Duisburg. . „Erinnerungskultur“ ist ein Schulprojekt des Abtei-Gymnasiums. Die Hamborner Schüler hatten die Holocaust-Überlebende Sara Atzmon zu Gast.
Das Lehmbruck-Museum war schon der angemessene Ort. Dort präsentierten am Montag die Schüler des Hamborner Abtei-Gymnasiums im Rahmen des Projekts „Die Abtei vergisst nicht“ Kunstwerke, die sie in einem mehrtägigen Workshop geschaffen hatten.
Beim Festakt am Montag war neben zahlreichen Vertretern der Stadtgesellschaft auch die jüdische Malerin Sara Atzmon anwesend, die das Kunstprojekt aktiv begleitet hat. Sara Atzmon hat den Holocaust überlebt, ist mit ihren mittlerweile 85 Jahren eine der letzten Zeitzeuginnen.
Die Vernichtung der europäischen Juden durch Nazi-Deutschland war bei der künstlerischen Umsetzung das zentrale Thema. Die jetzt in Israel lebende Malerin hatte zu Beginn des Workshops den Schülern von ihren persönlichen Erfahrungen berichtet. Die handeln von der Deportation ihrer Familie von Ungarn nach Auschwitz, die sie als Elfjährige miterlebte. Nur die Überbelegung des damaligen Vernichtungslagers stoppte den Zug vor der Fahrt in den Tod.
Weltweit an Schulen unterwegs
Über Zwischenstationen führte ihr Weg ins KZ Bergen-Belsen. Die unmenschlichen Bedingen dort haben sie bis heute geprägt, die Bilder der Leichen, die täglich weggeschleppt wurden, hat sie immer noch vor Augen, die eisige Kälte, der sie dort als Kind ausgesetzt war, spürt sie heute noch.
Sara Atzmon stellt sich immer wieder die Frage: „Was haben wir Juden getan, was ist so schlecht an uns?“ Die Holocaust-Überlebende hat vor dreißig Jahren mit dem Malen angefangen, für sie war das „eine Art Therapie“, um das Erlebte zu verarbeiten („Viele Überlebende sind psychisch erkrankt und daran zerbrochen“).
Vor 20 Jahren hat sie im Rahmen ihrer Ausstellungen damit begonnen, ihre Erlebnisse jungen Menschen zu vermitteln. „Ich war weltweit an über 1000 Schulen, die jungen Menschen hören zu, beschäftigen sich mit der Geschichte und stellen Fragen“, freut sich die Künstlerin über die Resonanz.
Das war bei den Schülern des Abtei-Gymnasiums nicht anders. Beeindruckt von der Geschichte Sara Atzmons versuchten sie, das Gehörte in Bilder umzusetzen. Neben Atzmons Werken („Ich habe über 100 Bilder gemalt“), von denen einige im Museum zu sehen sind, waren auch die künstlerischen Ergebnisse des Schüler-Workshops ausgestellt. Ins Auge fällt dabei das Bild einer großflächigen Europakarte. „Die dunkel-rötliche Grundfarbe soll die Nazi-Herrschaft demonstrieren, bei der Europa mit Krieg und Vernichtung überzogen wurde“, erläuterte der 16-Jährige Fabian. Zwei Mitschüler haben noch an dem Bild mitgewirkt, jeder hat seine Ideen eingebracht: „Der zentrale große Davidstern soll demonstrieren, dass die Juden zu Europa gehören.“ Die aufgemalten farbigen Handflächen haben ebenfalls eine Bedeutung: „Die sollen symbolisieren, dass jeder Einzelne etwas gegen negative Strömungen tun kann.“
Betongewichte auf Holzplatten
Das ist auch der Sinn der Mahnmale, die an Vertreter verschiedener Duisburger Institutionen übergeben wurden. Die Idee zu den auf einer Holzplatte montierten 20 cm hohen Betongewichten hatte die 15-jährige Sera. „Auf der Holzplatte sind Gesichter eingezeichnet. Das soll zeigen, dass Menschen auch heute unter Vorurteilen und Diskriminierung leiden.“ Lehrerin Christina van Laack, die das Schulprojekt „Erinnerungskultur“ begleitet, sieht in den Mahnmalen ganz bewusst einen aktuellen Bezug: „Damit soll ein Zeichen gegen Hass und Intoleranz gesetzt werden.“ Zivilcourage zu zeigen sei „gerade heute wichtiger denn je“.
Mahnmale bekommen feste Plätze
Die Abtei-Schüler haben Betongewichte auf mit Silhouetten bemalte Holzplatten gestellt.
Sie bekommen einen Platz im Rathaus, bei der Jüdischen Gemeinde, im Filmforum, im Stadttheater, bei der Karmel-Gemeinde, im Zentrum für Erinnerungskultur, in der Bezirksbibliothek Hamborn, in der Hamborner Abtei und im Lehmbruck-Museum.