Duisburg. . Als Solist ist er am Horn wieder großartig, als Dirigent der monumentalen 5. Sinfonie von Anton Bruckner kann er nicht überzeugen.

Anton Bruckners 5. Sinfonie ist ein so umfassendes Werk, dass es eigentlich ausreicht, einen Konzertabend auszufüllen. Besonders dann, wenn ein Dirigent so ruhige Tempi wählt wie Radek Baborák, der jetzt das 4. Philharmonische Konzert leitete. Während andere das Stück in eineinviertel Stunden bewältigen, benötigte Baborák in der Mercatorhalle eine Viertelstunde länger.

Dieser Monumentalsinfonie wird noch die Sinfonia concertante für Flöte, Oboe, Horn, Fagott und Orchester vorangestellt, von der man nicht genau weiß, ob sie von Mozart stammt. Radek Baborák präsentiert sich hier als echter Team-Musiker: Er spielt das Horn und leitet die Aufführung. Das Instrument hält er in der linken Hand, mit der rechten schlägt er den Takt. Wenn das Bläserquartett einsetzt, scheint das Orchester ganz selbstständig weiterzuspielen und begleitet die Solisten dezent. Baborák gibt seine Signale nur noch mit leicht nickendem Kopf.

Konzert geriet mit zweieinhalb Stunden lang

Viola Wilmsen lässt ihre Oboe lieblich tönen, Stephan Dreizehnter seine Flöte funkeln. Radek Baborák und Jens-Hinrich Thomsen runden den Gesamtklang des Bläserquartetts bestens ab. Die demokratische Grundaufstellung dieser Musik mit vier gleichwertigen Solisten und einem Orchester, das fast ohne Dirigent auskommt, passt zum Abend, der dem 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und dem 50. Geburtstag der Duisburger Gruppe von Amnesty International gewidmet ist.

Zeigt sich Baborák mit warm glühendem Hornton als großartiger Solist, wirkt sein Dirigat in der Bruckner-Sinfonie wesentlich schwächer. Selbst erfahrene Kapellmeister haben mit diesem Werk ihre Probleme. Baborák verharrt meistens taktschlagend an der gleichen Position. In den weit ausladenden Ecksätzen hat man das Gefühl, dass die Sinfonie eher vom Orchester aus dem Notentext heraus gestaltet und weniger dirigierend interpretiert wird. In den Wiederholungen und Steigerungen wirkt zu sehr eine bloße Mechanik und nicht ein musikalischer oder emotionaler Ausdruck. In den Mittelätzen des Adagios und Scherzos macht es Bruckner dem Dirigenten da wesentlich leichter, bietet auch die Möglichkeit, größere Bögen zu gestalten, was Baborák dann auch überzeugend gelingt.

Bei den letzten Aufführungen 1994 und 2004 war das Werk als Solitär erklungen. Diesmal gibt es nach zweieinhalb Stunden zwar lautstarken Beifall, zugleich machen sich aber viele Besucher schnell auf den Heimweg.