Duisburg-Marxloh/Vierlinden. . Mieter in Duisburg haben Ärger mit ihrem Erlanger Vermieter. Bei den einen ist es kalt, andere warten auf Erstattung von Nebenkostenguthaben.
Frostiges Klima in Duisburg: Mieter einer Erlanger Boden-, Vermietungs- und Verwaltungsgesellschaft mit Dependance in Hochfeld gehen auf die Barrikaden, weil ihr Wohnungsgeber entweder nicht erreichbar sei, oder sie hinhalte, wenn es Probleme im Haus gebe. In den vergangenen Wochen haben sich deshalb mehrere Bürger, die in den einstigen Thyssen-Wohnen-, beziehungsweise Immeo-Wohnungen leben, an unsere Redaktion gewandt. Nur durch eine Berichterstattung sehen sie noch die Möglichkeit, ihren Vermieter dazu bewegen zu können, sich verbraucherfreundlich zu verhalten.
Im sogenannten Stehkragenviertel rund um die Bayernstraße gibt es einige Mieter, die hohe Nebenkostenguthaben aus dem Jahr 2017 haben. Doch auf die Rückzahlung – es geht um Beträge bis gut 600 Euro – warten sie vergeblich. Ein Mieter hat sogar eine Mahnung per Einschreiben geschickt – vergeblich. Als letzte Lösung hat er kurzerhand eine per Lastschrift eingezogene Miete zurückgebucht. Dann habe er die Differenz zwischen Miete und Nebenkostenguthaben wieder eingezahlt, berichtet der 84-Jährige. Seitdem herrscht Funkstille zwischen ihm und seinem Vermieter.
Vermieter verkündet: Kontaktaufnahme nur per E-Mail
So einfach lässt sich das Problem an der Friedrich-Engel-/Ottostraße, wo das Unternehmen 32 Wohnungen besitzt, nicht lösen: Dort sitzen die Mieter seit Montag dieser Woche im Kalten. Die Heizung ist ausgefallen. Beschwerden im Hochfelder Büro des Vermieters seien im Grunde erfolglos gewesen. Die Reparaturversuche seien gescheitert.
Deshalb war eine Mieterdelegation am Donnerstagnachmittag nach Hochfeld gereist, um mal Tacheles zu reden. „Die kommen nur mit Ausreden“, erzürnte sich eine Dame noch rund 20 Stunden später. Sie meint die Mitarbeiter der Vermietungsgesellschaft. „Wenn die sich wenigstens mal entschuldigen würden, wenn die wenigstens mal einen Aushang im Haus machen würden, wenn es Probleme wie den Heizungsausfall gibt“, sagt die Frau beim Gespräch mit unserer Redaktion, „dann wären wir nie auf die Idee gekommen, einen Aufstand zu machen“.
Nach angeblicher Reparatur wird die Heizung nur lauwarm
Metin Sarpkaya, der seit Jahren in der Siedlung lebt und Sprecher der neuen Mieterinitiative ist, könnte vor Ärger die Wände hochgehen. „Wir haben hier alte Leute und auch Familien mit kleinen Kindern. Alle frieren. Viele sind schon krank, einzelne haben Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.“
Ein Ehepaar, das seit 1979 in der Häuserzeile lebt und zu den Erstbeziehern gehört, erinnert sich: In den 40 Jahren habe es vor langer Zeit nur ein einziges Mal einen zweitägigen Heizungsausfall gegeben. „Und da hat uns unser Vermieter sofort eine Gutschrift gegeben.“ Aber jetzt erreiche man ja nicht mal jemanden am Telefon, und wenn doch, werde man vertröstet. Bei mitunter gerade noch 14 Grad haben sie sich in dicke Decken und Pullover eingepackt, die vergangenen Tage aber trotzdem geschnattert. Als die Heizung am Freitagmittag nach angeblicher Reparatur wieder lauwarm wurde, zeigte das Thermometer bei voll aufgedrehter Heizung im Wohnzimmer gerade mal 17,9 Grad. Und aus dem Wasserkran kam lauwarmes Wasser. „Zu kalt zum Duschen.“
Vermietungsgesellschft reagiert nicht auf Anfrage unserer Redaktion
Aus Vierlinden erreichte uns die Nachricht einer erbosten Frau. Sie ist Tochter einer Mieterin des Erlanger Unternehmens. „Stellen Sie sich mal vor: Meine Mutter hat einen Brief von ihrem Vermieter bekommen, in dem ihr mitgeteilt wird, dass sie sich ausschließlich per E-Mail melden darf. Meine Mutter ist 84. Sie hat gar keinen Computer.“
Und was sagt die Vermietungsgesellschaft auf Anfrage unserer Redaktion: „Telefonisch geben wir keine Auskunft, schicken Sie eine Mail, dann wird sich gegebenenfalls einer melden.“ Mails sind geschickt worden. Zweimal. Am 24. und am 30. Januar. Eine Antwort aus Erlangen kam bislang allerdings nicht.
Hinhaltetaktik: Ein Kommentar von Gregor Herberhold
Dass die Erlanger Vermietungs- und Verwaltungsgesellschaft nicht erreichbar ist, hat offenbar System: So will man sich wohl unbequeme Mieter, aber auch Pressevertreter vom Hals halten. Das Motto scheint zu lauten: abwimmeln. Zumindest aber: hinhalten. Vermutlich in der Hoffnung, dass sich Beschwerden so in Luft auflösen.
Das mag bei dem ein oder anderen funktionieren. Nicht aber bei den verärgerten Mietern in Marxloh und Vierlinden.
Eines hat das nordbayrische Unternehmen durch seine Taktik erreicht: Man spricht über die Firma. Ob das allerdings geschäftsfördernd ist, darf bezweifelt werden