Duisburg. Käfer und Pilze machen den Bäumen zu schaffen. Förster Axel Freude wünscht sich in den kommenden Wochen permanenten Nieselregen.

Radfahren in kurzer Hose und T-Shirt, Sonne tanken bei Temperaturen von 25 Grad Celsius, Picknicken im Stadtpark: Während sich die meisten über das Wetter gefreut hat, machen die anhaltenden Trockenphasen den städtischen Wäldern weiter zu schaffen. Nach den extremen Sommermonaten sind die Wasserspeicher im Boden im goldenen Oktober so gut wie leer. Die Stadtförster hoffen deshalb auf die nächste Regenperiode.

Bodenwasserspeicher sind kaum gefüllt

Förster Axel Freude weiß: Wenn es jetzt wieder stark regnen sollte, kommt das Wasser nicht zu hundert Prozent im Boden an.
Förster Axel Freude weiß: Wenn es jetzt wieder stark regnen sollte, kommt das Wasser nicht zu hundert Prozent im Boden an. © Tanja Pickartz

„Die Wälder leiden derzeit wieder unter einer extrem schlechten Wasserversorgung“, sagt Förster Axel Freude. „Das ist mit einer Hungersnot zu vergleichen“. Die sogenannten Bodenwasserspeicher sind kaum noch gefüllt. „Das wirkt sich auf den Stoffwechsel der Bäume aus“, erklärt Freude. Sonne sei zur Genüge vorhanden, Wasser als essenzieller Bestandteil des Stoffwechselprozesses aber eben nicht. „Wir erleben zwar immer mehr Starkregenereignisse in letzter Zeit, bei der 50 bis 60 Liter Wasser in kurzer Zeit niederregnen, doch die kommen nicht zu hundert Prozent im Boden an“.

Während es den Eichen noch verhältnismäßig gut gehe, sehe es bei Buchen, Ahorn und Fichten „dramatisch“ aus. Der Förster vergleicht den Zustand des dürstenden Baumbestandes mit einem geschwächten Immunsystem beim Menschen. Die Folge: die gestressten Bäume werden anfällig für Insekten- und Pilzbefall. Zu den Leidtragenden gehören vor allem Nadelhölzer wie die Fichten. Die machen ein Prozent des etwa 2300 Hektar großen Waldgebietes in der Stadt aus und haben vor allem ein Käferproblem. „Die Nadelbäume sind derart geschwächt, dass es ihnen nicht mehr gelingt, Schädlinge wie den Borkenkäfer mit ihrem Harz abzuwehren.“

Waldbrand-Gefahrenstufe hoch gesetzt

Die nordrhein-westfälischen Wälder sind dabei besonders stark vom Borkenkäferbefall betroffen. Der Landesbetrieb Wald und Holz spricht von einer exponentiellen Ausbreitung des Käfers, der seine Nachfahren in der Baumrinde ausbrütet. Der Betrieb rechnet noch in den kommenden Jahren mit massiven Problemen, die von dem Schädling verursacht werden.

„Auch Pilze haben momentan ein leichtes Spiel“, weiß Axel Freude und ergänzt: „damit sind die schädlichen Pilze gemeint. Diejenigen, die in Symbiose mit den Bäumen leben, schwächeln ebenfalls.“

„Das Thema Waldbrandgefahr ist kalter Kaffee“, kommentiert Axel Freude.
„Das Thema Waldbrandgefahr ist kalter Kaffee“, kommentiert Axel Freude. © Lars Fröhlich

Und das Thema Waldbrand? Erst kürzlich hat der Deutsche Wetterdienst für NRW die Waldbrand-Gefahrenstufe auf Stufe zwei und teilweise drei gesetzt, was so viel wie geringe bis mittlere Gefahr bedeutet – ungewöhnlich für Oktober. „Das ist kalter Kaffee“, kommentiert Axel Freude diese Entscheidung und spricht von Panikmache. Zwar bestehe tatsächlich eine „potenziell hohe Gefahrenlage“, weshalb eine unachtsam weggeworfene Zigarette im Stande ist, ein Bodenfeuer zu entfachen. An Bilder, die man aus den USA kennt, sei aber nicht zu denken. „Tagsüber herrscht eine hohe soziale Kontrolle. Anders als im Sommer, sind auch viel weniger Menschen in den Wäldern unterwegs“, sagt Axel Freude. Besondere Maßnahmen träfen die Stadtförster derzeit deshalb nicht. Gleiches hört man aus den Duisburger Wirtschaftsbetrieben, die sich um die Park- und Grünflächen im Stadtgebiet kümmern. In erhöhter Alarmbereitschaft sei man aktuell nicht, versichert eine Sprecherin.

Wenn es nach Förster Freude gehen würde, dann könnte es „gern ein paar Monate permanent Nieselregen geben“. Dann wären die Wasserspeicher im Wald wieder voll und die Bäume könnten sich von einem extrem trockenen Jahr erholen.

Voraussichtlich 500.000 Bäume werden absterben

Der Landesbetrieb Wald und Holz schätzt, dass allein in der extremen Trockenperiode im Sommer 200.000 große Waldbäume abgestorben sind. Etwa 500.000 weitere Bäume werden schätzungsweise aufgrund von Krankheiten, Pilzbefall und Schadinsekten absterben.

Auch die Zahl der Waldbrände hat im Jahr 2018 abgenommen. Zwischen Juni und August wurden in NRW 130 Waldbrände registriert. In den vergangenen Jahren habe es dagegen etwa nur 31 Mal pro Jahr gebrannt.“