Duisburg. . Die Grande Dame hat Musiker und Publikum gut im Griff. Für Andy Pilger, Erfinder der „Attack“-Reihe, ist der Steinbruch sein zweites Wohnzimmer.

Für Andy Pilger ist der „Steinbruch“ in Neudorf so etwas wie sein zweites Wohnzimmer. An jedem ersten Samstag im Monat trommelt der Starlight-Schlagzeuger bei seiner „Smooth Attack“-Reihe, jeden zweiten Mittwoch bei der „Groove Attack“ und jeden vierten Mittwoch bei der „Funk Attack“. Die Konzerte, oder vielmehr Jam-Sessions, funktionieren alle nach demselben Prinzip. „Wir haben eine feste Band, und die Stücke die ich mitbringe, erkläre ich den Musikern erst auf der Bühne. Dann interpretieren wird das Stück“, erklärt Bandleader Pilger. Dabei werde natürlich auch viel soliert, er vergleiche das Konzept gerne mit „einer leeren Leinwand. Jeder macht einen Strich, und im besten Fall kommt was Schönes dabei raus.“

Publikum ist begeistert

Andy Pilger lädt immer hochkarätige Musiker zu seinen Jamsessions ein.
Andy Pilger lädt immer hochkarätige Musiker zu seinen Jamsessions ein. © RR

Zur „Attack“-Reihe gehört außerdem, wenn auch nicht namentlich, „Brendas Night“, die an jedem ersten Dienstag im Monat stattfindet. Sängerin Brenda Boykin verteilt die Noten auf der Bühne und gibt dann Anweisungen, wie sie ihre Nummern gerne gespielt hätte. „We’re trying it as a cha-cha“, „wir versuchen es als Cha-Cha“, erklärt die Vollblutmusikerin zum Beispiel vor dem Klassiker „Autumn Leaves“, und die vier Musiker steigen direkt darauf ein. Ein paar südamerikanische Akkordfolgen vom Klavier und samba-ähnliche Clave-Rhythmen vom Schlagzeug und ein grooviges Fundament von Bass und Gitarre – fertig ist der perfekte Nährboden für den dominanten, aber differenzierten Gesang von Boykin. Dass die Band dabei nach einer Menge Stunden im Probenraum klingt, die es aber nie gab – das ist das erklärte Ziel von Andy Pilger. „Wenn uns jemand nach einer CD fragt, die es übrigens nie geben wird, das ist das größte Kompliment.“ Denn Brendas Night lebt vom Session-Charakter, aber eben auch von einer Band, die sich nicht irgendwie durch die Stücke mogelt, sondern die Stücke zu jeder Zeit geschmackvoll ausgestaltet. Dass die Stimme von Brenda Boykin auch mit über 60 Jahren immer noch ein absolutes Brett ist, trägt das Übrige zur super Stimmung im Steinbruch-Saal bei. Im Sitzen strahlt die gebürtige Amerikanerin mehr Energie und Bühnenpräsenz aus, als die meisten anderen Sänger. Alle haben Spaß bei der „Arbeit“ und das Publikum schaut den Musikern gerne zu.

Dass die vier Bandmitglieder an den Instrumenten musikalisch über jeden Zweifel erhaben sind, ist eigentlich nicht der Rede wert – ganz egal, wen sich Andy Pilger für die jeweilige Session aussucht. Auch die ausgiebigen Solo-Ausflüge der einzelnen Musiker arten nie in Ego-Streicheleinheiten aus. Gerade die Gitarrensoli fügen sich, trotz ihrer musikalischen Finesse, ganz hervorragend in den Grund-Groove der Band ein. „Now don’t stop that groove!“, hört jetzt bloß nicht auf, ruft Brenda Boykin deshalb zurecht, und fordert im nächsten Stück, der Sam-Cooke-Ballade „You sent me“ „ein paar süße Triolen“ von Andy Pilger. Die Grande Dame der „Attack“-Reihe hat ihre Band, die Bühne und das Publikum im Griff.