Duisburg. . Marina Steiner übergibt die Leitung in der Verbraucherzentrale an Paulina Wleklinski und erzählt, wie sie die Arbeit in Duisburg erlebt hat.
Ein paar Schokopralinen brachte ein Stammkunde als kleines Dankeschön vorbei. Da war Marina Steiner doch gerührt. Heute ist ihr letzter Arbeitstag in der Verbraucherzentrale. Sie hört nach acht Jahren als Leiterin auf, wechselt auf eigenen Wunsch als Beraterin in ihre Heimatstadt Bochum und übergibt das Kommando an der Friedrich-Wilhelm-Straße 30 nahtlos an Paulina Wleklinski (37).
Wehmut ist schon dabei
„Wehmut ist schon dabei“, sagt Marina Steiner. „Ich habe hier ein gutes Netzwerk aufgebaut, mit der Verwaltung gut zusammengearbeitet und die Duisburger schätzen gelernt: klar, direkt und herzlich.“
Als die 59-Jährige 2011 in Duisburg in der Beratungsstelle anfing, hatte sie gleich mehrere Baustellen zu beackern. Einerseits stand die Weiterfinanzierung der Beratungsstelle auf der Kippe. „Da haben wir aber mit der Stadt und der Politik eine gute Lösung gefunden.“ Andererseits gab es den großen Abrechnungsärger bei den Stadtwerken. „Bei vielen Verbrauchern wurde damals teils über Jahre gar nicht abgerechnet, keine Abschläge abgebucht“, so Steiner. „Da standen Rückforderungen von bis zu 7000 Euro im Raum.“ Vom Systemfehler waren in der Spitze rund 11.000 Kunden betroffen. „Ärger mit Energieversorgern gibt es ja immer wieder mal. Aber so ein Ausmaß habe ich noch nicht erlebt.“
Ende 2014 standen Ratsuchende bis auf die Straße
Eine enorm hohe Nachfrage gab es auch Ende 2014, erinnert sich die scheidende Leiterin der Beratungsstelle, nach der Entscheidung des Bundesgerichtshofs, dass Bearbeitungsentgelte von Krediten zurückgefordert werden dürfen. „Normalerweise ist es zwischen den Jahren sehr ruhig. Aber damals standen die Leute bis auf die Straße, weil Verjährung drohte und deshalb Musterbriefe noch ganz schnell raus mussten“, so Steiner und muss schmunzeln. „Silvester haben wir alle um 20 Uhr im Bett gelegen, weil wir so platt waren...“
Eine große Herausforderung sei auch die Flüchtlingswelle 2015 gewesen. „Das hat unsere Arbeit verändert, weil da Menschen kamen, die unser Wirtschaftssystem überhaupt nicht kannten“, sagt die 59-Jährige. „Die Flüchtlinge haben zum Beispiel zu viele oder überteuerte Mobilfunkverträge abgeschlossen, sind an der Haustüre mit Stromlieferungsverträgen überrumpelt worden. Ich erinnere mich an einen jungen Mann, der innerhalb von wenigen Wochen fünf Mal den Anbieter gewechselt hatte und gar nicht mehr wusste, was er wo zu zahlen hat.“ Die Situation dieser Menschen sei zum Teil schamlos ausgenutzt worden.
Freude auf die neue Aufgabe
Bei nur zwei Planstellen für die Beratung ist Steiner da schnell an Grenzen gestoßen. „Ich hätte mir in der Vergangenheit schon gewünscht, über die üblichen Aktionen und Stände hinaus, zum Beispiel auf dem Umweltmarkt, öfter rauszugehen. Mehr in die einzelnen Stadtteile, aber das war einfach nicht drin.“
Unterm Strich übergebe sie den Staffelstab aber mit einem sehr guten Gefühl an Paulina Wleklinski. Die 37-Jährige ist keine Unbekannte in Duisburg. Von 2012 bis 2016 war sie hier bereits als Beraterin tätig, ehe sie dann die Leitung der Verbraucherzentrale in Dormagen übernahm. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe“, sagt sie. „Duisburg ist für mich wie ein Stück Heimat.“
Das Thema Digitalisierung werde bei ihrer Arbeit eine immer größer werdende Rolle spielen. „Einkaufen über Amazon, Online-Bankgeschäfte – da ergeben sich immer wieder neue Fragen für die Verbraucher. Aber auch alte Themen, Dauerbrenner wie die Energiearmut, werden uns weiter beschäftigen.“
Begeisterte Bogenschützin
Paulina Wleklinski leitet ab dem 1. Februar die Duisburger Beratungsstelle, die allein im vergangenen Jahr rund 10.000 Anfragen hatte.
Die 37-Jährige ist ledig, lebt mit zwei Katzen in Rheinberg und ist in ihrer Freizeit begeisterte Bogenschützin. „Das ist ein guter Ausgleich zur Arbeit.“