Duisburg. Ein Feuer mit Folgen: Der Angeklagte hatte im April unter der A 59 Feuer gelegt. Die Autobahn war zwei Wochen Richtung Norden gesperrt.

Hunderttausende Autofahrer dürften ab dem 16. April nicht gut auf den Brandstifter zu sprechen gewesen sein, der für die vierzehntägige Sperrung einer Autobahnbrücke der A 59 in Meiderich und damit der freien Fahrt Richtung Norden verantwortlich war. Zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz erschienen am Freitag allerdings keine erbosten Verkehrsteilnehmer, sondern nur zahlreiche Medienvertreter.

Die Anklage wirft dem 29-jährigen Duisburger Brandstiftung und Zerstörung eines Bauwerkes vor. Gegen 3 Uhr morgens soll er Teile von Pizza-Kartons zwischen die Hinterreifen eines unter der Brücke auf einem Parkplatz an der Dr.-Lengelen-Straße abgestellten Lastwagens gesteckt und angezündet haben. Dann soll der Angeklagte den Tatort verlassen haben, wobei er die dramatischen Folgen billigend in Kauf nahm: Nicht nur der Lastwagen wurde völlig zerstört. Das Feuer griff auf 13 geparkte Pkw über und beschädigte den Betonunterbau und die stählernen Halteseile der Brücke.

Räubergeschichte war reine Fantasie

„Mein Mandant räumt das äußere Tatgeschehen ein.“ Der Verteidiger trug zu Beginn des Prozesses ein pauschales Geständnis vor. Auf die Frage des Vorsitzenden an den Angeklagten, warum er die Tat begangen haben, berichtete der ausführlich eine Geschichte wie aus einem schlechten Krimi.

Bei dem Brand waren auch die seitlichen Spannseile beschäigt worden, die der Brücke Halt geben.
Bei dem Brand waren auch die seitlichen Spannseile beschäigt worden, die der Brücke Halt geben. © Wojityczka

„Zwei Tage vorher wurde ich in Meiderich von zwei muskulösen schwarz gekleideten Männern angesprochen“, so der 29-Jährige. Die Muskel-Männer, die im Auftrag eines Zuhälters aus der Rocker-Szene unterwegs gewesen seien, hätten gedroht, seinen Bruder zu erschießen, wenn er nicht tue, was sie verlangten: Den genau bezeichneten Lastwagen mit Hilfe von Pizza-Kartons anzustecken. „Ich weiß, dass ich diese Geschichte nicht beweisen kann. Das ärgert mich.“

Den Verteidiger offenbar auch. Er bat um eine Unterbrechung. Nach zehnminütiger Beratung mit seinem Mandanten verkündete der Anwalt, die Räuberpistole sei nur Ausfluss „ der fehl geleiteten Fantasie“ des Angeklagten. „Die Tat war ein Hilferuf.“ Offenbar war der Angeklagte, der bis Mai 2017 wegen Betrügereien viereinhalb Jahre in Haft saß, mit dem Leben in Freiheit nicht zurecht gekommen.

Brandstifter war schnell ermittelt

„Ich wollte nur Reifen anstecken“, beteuerte der 29-Jährige. „Mit den ganzen Folgen habe ich nicht gerechnet.“ Ihm sei klar, dass er für die Tat bestraft werden müsse. Zur Tatzeit will der Mann, der seit einiger Zeit mehr oder weniger auf der Straße lebte, erheblich unter dem Einfluss von Alkohol- und Drogenkonsum gestanden haben.

Die Ermittler waren dem Brandstifter schnell auf die Spur gekommen, weil sich ein Freund des Angeklagten gemeldet hatte. Der 54-Jährige berichtete im Zeugenstand, der 29-Jährige habe wenige Stunden nach der Tat ihm gegenüber mit der Brandstiftung geprahlt.

Der Prozess voraussichtlich am 17. September abgeschlossen.

>> REPARATUR KOSTET 1,5 MILLIONEN

Die Reparatur der durch die Hitzeeinwirkung stark in Mitleidenschaft gezogenen Brücke wird das Land und damit den Steuerzahler rund 1,5 Millionen Euro kosten. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Frühjahr abgeschlossen sein. Zu wesentlichen Beeinträchtigungen des fließenden Verkehrs soll es dabei aber nicht mehr kommen.