Duisburg. . Tobias Brambosch und seine Kumpels verarbeiten Liebe zum Bergbau in ihrer Musik. Als Heavy Metal Malocher rocken sie seit 20 Jahren die Zeche.

Wie es ist, mit dem Aufzug unter Tage aufzutauchen, dann eine Flasche Bier mit den Kumpels zu kippen und auf den Feierabend anzustoßen – das lässt sich kaum in Worte fassen. Tobias Brambosch und seine Bandkollegen versuchen sogar viel mehr: Sie wandeln diese Gefühle in Texte und Melodien um.

Unter dem Namen Heavy Metal Malocher machen diese fünf Männer seit 21 Jahren gemeinsam Musik. Kennen gelernt haben sie sich – wie sollte es anders sein – auf der Zeche.

Ausbildung zum Schlosser

Tobias Brambosch steckte mitten in der Ausbildung zum Schlosser auf der Zeche Friedrich-Heinrich, ein Steinkohlenbergwerk in Kamp-Lintfort, als er auf die Brüder Andres und Marcel de la Puente stieß. Schnell kamen auch Marcel Kronwald und Sebastian Forster hinzu, die ebenfalls ihre Ausbildungen am Standort absolvierten.

Der ehemalige Bergmann Tobias Brambusch hat im Interview viel zur Geschichte seiner Band erzählt.
Der ehemalige Bergmann Tobias Brambusch hat im Interview viel zur Geschichte seiner Band erzählt. © Lars Fröhlich

„Wir schlossen uns zusammen und gründeten die Band El Postre“, erinnert sich der 38-Jährige. Besser bekannt wurden sie aber dann unter dem Namen Heavy Metal Malocher. Denn ihre deutschsprachigen Texte drehen sich hauptsächlich um die Arbeit auf der Zeche.

„Vom Stil her beschreiben wir unsere Musik als Crossover, was in den 90er Jahren sehr populär war“, so Brambosch. Vergleichbar ist ihr Sound mit dem von Bands wie Such a Surge oder Thumb – eben Rockmusik mit Rap-Elementen. Die Songs heißen „Schichtbeginn“, „Plauze“ oder „Maurerdekollté“ und handeln vom alltäglichen Arbeitsfrust, vom Abgebranntsein und natürlich von der Liebe zum Malochertum.

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Hart im Klang, aber herzlich im Inhalt ist der Sound, der mal hämmernd wie ein Abbauhammer oder rasselnd wie der Kettenförderer klingt. Immer begleitet von Tobias’ Rap-Gesang und Zeilen wie diesen: „Ich hab Hunger nach mehr, gib dat Dubbel mal her.“

Die Lieder produzierten sie allesamt selbst in Marcels Keller. „Wir sind froh, dass uns da keine Plattenfirma groß reinredet“, sagt Tobias. „So haben wir die Möglichkeit, alles nach unseren Vorstellungen zu produzieren.“

Beruflich umorientieren

Als dann 2012 die Zeche in Kamp-Lintfort schloss, mussten sich die Jungs beruflich umorientieren. Malocher sind sie aber trotzdem geblieben. Der eine arbeitet als Monteur für einen großen Reifenhersteller, andere als Elektriker für Unternehmen. „Nur einer von uns arbeitet noch auf der letzten Zeche in Bottrop.“

Die Band El Postre trauert, dass das Ende des Steinkohle-Bergbaus in Deutschland naht.
Die Band El Postre trauert, dass das Ende des Steinkohle-Bergbaus in Deutschland naht. © El Postre

Die Umorientierung sei ihm nicht leicht gefallen, gibt Tobias zu. Schließlich war ihm schon als Jugendlicher klar, dass er einmal im Bergwerk arbeiten möchte. „Mein Opa und mein Vater haben bereits auf der Zeche gearbeitet – ich wollte das ebenfalls.“ Auch wenn ihm viele davon abrieten, ihm bewusst war, dass der Bergbau perspektivisch keine Zukunft hatte. „Trotzdem wollte ich unbedingt dort meine Lehre machen.“

Die besondere Atmosphäre sei es, die ihn reize – bis heute. „Der raue, aber herzliche Ton untereinander, der Zusammenhalt unter den Kollegen, denen man blind vertrauen kann.“ Traurig findet die Band es daher, dass die letzte Zeche in Bottrop dieses Jahr schließt. „Damit verliert das Ruhrgebiet ein Stück Tradition.“ In ihrer Musik verarbeiten sie die Emotionen, die mit der Aufgabe des SteinkohleBergbaus verbunden sind. Etwa in ihrem aktuellen Stück „Schwarze Seele“, in dem Tobias reimt:

„Die letzte Strecke ist gesprengt und der alte Mann stirbt.

Die Zeche ist am Ende, es wird kalt im Revier. Was wird jetzt aus Manni, Günther und Rainer? Alle verlieren ein Stück ihrer Heimat.

Uns läuft die Zeit ab bis zum Freitag – nem Scheißtag – der letzten Seilfahrt.“

Auch wenn die Jungs nicht mehr „auf Schicht“ unter Tage fahren — beim Feierabendbier stoßen sie trotzdem regelmäßig auf die gute alte Zechen-Zeit an. Diese Verbundenheit spiegelt sich in ihren Liedern wieder. „Im Herzen sind wir Malocher, das bleibt ewig.“

Diese Geschichte gibt's hier als Multimedia-Reportage