Duisburg. . Das Niedrigwasser am Rhein ist ein Fest für Schatzsucher. In Duisburg wurden an zwei Stellen auch Denkmalschützer aktiv.
Ein rostiges Fass, eine Pfanne, ein Autoreifen - der Rhein gibt auf seinem Rückzug in die Mitte des Stroms manch Verborgenes frei. In den Duisburger Facebook-Gruppen werden seit Wochen Fotos von Entdeckungen gepostet. Der historische Niedrigstand gibt den Blick auf Stellen frei, die sonst fünf Meter hoch von Wasser bedeckt sind.
Müll, denkt man beim flüchtigen Blick. Ui, dachte Anke Berkenhaus, als sie sich einige der Fotos genauer ansah. Die 47-Jährige ist Verwaltungsfachangestellte in der Unteren Denkmalbehörde von Duisburg. Da wird man sensibilisiert: „Wer in der Archäologie arbeitet, hat einen anderen Blick auf die Dinge, sieht, was für Außenstehende unspektakulär aussieht.“
Rhein gibt alten Wagen frei
Anke Berkenhaus war also neugierig und machte sich bei einem Spaziergang auf die Suche nach den Fundstücken. So entdeckte sie in Homberg einen zweirädrigen Wagen mit gusseisernen Reifen, den ihre Arbeitskollegin, Archäologin Anke Kreideelmeyer, auf Anfang des 20. Jahrhunderts schätzt. Die massiven Reifen sehen aus wie nach einem rabiaten Unfall, krumm und eierig. Im Laufe der Zeit sind mit dem Rost Steine und Sand angebacken, Netzreste und Plastik haben sich in dem Gebilde verfangen.
Historische Fundstücke am Rheinufer
Ob es sich um einen Ein- oder Zweispänner handelt, ob er an dieser Stelle versunken ist, hergespült oder gar von einem Schiff gefallen ist, das bleibt Spekulation. Die Denkmalschützer schlüpften jedenfalls in ihre Gummistiefel, fotografierten den Fund, dokumentierten ihn, schreiben einen Bericht - und überlassen den Wagen im Rhein seinem Schicksal. „Im Wasser ist er bestens konserviert, er ist auch nicht durch die Schifffahrt gefährdet“, erklärt Anke Kreideelmeyer. Es würde einen enormen Aufwand bedeuten, den Fund zu restaurieren. „Das würden wir nur machen, wenn er gefährdet wäre“, sagt die 31-Jährige.
Wrack in Ehingen
Arbeit macht auch ein Fund in Ehingen. Hier liegt ein ganzes Boot frei auf Kies - acht Meter lang, Kiel oben, mit einem dicken Loch in der Außenhaut. Es ist ein Segelboot aus Metall mit eingebautem Motor. Die Experten sagen, dass solche Boote zwischen 1830 und 1945 auf dem Rhein unterwegs waren. Dem Wasserschifffahrtsamt sei das Wrack bislang nicht bekannt gewesen, sagt Kreideelmeyer.
Auch interessant
Wer jetzt selbst auf Schatzsuche gehen will, der sei gewarnt: Mit den Augen darf man gucken, für eine Suche per Sonde bedarf es einer Erlaubnis der Oberen Denkmalbehörde in Düsseldorf. Durch unerlaubte Grabungen könnten archäologische Funde zerstört werden, erklärt Kreideelmeyer. „Auch die Strukturen rund um einen Fund sind für uns interessant. Ist er freigebuddelt, wäre alles zerstört.“
>> FUNDE AN DIE DENKMALSCHÜTZER MELDEN
Die Denkmalschützer differenzieren zwischen Bau-, Boden- und beweglichen Denkmalen. Die Fundstücke werden kartiert, beschrieben, fotografiert und bei drohender Zerstörung auch restauriert.
Wer am Rhein oder sonst wo im Stadtgebiet auf historische Relikte trifft, kann die Info an die Untere Denkmalbehörde weitergeben, per Mail an denkmalschutz@stadt-duisburg.de