Marxloh. . In diesem Teil unserer Serie „Stadtgeschichte(n)“ geht es um das Stehkragenviertel, das vor 100 Jahren in Marxloh entstanden ist.

Eine der besseren Wohngegenden in Marxloh war und ist das sogenannte Stehkragenviertel. Es entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, als Hamborn durch die Industrialisierung mächtig wuchs, mit der Geburt von Helene Kropp die 100.000-Einwohner-Marke überschritt (1910) und im April 1911 offiziell zur Großstadt wurde. In nur zehn Jahren war die einstige Gemeinde um 75.000 Menschen reicher und wurde somit zum „größten Dorf Preußens“.

Logisch, dass so eine große Gemeinde auch Wohnungen für die Besserverdienenden, also die Kommunalbeamten, und die Zechen- und Stahlmitarbeiter in höheren Positionen benötigte. Die entstanden vor allem in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Jubiläumshain. Grob gesagt umfasst das „Stehkragenviertel“, wie die Wohnareale genannt wurden, die Bayernstraße im Norden, die Preußenstraße im Süden und die drei Nord-Südverbindungen Mecklenburger-, Schleswiger- und Holsteiner Straße. Wobei angrenzende Bereiche durchaus dazu gezählt werden können, wie man an der Architektur erkennen kann.

„Die ersten Häuser wurden direkt zu Beginn des neuen Jahrhunderts hochgezogen“, berichtet Jörg Weißmann, Vorsitzender des Heimatvereins Hamborn. Weitere folgten zwischen 1910 und 1920. Zum Teil waren es private Bauunternehmer, die ganze Häuserblöcke errichteten, aber auch der Beamtenwohnungsverein Hamborn und die Industriebetriebe beteiligten sich sich daran.

Jörg Weißmann kennt einige Wohnungen, erinnert sich, wie er als Kind oft staunte, wenn er sah, wie „hochherrschaftlich“ manche Bürger damals schon lebten. „Es gab zwar keinen Stuck an den Decken“, sagt der Heimatfreund, „aber sehr großzügig waren und sind die Wohnungen schon“. 120 bis 130 Quadratmeter für eine Familie – das konnten sich damals wie heute nicht allzu viele Menschen leisten.

Etliche der Häuser seien heute in privater Hand, manche gehörten der Wohnungsgenossenschaft Hamborn, berichtet Weißmann. Besonders begehrt sind die Häuser direkt am Jubiläumshain – dort hat man eine der schönsten Parkanlagen Duisburgs buchstäblich vor der Haustür.

Architektonische Leistungen

Architektonische Träume wurden im Stehkragenviertel verwirklicht. Es gibt zum Beispiel ein Doppelhaus an der Mecklenburger Straße, das mit seinen Erkern und Balkonen sowie Rundbogenfenstern wie eine Burg wirkt.

Noch ein Wort zum Begriff „Stehkragen“: Wer vor 100 Jahren Hemden mit solchen Kragen trug, war in der Regel betucht, heute würde man sagen: ein Bessergestellter.