Hochfeld. Einige Bewohner starten Besuche mit Fragebögen in Hochfeld. Sie wollen wissen: Wer wohnt nebenan? Auch Müll-Probleme werden angesprochen.

Die Probleme sind nicht neu: 58 Prozent der Hochfelder haben ausländische Wurzeln, die Sprachbarrieren sind oft hoch, manche haben noch kein Verständnis dafür entwickelt, wie in Deutschland die Müllabfuhr funktioniert. Vor allem letzteres stört die Anwohner. Einige von ihnen haben nun ein neues Projekt gestartet: Mit „Hallo Nachbarn!“ wollen sie ihre ausländischen Mitmenschen und deren Kultur besser kennenlernen, und vielleicht auch das ein oder andere Verständnisproblem aus dem Weg räumen.

Sie selbst nennen sich Forscher: In 104 Quartiersbesuchen, über elf Monate hinweg, wollen elf Nachbarn rund um die Eigenstraße Gespräche führen und im besten Fall „sowas wie Nachbarschaft herstellen“. Denn, so sagt Soziologe Michael Willhardt, der an der Spitze der privaten Initiative steht und seit 1999 in Hochfeld wohnt: „Wir bleiben hier und ihr bleibt hier und irgendwie müssen und wollen wir das zusammenkriegen.“

Die Initiative wird von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg finanziell unterstützt

Als besonders störend empfinden die Hochfelder die Müllbelastung: „Manche Straßenzüge zahlen doppelte Reinigungsgebühren, weil sie so verdreckt sind. Das nervt viele der Bewohner hier, egal ob mit oder ohne Mi­grationshintergrund. Wenn es gelingt, wieder zu den Normalgebühren zurückzukehren, dann wäre das schon ein Erfolg.“

Nicht zuletzt deshalb wird die Idee von den Wirtschaftsbetrieben der Stadt Duisburg finanziell unterstützt: „Wir finden es gut, dass sich Leute in Hochfeld engagieren“, sagt Norbert Lorenz. „Natürlich versuchen wir, die Anwohner aufzuklären, aber es ist schwierig mit unserem – zugegebenermaßen sehr textlastigen – Info-Material an sie heranzukommen. Es gibt immer wieder wilde Müllkippen, wir räumen ständig auf Vielleicht ist das der richtige Weg: Anders auf die Leute zugehen.“

Bei der Entwicklung ihres Info-Materials haben die Hochfelder auch an Analphabeten gedacht

Die Flyer gibt es in vier verschiedenen Sprachen.
Die Flyer gibt es in vier verschiedenen Sprachen. © Lars Fröhlich

Um die Nachbarn zu erreichen, die zum Teil kein Deutsch verstehen, haben Willhardt und die anderen Flyer in einfacher Sprache auf Deutsch, Türkisch, Bulgarisch und Rumänisch entwickelt. Für eventuelle Analphabeten haben Übersetzer professionelle Audioaufnahmen gemacht, die die „Forscher“ bei ihren Besuchen dabei haben.

Dass die Sprachbarrieren teilweise hoch sind, haben die ersten drei Quartiersbesuche bereits gezeigt: „Wir hatten versucht, mit einer Gruppe junger Männer zu sprechen. Aber sie waren sehr verhalten“, erzählt Jochen Rex-Albrecht. „Im Hintergrund wurde telefoniert, kurz darauf kam ein Auto, auf dessen Rücksitz ein Kind saß. Das hat dann für uns übersetzt.“ Im Moment jedoch reagierten die Anwohner noch etwas irritiert auf die Zweier-Teams mit Namensschild: „Wir wurden schon für einen religiösen Verein gehalten oder gefragt, ob wir von der Polizei seien“, sagt Sylvia Emilia Rost Vargas.

Die Fragebögen werden am Ende des Projekts statistisch ausgewertet

Doch so etwas wie eine Bürgerpolizei wolle das Team um Michael Willhardt auf keinen Fall sein. Die Ziele, die der engagierte Hochfelder gesteckt hat, sind andere: Die Themen und Ergebnisse der Gespräche werden in Fragebögen statistisch festgehalten und am Ende der elf Besuchsmonate ausgewertet. Der Soziologe findet: „Als Forschungsfeld zu Migrations- und Integrationsfragen, kann unser Hochfeld Deutschland wichtige Erkenntnisse liefern.“

>>>> Privates Engagement für Quartiersentwicklung

Der nächste Quartiersbesuch ist am Freitag, 30. November.

Das Projekt wird vom „Institut Z für Migration und Quartiersentwicklung“ durchgeführt, einer gemeinnützigen Unternehmergesellschaft (gUG).

Infos auf www.institut-z.de, per Mail an hallo@institut-z.de oder unter 0203/60 84 180.