Duisburg. Herzschwäche ist die häufigste Diagnose in kardiologischen Kliniken. Das Duisburger Herzzentrum gilt als Spezialklinik für solche Fälle.
„Ich kann laufen wie ein junger Hund.“ Wolfgang Frerix (62) mag etwas übertreiben, denn noch stützt ihn ein Rollator, an dem auch der Akku für seine künstliche Herzpumpe hängt. Doch ohne das vor rund drei Wochen implantierte elektrische Unterstützungssystem würde sein Herz gar nicht mehr schlagen. Wolfgang Frerix leidet an schwerster Herzschwäche und ist zugleich buchstäblich lebendiger und beredter Akteur des WAZ-Medizinforums zum Thema Herzinsuffizienz – dank der modernen Herzmedizin.
Kardiologie und Herzchirurgie, sie standen im Mittelpunkt auf dem Vortragsabend mit den Chefärzten der Kardiologie, Prof. Wolfgang Schöls, und Herzchirurgie, Prof. Jochen Börgermann, des Meidericher Herzzentrums der Evangelischen Kliniken Niederrhein. Ob Untersuchung, Diagnose oder Behandlung von Herzschwäche: Beide Disziplinen arbeiten eng zusammen, wenn Herzkranzgefäße verengt sind, Herzklappen nicht mehr richtig arbeiten oder Patienten unter Herzrhythmusstörungen leiden.
Ersatzherzklappen setzen: „Das machen wir rund sechsmal in der Woche“
Mit Eingriffen über Katheter können die Kardiologen Ballons und Stents setzen, die verkalkte Gefäße wieder weiten; auch neue, biologische Ersatzherzklappen von Schwein oder Rind kann Professor Schöls zielgenau an die richtige Stelle platzieren. „Das machen wir rund sechsmal in der Woche. Das ist eine wirklich segensreiche Methode“, so Professor Schöls. Bei künstlichen Herzklappen oder beim Setzen eines Bypasses ist der Chirurg gefragt, ebenfalls bei der Implantation von Herzschrittmachern, die dem Herzen die richtigen elektrischen Impulse geben.
Oder eben künstliche Herzpumpen wie bei Wolfgang Frerix. Vor 18 Jahren hatte der Xantener schon einen Herzinfarkt und so wusste er, was los war, als er mit seinem übergroßen, aber leistungsschwachen Herzen bei der Gartenarbeit kaum Luft bekam. Wochen wurde er behandelt, doch zuletzt blieb nur die Frage: Mit Medikamenten noch wenige Wochen weiterleben – im Bett. Oder die künstliche Herzpumpe. „Das war dann eine klare Sache. Ich bin top zufrieden. Mit der Pumpe geht es wirklich besser. Ich werde jetzt mit meiner Tasche herumlaufen, so lange ich lebe“, meint der 62-Jährige. Nächste Woche geht er in die Reha.
Es gibt immer weniger Spenderherzen für Transplantationen
Chefchirurg Börgermann setzt auf die moderne, unterstützende Medizintechnik, auch bis hin zu Kunstherzen. Doch zugleich sorgt ihn, dass es für die ständig steigende Zahl von schwerstkranken Herzpatienten immer weniger Spenderherzen für Transplantationen gibt. Die zurückliegenden Organspendenskandale haben ihren Anteil daran, doch schon vorher hatte der Negativtrend eingesetzt. Gerade mal noch 250 Herzen können im Jahr transplantiert werden, weniger als die Hälfte im Vergleich zu früheren Jahren. Börgermann hofft, dass die aktuelle Debatte um eine künftige Organspenderegelung sensibilisiert: „Es lohnt sich, um die Spendenbereitschaft zu kämpfen.“
>>>> Krampfadern sind das nächste Thema
Das nächste WAZ-Medizinforum findet am 30. Januar statt. Im Malteser St. Anna-Krankenhaus in Huckingen informiert die Gefäßchirurgie unter anderem über die Behandlung von Krampfadern.
Die Anmeldung für die Teilnahme am Medizinforum wird mit der Ankündigung Mitte Januar möglich sein.