Duisburg. . „Dispargum“ im Kultur- und Stadthistorischen Museum im Innenhafen präsentiert neueste Erkenntnisse aus der Archäologie. Und beendet einen Streit.

Archäologen müssen geduldig sein. Aber manchmal prasseln die Neuigkeiten nur so ein. So freut sich Stadtarchäologe Dr. Thomas Platz gleich über ein „Puzzle von Neuerkenntnissen“, die sowohl durch Ausgrabungen als auch durch Archivarbeit gewonnen werden konnten. Eine davon beendet eine „seit über 120 Jahren“ währende Diskussion: Beim Ort „Dispargum“, den Gregor von Tours in seiner „Weltgeschichte“ um 430 als fränkischen Königssitz erwähnte, handelt es sich um Duisburg am Rhein, nicht um das niederländische Duisburg.

Die Ausstellung „Dispargum“ im Kultur- und Stadthistorischen Museum im Innenhafen, die am Sonntag eröffnet wird, macht die neuesten Erkenntnisse der Stadtarchäologie anschaulich. Dass Lücken nun so geballt geschlossen werden konnten, hat zwei Gründe, so Platz. Zum einen die Grabungen im Vorfeld des „Stadtfensters“ an der Steinschen Gasse und auf dem 25 000 Quadratmeter großen Grabungsfeld des künftigen Mercatorquartiers. Zum anderen habe die Konzentration der im Stadtgebiet verstreuten archäologischen Standorte inklusive der Fundarchive im Landschaftspark Nord die Forschungsbedingungen verbessert. So kam Platz durch das Studium von Unterlagen von Grabungen aus den 1960er Jahren zu der Erkenntnis, dass es sich bei Dispargum nur um Duisburg handeln kann – zusätzlich bestätigt durch die ausgegrabene Wallbefestigung mit innen liegenden Kasematten.

Detektivische Archivarbeit war erfolgreich

© Fabian Strauch

Darüber hinaus konnte Meike Hachmeyer in detektivischer Archivarbeit etwa 600 Funde aus fränkischen Gräbern unter anderem auf dem Gebiet des heutigen Kantparks, die lediglich mit Inventarnummern versehen waren, Gräberfeldern zuordnen; dazu hat sie unter anderem im Rheinischen Landesmuseum in Bonn Tausende von (digitalisierten) Karteikarten durchforstet.

Neu auch die Erkenntnis, dass die Pfalzkapelle, früher Vorläufer der Salvatorkirche, einen kreuzförmigen Abschluss hatte, bevor sie im 12. Jahrhundert zur dreischiffigen Basilia ausgebaut wurde. Bei Ausgrabungen im Innenhafen wurden außerdem Reste einer Synagoge gefunden, die zeigen, dass es schon im 12. Jahrhundert jüdisches Leben in Duisburg gab.

Althochdeutsch hören

Die Ausstellung, die Studierende von Platz an der Uni Bonn mit Kasematten, Markstand, Fachwerkhaus und Krypta gestaltet haben, bietet einen spannenden Rundgang durch die Stadtgeschichte von der frühen fränkischen Zeit um 400 bis hin zum Ende der Kaiserpfalz um 1300, beleuchtet sowohl weltliche als auch religiöse Aspekte des Lebens. Zusätzlich gibt es eine Hörstation. Die althochdeutschen Texte mit vielen „Einsprengseln“ der damaligen Verkehrssprache Latein wurden eingelesen von Prof. Martin Schubert von der UDE.

„Die Zusammenarbeit mit der Stadtarchäologie ist unheimlich spannend“, so Museumschefin Dr. Susanne Sommer, sei doch auch „allerhand gefunden worden, was mit Mercator zu tun hat“. Sie ist zuversichtlich, dass auch das Mercatorhaus „wieder ersteht“.

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Die Ausstellung bleibt vorerst bis zum 24. März geöffnet und macht dann eine Pause, weil ein nächster Schritt der Erneuerung der Klimaanlage ansteht. Im Herbst 2019 soll sie dann in erweiterter Form wieder eröffnet werden. Das Vortragsprogramm beginnt am 16. Dezember, 15 Uhr; Platz spricht über „Ausgrabungen im Mercatorquartier“.