Duisburg. . Mit seiner Tanzperformance „Engelsrepublik“ schafft der Duisburger Künstler Max Bilitza eine ebenso beeindrucken wie verstörende Zukunftswelt.
Drei junge Frauen weisen die Zuschauer in die Liebfrauen-Kulturkirche – still, kalt lächelnd, regungslos; es ist der leiseste Moment für die nächsten 60 Minuten. Die drei Damen sind Tänzerinnen und die Hauptfiguren in der „Engelsrepublik“ – eine Kunstperformance von Max Bilitza, die mit Tanz, schriller Geige, wechselndem Licht und skurrilen Videos das Publikum einnimmt und zeitweise bedrückt.
Die Engelsrepublik ist hoch technologisiert. Die Eintrittskarten sind QR-Codes, die gescannt werden müssen. Dann befiehlt ein Hologramm auf einem Bildschirm, wo der richtige Sitzplatz ist: „Dein Sitzplatz befindet sich in der blauen Zone“, sagt die leblose Computerstimme. Die Zuschauer folgen gehorsam blauen LED-Leuchten. Sie führen durch eine Kontrolltür, wie man sie vom Flughafen kennt und enden am Kirchengestühl, das per Kamera überwacht wird. Das sind keine düsteren Zukunftsaussichten. Das ist die „gläserne“ Gegenwart.
„Das Stück vermischt Fakten und Fiktion. Es hinterfragt, es gibt keine Antworten“, sagt Max Bilitza, der für die Aufführungen Freitag und Samstag ein 15-köpfiges, internationales Team zusammengeführt hat. Und die Installation ist noch bis zum 14. Dezember täglich von 17 bis 19 Uhr in der Liebfrauen-Kirche zu sehen.
Satzfetzen und elektronische Töne
Es passiert vieles gleichzeitig: Hinter dem Altar flüstert ein projizierter Mund Satzfetzen, daneben leuchtet ein visueller Stimmenverzerrer. Währenddessen dringen bizarre, elektronische Töne durch den Kirchensaal, unrhythmisch. Und dazu: Anmutige, zierliche Bewegungen der Tänzerinnen, die fest in einer Säule gefangen zu scheinen. Sie sehen aus wie Wellblech aus Plastik, dennoch lassen sie sich ein wenig biegen und formen – sie sind trüb wie Milchglas. Die Silhouetten drehen Pirouetten, tippeln mit ihrer Säule-to-go, die sie umschließt, auf Zehenspitzen umher und bilden einen Kontrast zur unruhigen Hardcore-Musik, die vom Geiger mit hohen Tönen schrill unterbrochen wird.
Die Zukunft ist anstrengend. Und beklemmend: Gerade, als die Frauen sich aus der Säule kämpfen, das Licht heller und die Musik weniger strapaziös wird, huldigen sie den Maschinen – sie entdecken etwas Göttliches in der Allwissen- und vermeintlichen Überlegenheit der digitalen Daten. Ein Licht erscheint den drei Protagonistinnen; eine Drohne fliegt über ihre Köpfe hinweg. „Wir müssen wissen, wer für und wer gegen die Maschinen ist“, sagt eine Tänzerin.