Duisburg. . Revierweit werden 160 Schüler mit dem „Ruhrtalente“-Stipendium gefördert. Allein fünf besuchen die Leibniz-Gesamtschule in Hamborn.
Medin Kalabic ist ein talentierter Zeichner und ein guter Schüler, engagiert als Klassensprecher und im Chemie--Projekt der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesamtschule. Der 15-jährige Zehntklässler ist ein „Ruhrtalent“. Im Schüler-Stipendienprogramm wird er in den nächsten Jahren gezielt gefördert. Medin ist an der Hamborner Gesamtschule kein Einzelfall: Mit nunmehr fünf „Ruhrtalenten“ stellt die Schule die meisten der insgesamt elf Jugendlichen aus Duisburg, die auf ihrem jeweiligen Weg zu Beruf und Studium unterstützt werden.
„Wenn es was zu tun gibt, ist Medin dabei“, lobt Dr. Steffen Leibold, zuständig für Studien- und Berufswahl an der Leibniz-Gesamtschule. Er sammelt ebenso wie Daniela Bittel, ebenfalls Lehrerin und Betreuerin der „Ruhrtalente“, die Hinweise aus dem Kollegium auf Schüler, die für eine Förderung infrage kommen.
Beratung zu Studienwahl und Förderung
Dann kommt Jacek Czarnota ins Spiel. Der Talentscout der Universität Duisburg-Essen (UDE) berät seit drei Jahren regelmäßig Schüler zu Studienwahl und Fördermöglichkeiten. „Wir arbeiten eng mit den Ruhrtalenten zusammen, dreimal im Jahr können Kandidaten vorgeschlagen werden“, erklärt Czarnota.
Welche Vorteile das Stipendium bringt, konnte Medin schon von den vier Mitschülern erfahren, die bereits im Programm sind. Alas Karazou (20) und Diana Sali (21) etwa – beide flüchteten erst vor drei Jahren mit ihren Familien aus Syrien, im nächsten Sommer machen sie ihr Abitur. Wie es dann weitergeht, wissen beide bereits: Alas wird eine Ausbildung zum Fachinformatiker machen und dabei an der Westfälischen Hochschule Wirtschaftsinformatik studieren, auch Diana hat sich für einen dualen Studiengang mit Ausbildung zur Kinderkrankenschwester und im Gesundheitsmanagement entschieden.
Auch nach Umzug an der Schule geblieben
Für ein Medizinstudium interessieren sich Sarafina Djata (17) aus der Jahrgangsstufe 12 und Isabel Ludwig – die 19-jährige blieb auch nach dem Umzug ihrer Familie nach Viersen an der Schule, obwohl sie nun täglich lange mit Bus und Bahn unterwegs ist.
Was bietet das Stipendium? „Veranstaltungen zu Kultur und Wissen, die Ruhrtop-Card, um weitere Veranstaltungen zu besuchen“, erklärt Sarafina. „Ich war auch bei einem Tanzcamp in der Schweiz. Da wäre ich ohne das Stipendium niemals hingekommen.“ Geschenkt gibt’s allerdings nichts: In einem Assessment-Center müssen sich alle Stipendiaten gegen eine wachsende Zahl von Mitbewerbern durchsetzen. Honoriert wird dabei auch ehrenamtliches Engagement wie das von Diana, die im Jobcenter für syrische Landsleute übersetzen hilft. Nach einem Jahr steht ein Gespräch an, in dem die Beteiligung überprüft wird. „Die Schüler sollen ihren Horizont über die Schule hinaus erweitern“, erläutert Jacek Czarnota, „und später als Scouts Mitschülern helfen.“
16 Stipendiaten kommen aus Duisburg
„Ruhrtalente“ ist ein von der Westfälischen Hochschule, der RAG-Stiftung und der Stiftung TalentMetropole Ruhr entwickeltes Schülerstipendienprogramm für Jugendliche aus dem Ruhrgebiet. Möglich macht das die Förderung der RAG-Stiftung, die als Ankerstiftung bis 2020 rund zwei Millionen Euro in das Schülerstipendienprogramm investiert.
In der Essener Lichtburg wurden nun zum dritten Mal neue Stipendiaten in das Programm Ruhrtalente aufgenommen. Ruhrtalente fördert damit bereits über 160 besonders engagierte Jugendliche aller Schulformen aus der Metropole Ruhr. Das umfangreiche Bildungsprogramm mit Fachseminaren, Sprachreisen, Workshops zur Berufs- und Studienorientierung und persönlicher Beratung ist eine intensive Förderung auf dem Weg in Ausbildung oder Studium. Nur zwei Jahre nach dem Start hat sich Ruhrtalente zum größten Schülerstipendienprogramm in der Region entwickelt. „Für das kommende Jahr peilen wir 250 Stipendiaten an“, so Prof. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westf. Hochschule.
Insgesamt 16 Stipendiaten kommen aus Duisburg, sie finden sich auch an den Gesamtschulen Theodor-König und Meiderich, den Gymnasien Elly-Heuss-Knapp und Krupp sowie am Bertolt-Brecht-Berufskolleg.