politik müsse die Voraussetzungen schaffen
Das Schul- und Laufbahnrecht müsse schnellstens geändert werden, um das System durchlässiger zu machen, fordert die GEW: So sei derzeit der Wechsel von Sekundarstufe II-Lehrern in Sek I zu schwierig. Die Verbeamtung von Lehrern der Sekundarstufe, die in Grundschulen arbeiten, müsse vereinfacht werden, durch Gesetzesänderungen, die längst geplant seien, aber nicht umgesetzt werden. Seiteneinsteiger, die nur als Fachlehrer eingesetzt werden können, helfen den Grundschulen nicht, erklärt Martin Fey: „Kleine Systeme brauchen Klassenlehrer, die Deutsch und Mathe unterrichten.“ Die Politik müsse die Voraussetzungen schaffen, damit die Verwaltung handeln kann, mahnt Norbert Müller: „Sie darf das Problem nicht weiter aussitzen.“
>>> EDuS: 5700 Stunden fallen pro Woche in Duisburg aus
umgerechnet auf Unterrichtsausfall ergeben 5700 Schulstunden, die in Duisburg pro Woche nicht gegeben werden, rechnen Ilka Heipcke und Markus Möller, die Vorsitzenden der Stadtelternschaft EDuS.
„5000 Kinder bekommen keinen richtigen Unterricht“, sagt Norbert Müller. „Dass einer ganzen Schülergeneration in massivem Umfang Unterricht vorenthalten wird, ist ein Skandal. Das muss der Politik bewusst sein.“