Duisburg. . Seit 40 Jahren hilft das Frauenhaus Duisburg Frauen und deren Kindern nach Gewalterfahrung. Spenden tragen die Hälfte der Kosten.
Es ist ein Jubiläum, aber kein Anlass zur Freude: Das Frauenhaus Duisburg ist seit 40 Jahren Schutzraum für Frauen und deren Kinder, hat von September 1978 an 3687 Frauen mit ihren 4091 Kindern Hilfestellung, Obdach, Trost geboten. Aber es war und ist immer zu wenig, allein im letzten Jahr mussten 367 Anfragen abgelehnt werden, weil kein Platz frei war, berichtet die Leiterin Karin Bartl.
Bis zu neun Frauen mit insgesamt 13 Kindern finden in ihrer Einrichtung Platz, sie bleiben im Schnitt 56 Tage. Kehrte früher ein Drittel der Frauen zum Täter zurück, so seien es heute noch 12 %, sagt Bartl. Die längere Verweildauer mache es möglich, an eigenen Perspektiven zu arbeiten.
Die Gründe für eine Flucht ins Frauenhaus seien damals wie heute psychische und physische Gewalt von Ehegatten oder Lebensgefährten, zum Teil von Söhnen. Neu hinzugekommen sei das Thema Cybergewalt: Die Frauen würden bedroht, dass intime Fotos veröffentlicht werden. Männer hätten durch Smartphones außerdem Ortungsmöglichkeiten. Dass tatsächlich ein Täter die Frau aufspürt, gar Mitarbeiter bedroht, komme im Schnitt einmal im Jahr vor, sagt Bartl. Die Polizei sei aber binnen zwei Minuten vor Ort, sie fühle sich gut geschützt.
Das Frauenhaus war das erste evangelische seiner Art in Deutschland und ist in der Trägerschaft des Christophoruswerks. Die Hälfte der Personalkosten wird durch das Ministerium für Gleichstellung getragen, die restlichen Personal- und Sachkosten kommen durch Spenden zusammen. Den Löwenanteil trägt die Sparkasse mit zuletzt 90.000 Euro jährlich. Seit 1996 wurden 2,7 Millionen Euro investiert, berichtet der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, Dr. Joachim Bonn. Damit sei das Frauenhaus unter den jährlich 500 Spendenempfängern auf Platz 2, mehr bekomme nur der Zoo.
Behinderte Frauen jetzt im Focus
Die Folge sei eine gegenseitige Abhängigkeit, weil das Frauenhaus ohne die Sparkasse nicht existieren könne und sich die Bank wegen dieser Verantwortung nicht ohne weiteres aus der Finanzierung herausziehen könne. „Es wäre für beide besser, wenn die Finanzierung breiter aufgestellt wäre“, sagt Bonn. „Aber das Geld ist hier in sehr guten Händen.“
Nachdem zuletzt investiert wurde, um die aus zwei Dutzend Nationen stammenden Frauen sprachlich zu erreichen, sind jetzt behinderte Frauen im Focus. Bei einer deutschlandweiten Studie hätten 75 Prozent der befragten Gehörlosen berichtet, dass sie bereits Gewalterfahrung gemacht haben, sagt Bartl. Die Übergriffe seien durch Angehörige, Pflegekräfte oder auch andere Behinderte erfolgt. Zwei Mitarbeiterinnen lernen jetzt Gebärdensprache, um auch diesen Frauen adäquat helfen zu können. Eine Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrerinnen sei in Duisburg jedoch nicht möglich, das würden jüngere Häuser bieten.
>>>Kontakt zu den Frauenhäusern
Betroffene Frauen können sich per Telefon an das Frauenhaus Duisburg wenden: 0203 / 370073 Weitere Infos gibt es im Netz unter www.frauenhaus-duisburg.de
In Duisburg betreibt auch der Verein Frauen helfen Frauen ein autonomes Frauenhaus, Kontakt über 0203 / 62213, Infos im Netz: www.frauen-helfen-frauen.org
Rund um die Uhr ist das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen besetzt: 08000/116016