Duisburg. . Die Mitarbeiter von Thyssenkrupp Steel in Duisburg wollen flexiblere Arbeitszeiten, einen Extra-Bonus und Klarheit über den neuen Vorstand.

So langsam werden die Stahlarbeiter bei Thyssenkrupp Steel ungeduldig. Für Ende des Jahres war die Benennung des Vorstandes des neuen Gemeinschaftsunternehmens mit Tata Steel angekündigt worden, doch noch warten die Arbeitnehmervertreter auf einen Ansprechpartner. „Wir wollen frühzeitig in alle strategischen Fragen eingebunden sein“, drängt Betriebsratsvorsitzender Tekin Nasikkol auf eine zügige Entscheidung. Sonst könne es „ungemütlich“ werden im Verhältnis von Arbeitnehmern und Konzernführung.

Unklarheit über die Zeit nach dem Brexit

Es gebe wichtige Fragen zu klären vor dem Start des Joint Ventures, zu dem außer den Werken der Thyssenkrupp-Stahlsparte auch Werke von Tata in den Niederlanden und Großbritannien gehören sollen. Beispielsweise sei unklar, wie’s nach dem Brexit weitergeht oder wie europaweit die Mitbestimmung organisiert werden soll. „Wir haben Ideen, aber wir kommen nicht voran“, klagte Nasikkol am Mittwoch am Rande der Betriebsversammlung, zu der rund 3500 der 13.000 Mitarbeiter in den Landschaftspark gekommen waren.

Was indes schon eine spürbare Folge der anstehenden Neuorganisation des Stahlkonzerns ist, ist Raumnot in der Zentrale in Bruckhausen. Etwa 170 Mitarbeiter der Thyssenkrupp AG wechseln von Essen nach Duisburg, einige wenige in die Gegenrichtung. Nasikkol: „Da sind jetzt eine Menge Menschen mit Kartons unterwegs.“ Und da in der Hauptverwaltung nicht mehr für alle Abteilungen Platz ist, zieht der Einkauf mit rund 150 Beschäftigten an den Innenhafen.

Selbstbestimmte Arbeitszeit Thema für Tarifrunde

Auf das ablaufende Jahr blickt Nasikkol jenseits aller Konzernturbulenzen aber auch mit Zufriedenheit zurück: „Unsere Belegschaft hat Enormes geleistet.“ Das Ergebnis der Stahlsparte habe man um 26 Prozent verbessert, und damit begründet der Betriebsratsvorsitzende auch die Forderung nach einem „Extra-Bonus“ über die per Betriebsvereinbarung für gute Geschäftsjahre vereinbarte Sonderzahlung hinaus. Dieser Bonus soll auch den rund 2000 außertariflich bezahlten Mitarbeitern zugute kommen.

In der anstehenden Stahl-Tarifrunde werde selbstbestimmte Arbeitszeit neben der Forderung nach einem Lohnplus von sechs Prozent wichtigstes Thema sein, erklärte Horst Gawlik, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. Die in schlechten Zeiten vereinbarte 31-Stunden-Woche werde inzwischen in großen Teilen der Belegschaft sehr geschätzt, immer mehr Kollegen fragten nach individuellen Arbeitszeitlösungen, und vor allem in der Verwaltung werde der Wunsch laut nach Home Office und mobilem Arbeiten.

>>>Selbstbewusster Blick in die Zukunft

Nach dem guten Stahlergebnis blickt Tekin Nasikkol sehr selbstbewusst in die Zukunft: „Stahl ist das, was wir können und lieben. Unsere Stahlbaustelle haben wir im Griff.“

Und es könne noch besser werden: „Wenn man weiter in uns investiert, werden wir vielleicht noch zum Lieblingskind im Konzern.“