Duisburg. An dem Verkehrsknotenpunkt unter der Stahlbrücke gelten neue Verkehrsführungen. Denn ab Anfang 2019 wird die marode Hochstraße gesperrt.
Achtung Autofahrer: Unter der Stahlbrücke am Marientorplatz hat sich die Verkehrsführung in dem ohnehin verwirrenden Straßengeflecht zwischen Heer-, Plessing-, Werftstraße und Steinsche Gasse geändert. Grund: Die marode Stahlrampe zwischen Musfeldstraße und Marientorstraße muss 2019 saniert und dafür komplett gesperrt werden – der Verkehr muss dafür eine Etage tiefer ins „Erdgeschoss“. Und das schon jetzt vor dem Start der Brückenarbeiten, damit sich der Verkehrsfluss einspielen kann.
„Eigentlich“, sagt Axel Brenner, Verkehrsplaner bei der Stadt, „kann man das nicht mit Worten erklären.“ Und meint das, was die Straßenexperten der Stadt ausgetüftelt haben, um den Verkehr unter dem rostigen Stahlgerippe zu lenken und zu leiten - fast die Quadratur des Kreises. Selbst Grafiken, schwant Brenner, könnten eher verwirren statt verdeutlichen, wo es mehr Fahrspuren, neue Linksabbieger oder Abbiegeverbote gibt. „Wir versuchen das mit einer Beschilderung kenntlich zu machen“, so Brenner.
Sperrung der Brücke ab Anfang 2019
Versuchen wir dennoch zu erklären, was unerklärlich erscheint. Zunächst: Die rostige Stahlhochbrücke, die an der Musfeldstraße Richtung A 40 ansteigt, wird mit Beginn der Sanierung Anfang 2019 gesperrt. Heißt als grobe Orientierung: Aus Kaßlerfeld und von der A 40 kommend müssen Autofahrer vor der Brücke rechts die Rampe runter, die im Bogen zur Werftstraße und Vulkanstraße führt. Soweit.
Aus der Innenstadt/Kremerstraße geht es dann an der Musfeldstaße nicht mehr rauf auf die Stahlrampe, sondern rechts vorbei ebenerdig auf der Plessingstraße und erst nach dem Kreuzungsbereich Steinsche Gasse auf der Nebenrampe wieder hinauf Richtung A 40 und Kaßlerfeld. Soweit.
Nun geht es ans Kleingedruckte des Unerklärlichen, an die neuen Verkehrsführungen, Fahrbahnerweiterungen und Abbiegegebote und -verbote, um später den zusätzlichen Autoverkehr der gesperrte Rampe auszunehmen. Drei bauliche Veränderungen sind schon abgearbeitet: So wurde die Heerstraße unter der Brücke erweitert, um den Verkehr besser rechts auf die Plessingstraße zu leiten, Richtung Westen wird die Plessingstraße schon ab der Ampel Musfeldstraße neben der Brücke zweispurig (dafür müssen sich die Radfahrer den Bürgersteig vorübergehend mit den Fußgängern teilen) und die Abfahr-Rampe von der A 40 zu Werft- und Vulkanstraße wurde für den dort brummenden Lkw-Verkehr Richtung Logport im Rechtsbogen verbreitert.
Neue Ampelschaltungen sollen helfen
Nein, weitere Details sind dann in der Tat zu verwirrend, sie müssen sich der Autofahrer im echten Verkehrsleben nun wirklich buchstäblich erfahren. Nur noch soviel: Wer zum Beispiel von der Plessingstraße/Musfeldstraße in die Heerstraße Richtung Hochfeld abbiegen will, darf dies nicht mehr, sondern muss die große Runde über Marientor- und Werftstraße fahren (blaue Linie in der Grafik).
Neue Ampelschaltungen sollen den zusätzlichen Verkehr halbwegs flüssig halten. Das geht auch zu Lasten verkehrsschwächerer Verbindungen, die kurzerhand gekappt wurden. Und es trifft die Fußgänger: Die Furten Richtung Charlottenstraße wurden dicht gemacht, es bleibt nur der Umweg bis zum Theater am Marientor. „Kompliziert“, räumt Brenner ein, war der Knotenpunkt schon immer. Jetzt eben noch etwas mehr. „Die Autofahrer müssen schon gucken“, meint Brenner und hofft aber, dass sich die Menschen am Steuer schnell an die Verkehrsführung gewöhnen.
Stahlbrücke war beim Bau in den 1970ern nur als Provisorium gedacht
Die marode Stahlhochbrücke am Marientorplatz, viel befahrener Zubringer auch Richtung Hafen und A 40, muss dringend saniert werden. Nur als Provisorium für fünf bis zehn Jahre sollte die 1970 gebaute stählerne Rampe eigentlich dienen. Dann wurde die „Lebenszeit“ auf 30 Jahre festgesetzt, als klar wurde, dass keine Stahlbetonbrücke und eine Verlängerung der Trasse gebaut wird.
Die Lebenszeit der Hochbrücke ist wahrlich abgelaufen: Der Zahn der Zeit, Rost und weitere Schäden haben der Stand- und Verkehrssicherheit der Stahlkonstruktion derart zugesetzt, dass gehandelt werden muss: Rostschäden müssen beseitigt, die Brückenwiderlager erneuert werden, ebenso Fahrbahnen.
Über 50.000 Fahrzeuge, davon 5200 Lkw, passieren täglich das Straßengewirr am Marientor. Dazu kommen täglich an die 10.000 Fahrzeuge auf der Hochbrücke. Schon jetzt ist das Marientor daher ein Nadelöhr, das zu Spitzenzeiten überlastet ist.
Laut Gutachten noch mehr Verkehr
Verkehrsgutachten hatten die Hoffnung zunichte gemacht, dass das auch städtebaulich schäbige Brückenbauwerk verschwinden kann. Zu groß die Verkehrsbelastung an dem Knotenpunkt, die laut Prognosen gerade im Lkw-Verkehr in den kommenden Jahren noch zunehmen soll, als dass der Verkehr komplett auf der Nullebene fließen kann. „Keiner mag die Brücke, aber wir müssen sie jetzt sanieren. Wir müssen sie jetzt für die kommenden zehn Jahre ertüchtigen“, meint Verkehrsplaner Axel Brenner.
Ohnehin, auch wenn sich die Prognosen nicht einstellen: Für eine große Verkehrslösung ohne Brücke ist auf absehbare Zeit keine Förder- und Baugeld in Sicht. 20 Millionen Euro würde ein Umbau kosten. Auch die Planungen dafür würden viele, viele Jahre kosten. Andererseits: Die jetzige Verkehrsführung ohne Brücke ist auch eine Art Testlauf.