Duisburg. . Eine steile Treppe zu einer Duisburger Trauerhalle macht Senioren, aber auch Sargträgern Probleme. Ein Umbau scheiterte bisher am Denkmalschutz.
Sie ist schön anzusehen, die aus Backstein erbaute, neugotische Kapelle im Zentrum des alten Neudorfer Friedhofs am Sternbuschweg. Im 19. Jahrhundert erbaut und über die Jahre, auch nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, wieder saniert, ist sie ein Stück Stadtgeschichte – für Gehbehinderte und alte Menschen allerdings ein Albtraum. Die recht steile Treppe mit insgesamt 15 Stufen stellt ein gehöriges Hindernis dar, eines, das viele meiden.
Trauerredner Dirk Schuchardt kann regelmäßig beobachten, welche Auswirkungen die Treppe hat. Ihm ist unbegreiflich, warum man Gästen einer Trauerfeier einen solchen Eingang zur Kapelle zumutet. ,,Meist sind die Trauernden schon etwas älter, können nicht mehr so gut laufen. Ich habe schon oft erlebt, dass die Treppe dann zu einem echten Problem wird”, sagt er. ,,Einige Ältere bleiben dann gleich draußen. Und ich habe auch schon beobachtet, dass Menschen mit Rollstühlen erst hoch und nach der Trauerfeier wieder herunter getragen werden mussten. Das sind einfach unwürdige Bedingungen. Ich würde mir wünschen, dass alle an der Trauerfeier ganz normal teilhaben können”, betont er.
Großen Respekt vor den Sargträgern
Großen Respekt hat er vor den Sargträgern, die unter Aufbringen ihrer ganzen Kräfte, die schweren Särge die Treppe hinunter tragen. ,,Nicht auszudenken, wenn da mal ein Sarg aus ihren Händen rutscht”, sagt Schuchardt. ,,Zum Glück ist das noch nicht vorgekommen. Lediglich ein Blumengesteck habe ich einmal von Sarg rutschen sehen. Doch das zeigt, wie gefährlich der Gang auf der Treppe wirklich ist”, sagt Schuchardt.
Architekturbüro beauftragt
Die zuständigen Wirtschaftsbetriebe erklären auf Nachfrage dieser Zeitung, dass sich eine Umgestaltung der Kapelle und der Treppe als schwierig darstellt – wegen des großen Höhenunterschieds zwischen dem Kapellenraum und dem Beginn der Treppe. Hinzu kommt bei einem solch alten Bauwerk der Denkmalschutz.
Sprecher Volker Lange: ,,Es müssen alle baulichen Veränderungen von der Denkmalschutzbehörde genehmigt werden. Im Rahmen einer Prüfung barrierefreier Möglichkeiten wurden bereits die Varianten mit Treppenlift, Aufzug und einer Rampe betrachtet”, sagt er. ,,Alle drei Varianten wurden der Denkmalschutzbehörde vorgestellt, die diese abgelehnt haben.” Vor dem Hintergrund wurde allerdings mittlerweile ein Architekturbüro beauftragt – für eine alternative Planung und den Umbau eines Betriebsgebäudes in eine barrierefreie Kapelle.
Mit einer eindrucksvollen Kuppel
Die Kapelle mit der eindrucksvollen Kuppel auf dem alten Neudorfer Friedhof ist nicht das einzige alte Bauwerk auf einem Duisburger Friedhof, dessen Zugang erschwert ist. Mittlerweile habe man da jedoch nachgebessert, so dass derzeit keine weitere Beschwerden vorliegen.
Lange: ,,Auf anderen Friedhöfen, auf denen es baulich möglich war, wurden Rampen oder eine Schräge aufgestellt, um die Trauerhallen und Abschiedsräume zu erreichen.”
>>KAPELLE WURDE 1874 ERBAUT
Der 30 Hektar große Friedhof am Sternbuschweg entstand 1870 und ersetzte die Friedhöfe an der Salvatorkirche, der alten Duisburger Stadtkirche und an der heutigen Mercatorhalle.
Die Grabmäler der alten Friedhöfe wurden an verschiedenen Orten auf dem neu entstandenen Friedhof wieder aufgestellt. Die Kapelle wurde bereits 1874 erbaut und mehrfach saniert. Ihr ursprüngliches Erscheinungsbild wurde aber bewahrt.