Duisburg. . Reihe „Duisburger Jahrzehnte“ im Filmforum zeigt prominente Besucher in wirtschaftlich glänzenden Zeiten, aber auch die Schattenseiten.
Die britische Königin Elizabeth II. und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle kommen per Schiff, der Schah von Persien Reza schreitet die Rathaustreppen herab, Willy Brandt legt den Grundstein und kommt auch zur Eröffnung der „Berliner Brücke“, die 1824 Meter über den Hafen führt. Der Regierende Bürgermeister von Berlin findet auf dem Rednerpult einen Zettel: „Am Samstag gewinnt der MSV gegen Hertha.“ Bei seiner filmischen Zeitreise „Duisburger Jahrzehnte“ erreichte Kai Gottlob am Donnerstag im Filmforum die 60er Jahre.
In wirtschaftlich goldenen Zeiten gaben sich prominente Besucher in Duisburg fast die Klinke in die Hand, der Meidericher Spielverein wurde 1964 Vizemeister, der Hafen feierte 1966 sein 250-jähriges Bestehen. Dass eine 30-Kilometer-Wanderung durchs Stadtgrün 8000 Duisburger auf die Beine brachte, sprach – so ein WDR-Film – dafür, dass die Bewohner dieser Stadt, in der es sich „nicht angenehm leben lässt“, dringend frische Luft brauchten. Ein mutig gefilmtes Stadtporträt, das aus kühler Distanz auch die Schattenseiten der wirtschaftlichen Prosperität beleuchtet: Mit Bildern von rauchenden Schloten („Die Vulkane der Stadt Montan“), schäbigen Industrielandschaften und Kindern, die mit schmutzigen Händen nach einem Hörnchen Eis greifen. Kommentiert mit verletzenden, teils aber auch wahren Worten, die man damals bestimmt nicht gern gehört hat – und auch heute noch die Zuschauer aufstöhnen lassen.
Die Queen und de Gaulle kamen per Schiff
Bemerkenswert, dass die Queen und de Gaulle per Schiff kamen. Während 1965 Elizabeth am Steiger Schwanentor an Land ging und im offenen Mercedes Pullman zur Mercatorhalle chauffiert wurde, hatte Charles de Gaulle drei Jahre zuvor am Schwelgernhafen in Hamborn angelegt. Er rollte mit dem Dieselzug in die August-Thyssen-Hütte, ins Herz des größten Stahlwerks Europas. Die Bilder seines symbolträchtigen Besuchs gehören zu den emotionalsten dieser Rückschau. 17 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hält der französische Staatspräsident auf Deutsch eine Rede, in der er die Freundschaft zwischen den ehemaligen „Erzfeinden“ beschwört. Rund 4000 lauschende Männer jubeln ihm zu. Es sind solche Momente, die bis heute anrühren – wegen der Aussöhnung mit Frankreich, des europäischen Gedankens und 70 Jahren Frieden in Europa.
Bewegende Bilder, auch wenn sie nicht perfekt sind, sondern so unterirdisch wie die des Fußball-Kapitels, das aus wackeligen Aufnahmen von MSV-Fans besteht. Ein ebenso unterhaltsamer wie anregender Abend.
>>>REIHE WIRD 2019 FORTGESETZT
Kai Gottlob arbeitet bereits an der Fortsetzung seiner filmischen Zeitreise durch sechs Dekaden Duisburger Geschichte, die 70er Jahre. Danach werde das Material sehr dünn.
Im Frühjahr 2019 gibt es eine Wiederholung der bisher gezeigten Filme ab den 20er Jahren.