Duisburg. Vorhersagen, wo Einbrecher das nächste Mal zuschlagen: Duisburg ist Modellstadt für eine neue Software der Polizei, die bis Ende 2016 eingesetzt wird.

Vorhersagen, wo Einbrecher das nächste Mal zuschlagen? Den Einbrecher festnehmen, wenn er die Wohnung betritt? Mustererkennung, so genanntes „Data Mining“ und modernste Prognose-Programme sollen der Polizei in NRW genau dies möglich machen. Das Land will als erstes Bundesland speziell entwickelte Computer-Software für die „vorausberechnende Verbrechensbekämpfung“ („Predicting policing“) einsetzen, um im Kampf gegen mobile Einbruchsbanden endlich besser gewappnet zu sein. Denn die Fallzahlen nehmen zu und die Aufklärungsquote ist bescheiden.

Und: Duisburg und Köln sind nach dem Willen des Landeskriminalamtes wegen ihrer Große und ihrer „Hotspots“ die passenden Modellstandorte. Hier wird bereits seit Jahresanfang an dem Projekt getüftelt – noch in diesem Monat September bis zum Ende des Jahres 2016 sollen speziell Wohnungseinbrecher mit einem digitalen Schleppnetz aus einem breiten Allerlei von Daten aufgespürt, festgesetzt oder zumindest vergrämt werden.

Logik und Muster erkennen

„Wir haben bei IBM die Software dazu erworben“, sagt Heide Conzen, Sprecherin des LKA in Düsseldorf. Dieses Programm soll professionelle, meist hochmobil agierende Einbrecherbanden finden, ihre Taten vorhersagen, damit die Polizei kommen kann, bevor etwas passiert. Früher hatten die Beamten Karten mit bunten Stecknadeln in ihren Büros hängen, um solche Muster zu sehen. Jetzt müssen das die Computer machen. „Predictive Policing“ heißt so etwas, vorausschauende Polizeiarbeit.

Ob das auch wirklich sinnvoll ist und ob es zu verwertbaren Ergebnissen wie zu mehr Festnahmen oder zu einer höheren Aufklärungsquote oder zu einer Abnahme der Deliktzahlen führt, versucht das LKA im Testbetrieb in Duisburg und Köln herauszufinden. Eine wissenschaftliche Begleitung des Projektes soll für objektive Verhältnisse und für eine Evaluierung am Ende sorgen.

Im Kern geht es mit Hilfe moderner IT und vorhandenen Datenquellen darum, Informationen über das Verhalten des Täters bei vergangenen „Brüchen“ zu analysieren, dabei ihre Logik und gewisse Muster zu erkennen und zu folgern, wann und wo sie demnächst zuschlagen werden. Mobile Tätergruppen benutzen beispielsweise häufig in Großbritannien und Irland zugelassene Fahrzeuge und in baltischen Staaten registrierte Telefonkarten. Stellt die Polizei also ein gleichzeitiges Aufkommen ausländischer Lkw und ausländische Telefonkarten an polizeibekannten Einbruch-Hotspots fest, wäre sie alarmiert.

Mehr Einbrüche bei Regenwetter?

Oder: Gibt es eine Verbindung zwischen Regenwetter und Einbruchshäufigkeit? Möglich ist das.

Der systematische Blick auf die Wetterdaten, aber auch andere Daten aller Art (zur Infrastruktur, zum Einkommen, zum Wasserverbrauch, zur Auslastung von Kommunikationsnetzen, zum Stromverbrauch, Daten zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs oder auch aus der Konsumforschung), verknüpft mit Daten aus dem Polizeibestand könnte und soll wohl auch bei dieser Verbrecherjagd hilfreich sein. Zunächst geht es nur um Wohnungseinbrüche. Aber nach Abschluss des Tests könnte das Projekt auf andere Delikte erweitert werden.

Welche Daten aber aktuell in Duisburg nötig sein werden, um mit einer guten Prognose der Wahrscheinlichkeit von Delikten an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten aufwarten zu können („Hotspots“), will das LKA nicht preisgeben. Es seien jedoch, so die LKA-Sprecherin, „keine personenbezogenen Daten, mit denen die Software gefüttert werde.“ Der Datenschutzbeauftragte des Landes sei darüber voll im Bilde.