Duisburg. . Der Baustart für das Duisburger Mercator-Viertel samt Mercator-Haus ist laut Gebag-Chef Bernd Wortmeyer spätestens für Herbst 2019 geplant.
Die Erschließungsarbeiten im Mercator-Viertel sollen nach den Plänen der Gebag im Herbst nächsten Jahres beginnen. „Wenn es optimal läuft, klappt es vielleicht sogar schon Mitte 2019“, so Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer der städtischen Baugesellschaft, beim gestrigen Treffen des Vereins Wirtschaft für Duisburg im Beratungszentrum „Kleiner Prinz“.
Das große Innenstadt-Bauprojekt firmierte bislang unter der Bezeichnung Mercator-Quartier. Nun soll es als Mercator-Viertel vermarktet werden. In seinem Impulsvortrag räumte Gebag-Chef Wortmeyer ein, dass sich der geplante Baustart inzwischen bereits um Jahre verschoben habe. Hauptgrund dafür seien die reichhaltigen archäologischen Funde gewesen, deren Qualität und Quantität, vorher nicht abzusehen war. „Das war die größte innerstädtische archäologische Grabungszone in der gesamten Bundesrepublik“, ordnete Wortmeyer ein. Die Sichtung und Erfassung aller Funde haben länger gedauert als gedacht.
90 Prozent Mietwohnungen, zehn Prozent Eigentum
Auf dem ehemaligen Schulgelände soll bekanntlich ein hochwertiges Quartier mit rund 350 Wohneinheiten entstehen. Drei Bauträger, die das Projekt umsetzen sollen, sind bereits ausgewählt. Sie werden laut Wortmeyer auf fünf Baufeldern Wohnhäuser errichten (90 Prozent Mietwohnungen, der Rest Eigentum). Auf einem sechsten Baufeld soll der Nachbau des Mercator-Hauses als Zentrum des so genannten Bildungsquartiers entstehen. In dem neuen Viertel soll auch Gastronomie und gehobener Einzelhandel angesiedelt werden. „So wollen wir Menschen anlocken. Und so soll das Viertel perspektivisch auch zu einer Brücke zwischen der Innenstadt und dem Innenhafen werden“, schildert Wortmeyer ein Ziel.
Die seit Jahren brachliegende Fläche wird im Frühjahr 2019 zum letzten Mal für eine Zwischennutzung zur Verfügung gestellt: Beim Theaterfestival „Akzente“ soll dort ebenso wieder ein Zelt errichtet werden wie in der Karnevalszeit. Ein dritter Mercator-Beach ist nicht vorgesehen.
Genossenschaftsgründung für das Mercator-Haus
Der Nachbau des Mercator-Hauses, das als eines der zentralen Gebäude im neuen Mercator-Viertel gegenüber dem Rathaus am Burgplatz entstehen soll (wir berichteten), wird rund 4,5 Millionen Euro kosten. Diese Zahl nannte Klaus Becker, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Duisburg, beim gestrigen Treffen des Vereins Wirtschaft für Duisburg im Veranstaltungszentrum „Kleiner Prinz“.
Um diese Summe zusammenzubekommen, seien zum einen Spenden nötig, erläuterte Becker. Das reiche aber nicht aus, um den geforderten Eigenanteil in Höhe von rund zwei Millionen Euro zu stemmen. Deshalb will die Bürgerstiftung zeitnah eine Genossenschaft gründen. Duisburger Bürger, Firmen und Unternehmen können dann Anteile erwerben (Mindesteinlage: 100 Euro). Die Gründungsversammlung soll noch in diesem November stattfinden. „Der Anteil wird mit vier Prozent verzinst“, sagte Becker.
Uni Duisburg-Essen als Ankermieter
Ein weiterer wichtiger Baustein sei die Vermietung des Mercator-Hauses. Dieses wird nach seiner geplanten Fertigstellung (Stand heute: Frühjahr 2021) über eine zu vermietende Nutzfläche von insgesamt 1050 Quadratmetern verfügen. Ein Ankermieter wird die Universität Duisburg-Essen (UDE) sein, betonte Becker. Die UDE habe bereits eine verbindliche Zusage für die Miete einer kompletten Etage des Hauses mit rund 320 Quadratmetern gegeben. Allein das wird im laufenden Betrieb dann für jährliche Mieteinnahmen in Höhe von über 57.000 Euro sorgen. Weitere rund 140 Quadratmeter seien bereits an Firmen vergeben.
Das Grundstück, auf dem der Nachbau des Mercator-Hauses errichtet werden soll, hat laut Becker einen Wert von etwa 450.000 Euro. Es soll, so wünscht es sich die Bürgerstiftung, von der Stadt und der Gebag überlassen werden.
Ein Ort des Wissens und der Kulturellen Bildung
2012/2013 wurden die Grundmauern des originalen Mercator-Hauses auf dem brachliegenden Areal freigelegt. „Der Fund galt damals als archäologische Sensation“, erinnerte Becker in seinem Vortrag, dem rund 40 interessierte Zuhörer beim Treffen des Vereins Wirtschaft für Duisburg lauschten. Seit dieser Zeit hat die Bürgerstiftung die Planungen zum Nachbau ständig vorangetrieben. Die Stadt Duisburg könne sich finanziell direkt an dem Projekt zwar nicht beteiligen, so Becker. Doch Politik und Verwaltung hätten ihre Unterstützung zugesichert. Der Wiederaufbau des Hauses würde Duisburg eine städtebauliche Seele geben, zitierte Becker Duisburgs OB Sören Link.
Das Mercator-Haus soll nach seiner Fertigstellung ein Ort des Wissens und der Kulturellen Bildung sein, betonte der Bürgerstiftungs-Vorstand. Nach Beckers Wünschen soll es sich „als außerschulischer Lernort etablieren“. Seit fünfeinhalb Jahren befasse er sich nun mit diesem Projekt, sagte er. „Und ich wäre froh“, sagte er in Richtung der anwesenden Unternehmer, „wenn wir in drei Jahren auch gemeinsam die Einweihung feiern“. 2021 wird Becker runde 80 Jahre alt. Und das schönste Geschenk wäre die Fertigstellung des Hauses.