Duisburg. . Fast zwei Jahre lebt Issa (3) im Libanon bei seiner Tante und darf nicht heim ins Ruhrgebiet. Die Zeit drängt, denn die Tante ist schwer krank.

Seit zwei Jahren ist Bedriye El-Merhi von ihrem Sohn Mohammed Issa getrennt. Er lebt im Libanon, darf nicht nach Deutschland reisen, sie lebte bis vor kurzem in Duisburg, jetzt in Essen - aber ohne Reiseerlaubnis. Jetzt geht es endlich einen Schritt weiter hin zur Familienzusammenführung: Die Stadt Essen hat Bedriye el-Merhi eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt. Wenn die Deutsche Botschaft dem kleinen Issa jetzt ein Visum ausstellt, kann er mit seinem Vater zurückkommen.

Die Vorgeschichte ist komplex, zusammengefasst ist Bedriye El-Merhi mit ihrem Sohn in den Libanon zur Beerdigung der Schwiegermutter gereist. Da er nur eine vorläufige Aufenthaltsbescheinigung hatte, durfte Issa nicht wieder einreisen, das Duldungspapier der Mutter erlaubte die Rückreise. Ein Botschaftsmitarbeiter empfahl, sie solle in Deutschland alles regeln und dann ihren Sohn nachholen. Eine Entscheidung binnen weniger Minuten trennte die Familie für fast zwei Jahre. Seither kämpft sie darum, wieder vollständig zu sein.

78.500 Unterschriften in der Online-Petition

Mit einer Online-Petition auf der Internet-Plattform Change.org hat sie bereits über 78.500 Unterschriften gesammelt. Aktuell ist ein Video hinzugekommen, das die Mutter mit ihren Töchtern in Essen zeigt, den Vater mit dem kleinen Issa im Libanon. Der kleine Kerl hängt am Hals seines Vaters, weint und schreit. Groß sei seine Sorge, dass der Papa ohne ihn abreist, heißt es im Video. Tränen auch bei den Schwestern (6 und 7 Jahre alt), die ihren kleinen Bruder so lange nicht sahen. Im Libanon hatte sich die Tante um den Jungen gekümmert, doch sie erkrankte an Krebs, kann die Versorgung nicht mehr sicherstellen. Die Gefahr bestand, dass Issa in ein Heim kommt, beschreibt Mama Bedriye. Ihr Mann Louay El Merhi setzte sich ins Flugzeug und ist seither bei Sohn und Schwester. Er arbeitet eigentlich bei einem Paketdienst in Essen, der Chef habe großes Verständnis für die Nöte der Familie gezeigt, berichtet Bedriye El Merhi.

Mohammed Issa lebt seit zwei Jahren bei seiner Tante im Libanon.
Mohammed Issa lebt seit zwei Jahren bei seiner Tante im Libanon.

Bewegung kam in den Fall, als sich der Petitionsausschuss des Landtags NRW mit dem Fall beschäftigt hat. Er sprach der Stadt Essen in der vergangenen Woche die Empfehlung aus, der Mutter eine Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen. Laut Silke Lenz, Pressesprecherin der Stadt Essen, sei die Ausländerbehörde dieser Empfehlung gefolgt.

Die Fakten sprachen eindeutig dafür, erklärt Sigrid Beer, die Mitglied des Petitionsausschusses ist. Die Eltern hätten alle rechtlichen Bedingungen erfüllt, indem sie standesamtlich heirateten, in Essen die Familie zusammenführten, beide berufstätig sind. Beer lobt, dass die Akte in Essen zügig geprüft worden sei. „Mit der Erteilung eines Aufenthaltstitels hat die Stadt jetzt die Grundlage für eine humanitäre Lösung geschaffen.“

Hoffnung auf schnelles Visum

Bedriye El-Merhi kann ihr Glück kaum fassen, dass es endlich weitergeht. „Noch glücklicher bin ich, wenn ich meinen Sohn endlich wieder in meinen Armen habe“, sagt sie und hofft, dass das Visum kein Problem aufwirft.

Auf die Stadt Duisburg ist sie wütend: „Man hat mir den Aufenthaltsstatus genommen, weil ich nicht gearbeitet habe, dabei waren meine drei Kinder doch noch so klein“, klagt sie. Sie hätte das Gefühl gehabt, dass man sie nur abschieben wollte. Mit den Essener Behörden sei der Umgang einfacher und sachlicher.

Mit der Hilfe ihrer libanesischen Familie, die sich bei Bedarf um die Kinder kümmere, werde sie jetzt weiter arbeiten. Es gebe übrigens keine Verbindung zu den Schlagzeilen produzierenden libanesischen Großfamilien, die seien „eine Katastrophe“.

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>>>> AUFENTHALT NACH § 25B

Die Bedingungen für eine Aufenthaltsgewährung nach §25b: Ein geduldeter Ausländer soll eine Aufenthaltserlaubnis bekommen, wenn er mindestens acht Jahre hier lebt.

Außerdem soll er hinreichend Deutsch sprechen, seinen Lebensunterhalt überwiegend allein tragen und seine Kinder zur Schule schicken.