Duisburg. . Vorhersagen, wo Einbrecher das nächste Mal zuschlagen: Duisburg ist Modellstadt für eine neue Software der Polizei. Jetzt hat sie Bilanz gezogen.
Im Kinofilm ist alles so einfach: „Sie sind verhaftet, weil Sie eines Mordes beschuldigt werden, den Sie in 36 Stunden begehen werden“, heißt es in dem Hollywood-Streifen „Minority-Report“ von Steven Spielberg aus dem Jahr 2002. Das, was der Film-Regisseur Spielberg so dramatisch beschreibt, ist das so genannte „Predictive policing“, die vorausschauende Polizeiarbeit, die in der bunten Kinowelt den Täter und den Tatort bereits schon Stunden oder Tage vor der eigentlichen Straftat identifiziert und festgesetzt hat.
In der grauen Wirklichkeit, die seit zwei Jahren als NRW-Modellversuch in den Polizeibehörden von Köln und Duisburg zu besichtigen ist, läuft das neue Software-Werkzeug der „Vorausschauenden Polizeiarbeit“ am Ende auf eine interessante Prognose von Tatorten und Uhrzeiten hinaus, an denen die Wahrscheinlichkeit größer als sonst ist, dass ebendort es zu Wohnungseinbrüchen kommt.
Algorithmen in der konkreten Polizeiarbeit
Diese Bilanz zog am vergangenen Dienstag der für den Modellversuch in Duisburg verantwortliche Polizeidirektor Jürgen Dekker vor den Mitgliedern des städtischen Arbeitskreises Kriminalitätsvorbeugung. Hier berichtete Dekker, zugleich Leiter des Kriminalkommissariates 1 (Schwerstkriminalität) in Duisburg, vom Umgang mit der neuen Software und den Algorithmen in der konkreten Polizeiarbeit.
Hinter dem Begriff „Predictive Policing“, so der Kripomann, verberge sich das Konzept, zu einer Prognose zu kommen, wo sich räumlich und zeitlich und in welchen Brennpunkten Kriminalitätsgeschehen entwickeln wird. Anders als in den USA sollen und können, so Dekker, „aber keine Straftaten vorhergesagt, sondern Kriminalitätsrisiken berechnet“ werden.
Wo der Einbrecher das Feld weiter abgrasen will
Berechnet wird im Düsseldorfer Landeskriminalamt mit Hilfe von konkreten Falldaten aus Duisburg (Einbruchskriminalität), von zahllosem statistischen Material (Wo gibt es Mehr-Familienhäuser, wo stehen Einfamilienhäuser? Wie ist die Einkommenslage, wie die Altersverteilung in den Wohnquartieren? Zusammen mit komplexen Rechenverfahren, verfeinert mit Erkenntnissen der Sozialforschung, kommen dann die LKA-Experten zur algoritmus-gesteuerten Prognose: Hier oder dort könnte ein Einbrecher noch einmal versuchen, das „Feld weiter abzugrasen“.
Einmal pro Woche sendet das LKA 500 solcher Prognosen an die Duisburger Polizei, die dann daraus 10 bis 15 Aktionsräume mit mehr Polizeipräsenz entwickeln. Dekker: „Wir verfügen damit über eine gezieltere Kräftesteuerung, und wir sind damit erwiesenermaßen achtmal erfolgreicher als der Zufall.“
Sinkende Fallzahlen beim Wohnungseinbruch geben ihm recht, auch wenn Dekker genau weiß, dass es nicht nur die neue Prognose-Software war, sondern noch andere Faktoren, die diese Straftaten dezimierten.
Trotzdem: Autodiebe aufgepasst! Die Prognose soll künftig auch auf den Diebstahl aus Kfz ausgeweitet werden.