Duisburg. . Eine neue Tourismus-Tour führt durch Plattenläden der Duisburger City. Hier gibt es das älteste Geschäft und einen Verlag mit Eigenproduktionen.
An seine erste „Scheibe“ erinnert sich Kai Homann noch genau: „Die Roboter“ von Kraftwerk hält er sorgsam wie ein kostbares Artefakt vor sechs neugierige Nasen. Dem Kult der Rille aus Vinyl sind der Chef-Touristiker vom Duisburger Kontor und sechs Begleiter auf der Spur. Denn in der Stadt hat die Schallplatte immer noch Zukunft.
Sechs Stationen hat Homann zu einer fußläufigen Vinyl-Tour durch die Innenstadt zusammengestellt – EP-Format gewissermaßen. Um sie abzugehen, sollte man sich Zeit und ein Smartphone mitnehmen. Denn zum einen lässt sich der Spaziergang rund um den Plattenteller bei outdooractive.com abrufen, zum anderen begegnet man einer bemerkenswerten Vielfalt von Läden mit sehr eigenen Konzepten.
Der typische Kunde ist männlich und verdient gut
Ganz klassisch taucht man bei Far out an der Obermauerstraße 39 ein. Wer die Prä-CD- und -Streaming-Phase in den 80er und 90er mitgemacht hat, fühlt sich in dem kleinen aber gut sortierten Lädchen von Bernd Trede mit ausgewählten, teils gebrauchten Platten von Bowie bis Metallica direkt in die Zeitmaschine gesetzt. Trede hat die Höhen und Tiefen der schwarzen Scheiben seit ‘89 mitgemacht: „Vinyl hat inzwischen wieder die Kurve gekriegt, das finde ich erfreulich“.
Der regelrechte Boom der einst totgesagten Platte – von nur wenigen hunderttausend in Deutschland verkauften Exemplaren noch vor zehn Jahren, gingen 2017 bereits drei Millionen über die Ladentheke – hat für Rolf Kowalski, Mitarbeiter des wohl ältesten Schallplattenladens in Deutschland (1954), gute Gründe: „Aus der Rille kommt mehr raus. Ich mag einfach den analogen Klang.“ Neben CDs nimmt die Platte im Laden immer noch viel Platz ein. Wie viele Scheiben Kowalski selbst bei sich zuhause stehen hat, bleibt aber sein gut gehütetes Geheimnis. Plattenhörer lassen sich nicht gerne in die Sleeves - so heißen die Hüllen – schauen.
Der typische Kunde von „Die Schallplatte“ ist dennoch um die 40, Gutverdiener und in erster Linie: männlich. Ist es die Liebe zur Technik oder das Gockeln um den coolsten Musikgeschmack, der den „Langspieler“ zur idealen Männerdomäne macht? Frauen jedenfalls scheinen der Erfahrung nach eher zur praktischen Silberscheibe zu greifen.
Ganz anders sieht’s bei „Onkel Stereo“ an der Wallstraße aus. Kleine Schätzchen wie von DAF kann man hier aufstöbern, wesentlich aber sind die eigenen, Duisburger Bands, die man im eigenen Verlag „Salon Alter Hammer“ produziert und vertreibt.
Fachgeschäft bringt alte Schätzchen wieder in Gang
Bezahlt macht sich das vielleicht nicht, aber zum finanziellen Ausgleich hat der Onkel reichlich Duisburg-Fanartikel im Sortiment, zum Beispiel die formschöne schwarze Tasche „Schimmi, Pommes, Bier & EmEsVau“. Duisburg sei vielleicht nicht schön, überlegt jemand beim Betrachten der vielen ironischen Devotionalien, „aber die Leute betrachten ihre Stadt immerhin mit viel Humor“.
Was auf den Teller kommt, dürfte spätestens jetzt klar sein, beim City Electronicer erfährt man hingegen wie. Vor gut 36 Jahren hat der Familienbetrieb in Duisburg angefangen und wird für seine Expertise nicht nur auf Messen sondern auch bei Discjockey geschätzt, verrät Inhaber Lars Hoffmann. Kai Homann entdeckte das Geschäft als sein alter Plattenspieler das Zeitliche segnete. Vermeintlich, denn hier stellte man das gute Stück wieder her, „sogar die Knöpfe hat man überarbeitet – sagenhaft“.