Duisburg. . Trinkerszene in der Innenstadt: Sozialarbeiter ziehen nach einem Jahr eine erste Zwischenbilanz. Positive Resonanz von Anwohnern und Händlern.

Das für die Innenstadt verhängte Alkoholverbot auch mit Sozialarbeit zu verbinden – das beschloss der Rat der Stadt im März 2017. Das Verbot kippten die Richter nach gut einem Jahr, die Trinkerszene blieb – und auch die Streetworker, die nun im Sozialausschuss eine erste Bilanz ihrer Arbeit zogen. Den hatten sich die Politiker gewünscht, die ihren Einsatz erst beschlossen hatten.

Klaus Schwarz war der erste Streetworker, zum 1. September 2017 wurde er angestellt. „Der Handlungsdruck war hoch“, erinnert Dita Gomfers vom Duisburger Suchthilfeverbund – er setzt die Sozialarbeiter ein – an die Stimmung am „Runden Tisch Innenstadt“, wo Händler, Anwohner, Stadt und Träger von Sozialarbeit berieten. Händler sahen ihre Kunden abgeschreckt von der Szene, die sich auf der Kuhstraße rund um den Schiffsmaskenbrunnen trifft.

Verein diente als Türöffner

Als „Türöffner“ in die Szene fungierte der Verein „Gemeinsam gegen Kälte“, der sich schon seit Jahren um die Betroffenen kümmert. „Das hat uns bei der Kontaktaufnahme sehr geholfen“, berichtet Lisa Marie Kröll – sie ist seit Anfang Juli – wie Klaus Schwarz mit einer halben Stelle – als Streetworkerin für den Suchthilfeverbund tätig. „Jeweils montags bis mittwochs sind wir unterwegs, um die Szene und ihre Entwicklung zu beobachten“, berichtet Kröll.

Mustafa Arslan, der Geschäftsführer des Suchthilfeverbundes, denkt über eine Ausweitung des Streetworks auf den Kantpark nach.
Mustafa Arslan, der Geschäftsführer des Suchthilfeverbundes, denkt über eine Ausweitung des Streetworks auf den Kantpark nach. © Lars Fröhlich

Der Gruppe zuzurechnen sind 55 Männer und 17 Frauen, so die Streetworker. 50 der Männer sind alkoholabhängig, zwölf Konsumenten illegaler Drogen. 24 Betroffene sind wohnungslos, zehn beziehen keinerlei Leistungen, zehn leiden an psychischen Erkrankungen. Ähnlich ist die Lage der Frauen: 15 sind alkohol- , neun drogenabhängig, drei psychisch erkrankt, alle leben von Sozialleistungen.

Ziel ist eine Verhaltensänderung

326 Kontakte haben die Streetworker dokumentiert. „Wir sprechen mit dem Menschen, bieten in den Gesprächen Hilfe an. Ziel sei es, „eine Verhaltensänderung“ zu bewirken. Lisa Marie Kröll und Klaus Schwarz vermitteln Termine bei der Beratungsstelle der Sucht- und Wohnungslosenhilfe, unterstützen und begleiten bei Behördengängen und Schriftverkehr. Vier Betroffene konnten in eine Entgiftung vermittelt werden.

„Die Rückmeldungen sind auch bei Anwohnern und Händlern positiv“, berichtet Lisa Marie Kröll, die im Sozialausschuss für eine Fortsetzung der Arbeit warb: „Der Hilfebedarf ist groß, aber unsere Kapazitäten sind begrenzt“, sagt sie mit Blick auf die Drogenszene am Kantpark. Ziel müsse es sein, in einer Kontaktstelle Angebote wie ein gemeinsames Frühstück zu machen, auch über Beschäftigungsangebote nachzudenken.

In diese Richtung plant auch der Suchthilfeverbund. „Wir suchen in der Innenstadt nach einem Ladenlokal“, so Mustafa Arslan. Ab Anfang März sollen zwei weitere Streetworker den Kantpark in den Blick nehmen, kündigt der Geschäftsführer des Duisburger Suchthilfeverbundes an.

>>>> Gericht kippte Alkoholverbot

Das Alkoholverbot für die Duisburger Innenstadt, betrieben von der CDU und der damaligen Ordnungsdezernentin Daniela Lesmeister, wurde im März 2017 beschlosssen und galt seit Mai 2017. Im März 2018 kippt das Verwaltungsgericht das Verbot.

Eine „abstrakte Gefahr für die öffentliche Sicherheit“ sei nicht ausreichend zu belegen. Weiter sei das Verbot nicht verhältnismäßig, es bestünden bereits ausreichend Vorschriften, die die öffentliche Ordnung schützten, begründete die Richterin.